Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort
Angst, daß es verdirbt. Ich frage mich natürlich, warum sie den Sohn des Nachbarn bittet, den Kurzschluß zu reparieren, wenn ihr Sohn zu Hause ist. Ich frage erst den Sohn des Nachbarn, Joske heißt er, ich frage ihn, ob Arie Klein damals nicht im Haus war. Natürlich nicht, sagt er, sonst hätte sie ihn doch nicht gebraucht, weil Arie alles reparieren kann. Niemand war im Haus, nur sie. Das hat er gesagt. Ich habe ihm vorher irgendeine lange Geschichte erzählt, warum ich frage, wir haben uns in aller Freundschaft unterhalten, er hat keine Ahnung gehabt, was er mir da erzählt. Also habe ich gefragt, wann Klein denn gekommen wäre, und er hat gesagt, das wüßte er nicht. Aber als er den Kurzschluß repariert hatte, hat seine Mutter ihn überredet, nicht mehr nach Haifa zu fahren, sondern bei ihnen zu schlafen, bei seinen Eltern, und er ist dort geblieben. Er ist gestern nur zufällig dagewesen, ich habe ihn auch nur zufällig erwischt, weil er die Enkel zu der Großmutter gebracht hat, hat er gesagt. Da habe ich ihn gefragt, wann Klein angekommen ist, und er hat gesagt, das wüßte er nicht, er wäre am Freitag morgen in aller Frühe weggefahren, nach Hause.« Balilati seufzte und warf Michael einen Blick zu, der angespannt dasaß und kein Wort sagte.
»Und?« fragte Eli Bachar. Es war das erste Wort, das er sprach, seit er das Zimmer betreten hatte.
»Was und? Wie ich gesagt habe, Rafi und ich sind zu seiner Mutter gegangen und haben ihr gesagt, sie soll mit uns kommen. Sie hat gefragt, warum, was soll das heißen, und ich habe was gesagt von falscher Zeugenaussage und warum ihr Sohn ihr nicht den Kurzschluß repariert hat, wenn er da war. Da wußte sie, daß sie in der Falle saß, aber sie hat nichts gesagt. Sie hat auch keine andere Geschichte erzählt. Sie hat nur dagestanden wie ein Denkmal und hat gesagt, daß sie sonst nichts sagt und daß sie nicht mit zur Polizei fährt, mit niemandem, und wenn wir das wollen, dann müssen wir sie mit Gewalt abschleppen. Na ja, hätte ich sie mit Gewalt mitnehmen sollen? Ich sagte zu ihr, okay, gnädige Frau, wenn Sie es so wollen, dann wird sich die örtliche Polizei auf Ihrer Türschwelle niederlassen. Wir haben ihr Telefon abgestellt, und sie wird von einem der dortigen Polizisten bewacht, damit sie ihren Sohn nicht warnen kann. Dann sind wir auf dem schnellsten Weg zurückgefahren.«
»Das heißt, daß er in Wirklichkeit gar nicht in Rosch-Pina war?« fragte Eli erschrocken.
»Das heißt, daß er am Freitag abend dort war. Und sein Flugzeug ist am Donnerstag um zwei Uhr mittags angekommen, also habe ich gedacht, daß man ihn fragen muß, wo er gewesen ist. Wenn ihr nichts dagegen habt.«
Die Tür ging auf, und Rafi Elfandaris Kopf erschien. »Er ist da. Willst du ihn?«
»Er soll warten«, sagte Michael.
»Er soll noch ein bißchen kochen«, zischte Balilati giftig, und Elfandari verschwand.
»Wann seid ihr zurückgekommen?« fragte Eli Bachar.
»Gerade eben. Fünf Minuten bevor ich euch im Labor erwischt habe. Wir hatten noch nicht mal Zeit, was zu essen. Das ist eine ganz schöne Strecke, nach Rosch-Pina. Auf dem Rückweg hat Rafi es in drei Stunden geschafft. Und während ich dich angerufen habe, hat er schon vor Kleins Haus gestanden, damit das Vögelchen ja nicht wegfliegt. Also, was sagst du zu dieser Geschichte? Da ist einer, der den besten Ruf hat, der Hochverehrte höchstpersönlich, aber, wie dein Boß sagt, man muß immer mit den Nachbarn reden.«
Balilati schwieg nun und schaute Michael an, der noch immer mit undurchdringlichem Gesicht wie erstarrt dasaß. Balilati rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. »Ich sterbe vor Hunger«, sagte er. »Kommt, gehen wir um die Ecke und bringen wir auch dem Boß was zu essen, ja, Ochajon? Was meinst du?«
Michael schwieg. Schließlich machte er eine undeutliche Bewegung mit dem Kopf, und Balilati zog es vor, dies als Zustimmung zu deuten. Zögernd fragte er: »Was soll ich dir bringen?«
»Nichts, danke«, antwortete Michael, als er bemerkte, daß die beiden anderen schon bei der Tür waren. »Ich habe keinen Hunger, ich habe heute schon was gegessen.« Der Geschmack der Zwiebeln vom Mittagessen kam ihm hoch. Als sie gegangen waren, wählte er Schorrs Nummer. Niemand antwortete. Er versuchte Schorrs Nummer zu Hause, auch dort war keiner. Schließlich legte er den Hörer auf und sagte sich, daß jetzt niemand die Arbeit für ihn machen könne. Er versuchte, die Verwirrung und den Schrecken
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