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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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doch der Flur war leer. Die beiden waren schon um eine Ecke verschwunden. Ich versuchte Zaras Anwesenheit zu spüren, nach ihr zu lauschen, hörte aber nur das Stimmengemurmel aus der Sporthalle und fühlte nichts weiter als den nachlassenden pulsierenden Schmerz in meinem Kopf.
    Also benutzte ich die Migräne als Kompass und eilte in Richtung des Haupteingangs, falls Zara ihr Opfer vom Schulgelände fortlocken wollte, um möglichst keine Zeugen zu haben. Zuerst wurde der Schmerz schwächer, dann nahm er schlagartig wieder zu. Jedes Mal, wenn die Migräne erträglich wurde, beschleunigte ich meinen Schritt, nur um gleich darauf bei der nächsten Attacke wieder langsamer zu werden. Zweimal verschwand das Gefühl völlig, so dass ich umkehren musste und jeweils in die entgegengesetzte Richtung abbog. Als sich der Schmerz schließlich auf ein gleichmäßiges Level einzupendeln schien, blieb ich stehen.
    Ich war so besorgt und verängstigt, dass ich einen Moment brauchte, um zu erkennen, wohin die Migräne mich geführt hatte.
    Zur Schulschwimmhalle.
    Durch die Glastür sah ich, dass Parker Schuhe und Strümpfe auszog, sich die Hose bis zu den Knien aufrollte und sich am Rand des Beckens niederließ, das den Maßen der Olympiarichtlinien entsprach. Zara war nirgendwo zu entdecken, und für eine Sekunde dachte ich – oder hoffte zumindest –, dass sie von ihrer Beute abgelassen hatte. Aber gerade als Parker seine Füße ins Wasser baumeln ließ, kam sie aus dem Umkleideraum der Mädchen. Sie trug einen schwarzen Bikini und einen schwarzen Wickelrock. Das dunkle Haar fiel über ihren Rücken und wie ein Vorhang um ihr Gesicht, so dass ich die glänzenden Silberaugen nicht sehen konnte, die bestimmt gierig auf Parker gerichtet waren. Nun berührte sie seine Schulter, um sicherzugehen, dass sie seine ganze Aufmerksamkeit hatte, bevor sie langsam den Rock aufknüpfte und ihn über Hüften und Beine zu Boden gleiten ließ.
    Der Schmerz in meinem Hinterkopf nahm wieder zu und kroch mein Rückgrat hinunter. Ich drückte auf die Klinke, aber die Tür ließ sich nicht öffnen. Zara hatte sie verriegelt.
    Sollte ich Parkers Namen schreien? Bevor ich mich entschließen konnte, ließ Zara sich langsam ins Wasser sinken. Sie hatte mir den Rücken zugedreht, tauchte kurz unter und wandte sich dann Parker zu. Verführerisch platzierte sie ihre Hände rechts und links von seinen Beinen auf dem Fliesenboden. Sein Oberkörper verbarg ihr Gesicht, aber ich wusste, dass ihre Silberaugen warm und kalt zugleich strahlten, dass ihre rosafarbenen Lippen einladend ein wenig geöffnet waren und dass sie den Kopf flirtend zur Seite geneigt hatte.
    Ich wusste, dass sie genau wie damals im Wald aussah, als sie zuerst Caleb und dann Simon verführt hatte. Ihre Schönheit hatte hypnotisierend gewirkt wie ein schwingendes Pendel. Hinterher hatte Simon mir beschrieben, wie er ihrer Macht völlig verfallen war und dass er sich niemals allein aus dem Sirenenbann hätte lösen können.
    Dafür hatte er mich gebraucht. Ich hatte seinen Namen gerufen und den Zauber gebrochen.
    Aber Parker liebte mich nicht so, wie Simon es tat – oder einmal getan hatte. Ich war mir nicht einmal sicher, ob er mich besonders mochte. Meine Stimme würde bei ihm nicht die gleiche Wirkung haben.
    Trotzdem musste ich es versuchen.
    »Parker!«
    Keine Reaktion.
    »Parker!«
    Noch immer bemerkte er mich nicht. Sein Kopf beugte sich zu ihr hinunter, gleichzeitig hob sie ihren Mund, und dann küssten sich die beiden.
    Ich schlug mit beiden Fäusten gegen das Glas und trommelte noch verzweifelter, als sie ihm half, Jacke und Shirt auszuziehen. Dann ließ er sich vom Beckenrand ins Wasser gleiten. Ich wirbelte herum, rannte den Flur entlang bis zu dem gläsernen Vitrinenschrank voller Sporttrophäen und öffnete die Schiebetür. Panisch raffte ich Pokale, gerahmte Urkunden und Medaillen zusammen und begann sie nacheinander gegen die Schwimmhallentür zu werfen.
    Bei der dritten Trophäe bekam das Glas einen Sprung, und die darauf folgende Goldmedaille führte zum Erfolg. Die Scheibe zersplitterte, und Scherben flogen nach allen Seiten.
    »Stopp!«, kreischte ich, sprang zur Tür und griff durch die Öffnung nach der Klinke. »Lass ihn in Ruhe!«
    Meine Hand zitterte so sehr, dass ich den Riegel nicht öffnen konnte. Ich zerrte immer noch daran, als kräftige Finger behutsam meinen Arm drückten.
    »Vanessa?«, fragte Parker.
    Mein Kopf fuhr hoch. Die Migräne und die Panik ließen

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