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Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Titel: Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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sich ausländische Geldscheine in weißen Umschlägen: Schweizer Franken, Dollars, englische Pfund und sogar jordanische Dinare. Aus einem dritten Umschlag zog Michael eine Kette aus bläulichen Perlen, der Silberverschluß war mit Brillanten besetzt, und dazu passende Ohrringe. Einen Moment betrachteten sie den Schmuck, dann stieß Eli Bachar einen triumphierenden Schrei aus: »Da ist es!«
    Das Testament, von einem Notar unterschrieben, befand sich in einem gesonderten Umschlag. Michael las das sachliche, kurzgefaßte Dokument einige Male, reichte es Schorr, dann nahm er den Hörer des Haustelefons ab und bat Zila, zu ihm zu kommen.
    Sie betrachtete das Testament eine ganze Weile, bevor sie es Michael zurückgab. Ihre Wangen waren rot.
    »Wir haben keine Wahl«, sagte Eli Bachar und fuhr sich durch die Haare. »Sie soll ihren Rechtsanwalt mitbringen, wenn sie will.« Mit gekränkter Stimme fügte er hinzu: »Ich habe von Anfang an gesagt, daß sie mir nicht gefällt.«
    Michael nickte Zila zu, und sie schaute ihn fragend an. »Gut«, sagte er, »man muß herausfinden, wo sie im Moment ist, und sie herbringen. Bist du bereit?«
    Zila nickte eifrig, öffnete die Tür und stieß mit Mani Esra zusammen, der plötzlich im Türrahmen stand. »Wohin gehst du?« fragte er gereizt und blickte sich schnell um.
    Sie schaute an Manis Schulter vorbei und lächelte dem jungen, mageren Mann mit dem Schnurrbart vergnügt zu, der nun neben Mani trat.
    Er trug Polizeiuniform, auf seinem Arm war deutlich das Feldwebelabzeichen zu sehen. »Ilan Mu'alem«, sagte er zu Ochajon und hielt ihm seinen Ausweis hin.
    »Warum trägt er Uniform?« fragte Eli Bachar Mani, der mit unterdrücktem Grinsen antwortete: »Vielleicht hat er gedacht, daß das hier üblich ist.«
    Ilan Mu'alem trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Er ist von der Polizei in Ofakim«, erklärte Mani. »Er ist unsere Unterstützung vom Dezernat Süd.«
    »Was für ein Glück, daß Balilati nicht da ist, er hätte ihn gefressen«, sagte Eli Bachar und nahm den Feldwebel am Arm. »Komm, Kamerad, wir besorgen dir Kaffee und was zu essen.« Damit führte er ihn aus dem Zimmer.
    Michael wandte sich an Mani und erklärte ihm kurz, daß er alle Bestellungen von Kohlenmonoxyd herausfinden solle, die im letzten Monat gemacht worden seien. Alle sollten sorgfältig aufgelistet werden.
    »Mit dem? Mit diesem Mu'alem?« fragte Mani ungläubig.
    »Ich nehme an, daß er telefonieren kann«, sagte Michael kühl und fühlte einen leichten Stich von Mitleid, als er an die demütige Gestalt in Uniform dachte.
    Als alle weg waren, öffnete Michael die schwarze Mappe, die aus dem erkennungsdienstlichen Labor zurückgekommen war, und blätterte in den dünnen, mit Gedichten beschriebenen Papierseiten. Dann zündete er sich eine Zigarette an und las den Bericht des Labors, den Zila auf seinen Tisch gelegt hatte. Da stand, mit welcher Schreibmaschine die Gedichte geschrieben worden waren und auf was für einem Papier. »Reispapier«, las Michael in der ordentlichen Handschrift Pninas von der Spurensicherung. Es gab auch noch Hinweise auf eine Eigentümlichkeit des Buchstabens »L«, auf die Art der Tinte, die verwendet worden war, um die Gedichte zu vokalisieren. Besonders betont wurde, daß man Fingerabdrücke Tiroschs gefunden habe, außerdem noch unidentifizierbare, die durch die unachtsame Behandlung der Leute von der Sonderkommission leider verwischt worden wären.
    »Ein Blatt fiel im aufkommenden Wind / senkte sich / auf meine Bluse / von dort in die Dunkelheit / versank / und schwieg«, las Michael laut und blätterte vorsichtig weiter, auf der Suche nach irgendeinem Detail, das ihm einen Hinweis auf die Identität des Dichters geben könnte. Er wurde immer verwirrter. Das kann doch nicht sein, dachte er, das kann doch nicht sein, daß der Autor nicht gemerkt hat, wie banal diese Gedichte waren.
    Mit einem gewissen Vergnügen betrachtete er die Anmerkungen Tiroschs, dessen Schrift ihm im Laufe der letzten Woche vertraut geworden war. »Metaphorische Verbindung«, hatte Tirosch neben die Zeile »Ich wußte nicht, ob ich die Tür nach deinem Weggehen verschlossen hatte« geschrieben.
    Michael, obwohl er wußte, daß die Literaturtheorie zwischen dem Autor und dem »Sprecher« des Gedichtes unterschied, war überzeugt, daß es sich in diesem Fall um eine Dichterin handeln mußte. Er blätterte weiter und fand andere Anmerkungen Tiroschs, lange Fragezeichen und die Wörter

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