Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort
Garage getan hätte, hätte es einen bestimmten Geruch gehabt. Es stimmt, was du sagst, daß man nur bei Gas aus einem Labor nichts riecht. Du solltest keinen Taucher suchen, sondern einen Chemiker. Aber die Idee mit Lieferanten chemischer Artikel ist absurd, in jedem Labor ...«
»Ich habe in den Labors gesucht, an der Universität, in Krankenhäusern«, sagte Michael müde. »Ich möchte alle Bestellungen des letzten Monats überprüfen. Wie viele solcher Gasflaschen braucht man?«
»Fünf, sechs, nicht viele, aber glaub mir ...«
»Ich schicke heute morgen jemand zu dir, gib ihm die Liste möglicher Lieferanten, er soll sie prüfen. Was haben wir schließlich zu verlieren?«
Michael betrachtete die leere Vase neben dem Telefon und bedankte sich, bevor er den Hörer auflegte.
Immer wieder warf er ungeduldig einen Blick auf seine Uhr, und erst, als es halb sieben war, erlaubte er sich, die Nummer Imanuel Schorrs zu wählen.
»Wo?« fragte Schorr mit vollkommen wacher Stimme. »Im Café Atara, das ist nicht weit von der Bank«, antwortete Michael.
So kam es, daß sie beide um halb acht im Café Atara saßen, an dem großen Fenster, das auf eine Seitenstraße hinausging. Sie schwiegen, während die Kellnerin, die sich gleichzeitig mit einer alten Frau an einem mittleren Tisch auf ungarisch unterhielt, das Frühstück vor sie hinstellte, Rührei, zwei Brötchen, kleine Butterwürfel, ein Schälchen mit Marmelade und je ein Glas Orangensaft.
»Habe ich dich geweckt?« fragte Michael und betrachtete das Rührei.
»Blödsinn«, sagte Schorr. »Wann hast du den Durchsuchungsbefehl bekommen?«
»Um halb vier.«
»Gut, da hat es sich wirklich nicht gelohnt, Lärm zu schlagen. Da hättest du die Leute ruhig schlafen lassen können.«
»Das habe ich doch getan«, verteidigte sich Michael.
»Und? Was gibt es sonst noch Neues?« fragte Schorr.
Michael zitierte Teile seines Gesprächs mit Klein, beschrieb, wie das Bankfach gefunden worden war. Er zögerte, ob er über Schira von Agnon sprechen sollte, doch die dumpfe Angst, die er bei diesem Thema empfand, hinderte ihn daran. Er hätte auch nicht gewußt, was er darüber sagen sollte. Schließlich beendete er seinen Bericht mit den Worten: »Deshalb glaube ich, daß es einen anderen Zulieferer geben muß.«
»Und was ist, wenn das Zeug nicht hier in Israel bestellt worden ist?« fragte Schorr. »Schließlich gibt es in der ganzen Welt Chemikalienhandlungen. Du glaubst doch nicht, daß er in seinem Bankfach leere Gasflaschen oder Prospekte von Chemikalienhandlungen aufbewahrt.«.
Zwei Männer betraten das Café und setzten sich an die Bar. Michael betrachtete sie, ihre dunklen Anzüge, die schmalen Krawatten, und zupfte den Kragen seines Hemdes zurecht.
»Komm, denken wir mal nach«, sagte Schorr in väterlichem Ton und nahm einen Schluck von dem Milchkaffee, den die Kellnerin brachte. »Wie könnte ein Literaturprofessor an Gasflaschen gekommen sein? Wie hättest du es an seiner Stelle angefangen?«
Michael stellte vorsichtig die Tasse auf den Teller. »Ich habe dir gesagt, wir haben alle Labors kontrolliert, und überall haben wir die Auskunft bekommen, daß nichts vermißt würde. Es bleibt nur der gesetzliche Weg: eine Bestellung bei einem Händler, entweder telefonisch oder brieflich. Doch in jedem Fall müßte jemand ein Paket angenommen haben, der Händler hätte wissen müssen, wer bezahlt, an wen die Flaschen geschickt werden sollen.«
»Ja«, stimmte Schorr zu und zerrieb den schwarzen Kopf des Streichholzes, das Michael in den Aschenbecher gelegt hatte. »Aber da liegt das Problem: Warum? Warum sollte jemand, der so vorsichtig einen Mord plant, das Risiko eingehen, Spuren zu hinterlassen, wenn er das Gas ganz leicht auf anderem Weg hätte bekommen können? Auch wenn es sich um kleine Behälter handelt, so muß man doch auch die abholen, für den Empfang des Pakets eine Quittung unterschreiben, was weiß ich alles.«
»Dazu habe ich eine Theorie«, beharrte Michael. »Aber nicht jetzt, ich möchte erst das Bankfach sehen und dann weiter ermitteln. Das mußt du doch zugeben, daß weitere Ermittlungen nichts schaden.«
Schorr winkte der Kellnerin und deutete auf seine leere Tasse. Sie rief durch das Fenster zur Küche: »Noch ein Milchkaffee!« und brachte ihm dann schnell eine neue Tasse.
»Das Problem mit Tirosch ist«, sagte Schorr, »daß er vollkommen allein gelebt hat. Ich verstehe, daß du dir von dem Bankfach soviel erhoffst, aber ich habe da
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