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Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Titel: Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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geh nach Hause«, sagte Michael weich. »Es nützt niemanden was, wenn du dich umbringst.«
    Sie stand mühsam auf und zögerte. »Geh schon! « fuhr er sie an. Sie lächelte und verließ das Zimmer.
    Um drei Uhr nachts klingelte das Haustelefon, er sprang auf. Eli Bachars Stimme klang atemlos und aufgeregt: »Ich konnte nicht warten, bis ich raufkomme, um es dir zu erzählen. Wir haben was gefunden, ich und Elfandari.«
    »Was? Was habt ihr gefunden?« fragte Michael nervös. »Komm, schau es dir an, wir sind unten, neben dem Sitzungsraum. Wir haben einen Hinweis auf einen Safe gefunden.«
    »Wo? Was für einen Safe? Vielleicht wirst du endlich mal ein bißchen deutlicher?«
    »Tiroschs Safe, er hatte einen Safe bei einer Bank, wir haben Unterlagen gefunden.«
    »Wo waren die?« fragte Michael.
    »Wir sind hier unten, komm und schau sie dir an, sie waren in irgendeinem Gedichtband, bei dem Material, das wir in seinem Büro gefunden haben, nicht bei ihm zu Hause.«
    Michael rannte die beiden Stockwerke hinunter, und obwohl er wußte, daß in etlichen Zimmern gearbeitet wurde, klang ihm das Echo seiner Schritte auf den Fluren laut und einsam in den Ohren.
    Eli Bachar blickte ihm siegessicher entgegen. »Ich bin nicht zu dir heraufgekommen, weil wir noch mittendrin sind, ich habe ohne nachzudenken nach dem Telefon gegriffen, gleich als ich das Zeug gesehen habe.«
    »Wo war das?« fragte Michael.
    »Unter diesen Papieren da«, sagte Elfandari mit seiner angenehmen Stimme und hielt ihm eine feste Mappe mit dünnen, bedruckten Seiten hin. Michael blätterte darin herum, lächelte und sagte: »Alle Achtung.«
    »Die Nationalbank«, erklärte Elfandari.
    »Wieviel Uhr ist es?« erkundigte sich Bachar.
    »Drei Uhr und noch was«, antwortete Michael zögernd. »Wir brauchen zwei Stunden, um den Befehl durchzukriegen.« Er schaute die beiden an. »Wo ist Balilati?« fragte er.
    »Wer will das wissen?« erkundigte sich Balilati, der mit einem breiten, triumphierenden Grinsen am Türstock lehnte.
    Michael hielt ihm die Papiere hin, die die Existenz eines Bankfachs bewiesen.
    »Soll ich eine Verfügung besorgen?« fragte Balilati mit ernstem Gesicht, was bei ihm eine Seltenheit war, nachdem er einen bewundernden Pfiff ausgestoßen hatte.
    Michael zuckte mit den Schultern.
    »Ich bin in einer Stunde zurück. Wer ist heute der diensthabende Richter?«
    Sie wußten es nicht.
    »Gut, nicht wichtig. Wer ist bei der Bank für die Fächer verantwortlich? Sollen wir ihn jetzt schon wecken, oder warten wir bis zum Morgen?«
    »Wir warten bis zum Morgen«, entschied Michael.

Vierzehntes Kapitel

    Um sechs Uhr morgens, nachdem er lange Zeit in Gesellschaft Balilatis verbracht hatte, der geradezu zwanghaft die Melodie des bekannten Lieds »Da liegt der Hund begraben« vor sich hin summte, stand Michael in sauberen Kleidern vor dem Spiegel seines Badezimmers und fuhr sich vorsichtig mit dem Rasiermesser über die Wange.
    Immer wieder überdachte er die Aussage Arie Kleins, die er so oft gehört hatte, als das kleine Gerät zwischen ihm und Balilati auf dem Tisch gestanden hatte. Als er sich das Gesicht abtrocknete, war er zu einer Entscheidung gekommen.
    »Sag mal, weißt du überhaupt, wieviel Uhr es ist?« meinte Avigdor, der Chef der Spurensicherung, mit verschlafener Stimme. »Konntest du nicht eine zivile Uhrzeit abwarten, bevor du mich anrufst?«
    »... Nein, es muß keine große Glasflasche gewesen sein, es gibt auch etwas, das Laboratory Bottle heißt, eine kleine Flasche, so ähnlich wie eine Sodaflasche, die zweihundert Gramm enthält, aber ... «
    »... Ja, man benutzt sie zum Beispiel für Experimente. Ich habe sie benutzt, als ich an der Uni Chemie gemacht habe. Damals hat man mich nicht um sechs Uhr morgens geweckt.«
    »... Ochajon, wie viele Jahre leite ich schon die Spurensicherung? Nicht eines und nicht zwei! Warum verläßt du dich nicht auf mich? Ich habe dir schon tausendmal gesagt, daß das nicht sein kann. Das ist eine verrückte Idee, es ist wirklich ganz einfach. Man kann sogar in eine Garage gehen, sie fest verschließen, einen Automotor anmachen und einen Gasbehälter füllen. Da hast du dein Kohlenmonoxyd. Meiner Meinung nach findest du auf diese Art nichts.«
    »... Ja, da ist was dran.« Zum ersten Mal klang Avigdors Stimme zögernd. »Aber dafür muß sich dein Mann in Chemie auskennen. Überhaupt muß er sich mit Chemie auskennen, egal wie, um auf die Idee mit dem Gas zu kommen. Und wenn er das in einer

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