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Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Titel: Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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sind nämlich auch andere Leute verwikkelt«, sagte Klein, als lese er Michaels Gedanken. »Es geht nicht nur um mich.«
    Michael nickte, sagte jedoch nichts. Wieder verwirrten ihn die verschiedensten Empfindungen. Die Frage, was Kleins Geheimnis war, ließ ihn nicht los, er wollte es wissen.
    »Ich habe mich mit einer Frau getroffen, die ich unbedingt sehen mußte«, sagte Klein endlich. Fast flüsternd fügte er hinzu: »Aus diesem Grund habe ich meine Mutter gebeten zu lügen. Sogar ihr habe ich nicht gesagt, warum.«
    Das ist es also? Auch du? Ein alter Sünder bist du? dachte Michael enttäuscht, als er die Arme sah, die sich wieder vor der Brust verschränkten.
    »Ich vermute, daß sie verheiratet ist.«
    Kleins schwere Augenbrauen hoben sich. »Wieso nehmen Sie das an? Sie ist nicht verheiratet.«
    »Warum dann die Heimlichkeiten?« fragte Michael verwirrt. »Wegen Ihnen?«
    Klein gab keine Antwort. Er war sehr blaß, sein Gesicht hatte einen Ausdruck, der dem ähnlich war, den Michael an jenem Tag gesehen hatte, vor einer Ewigkeit, als sie beide auf der Bank neben den Brieffächern saßen, nachdem Tiroschs Leiche entdeckt worden war. Michael sehnte sich nach diesem brüderlichen Gefühl zurück, dieser wortlosen Gemeinsamkeit von damals und nach dem Salat von heute nachmittag.
    »Letzten Endes ja, wegen mir, auch wenn man das auch anders sehen könnte.«
    »Bis wann waren Sie bei ihr?«
    »Bis Freitag mittag. Ich bin um halb drei von Jerusalem weggefahren«, antwortete Klein, und Michael zündete sich eine Zigarette an.
    »Sie sagen also, dorthin seien Sie direkt vom Flughafen aus gefahren und bis zum nächsten Tag geblieben?« fragte Michael und betrachtete das angekohlte Streichholz, das er in den vollen Aschenbecher legte.
    »Müssen Sie denn alles wissen?« fragte Klein, schwieg dann aber.
    »Die ganze Zeit?« beharrte Michael.
    »Nachdem Sie es nun schon wissen, ist mir klar, daß es sich nicht lohnt, etwas zu verbergen«, seufzte Klein. »Ja, ich war die ganze Zeit mit ihr zusammen, außer während der zwei Stunden, in denen ich mit Scha'ul Tirosch zusammen war, am Donnerstagabend.«
    Ich glaube es nicht, dachte Michael Ochajon, ich glaube es nicht! Wie konnte ich mich nur so täuschen lassen?
    »Wo?« fragte er laut. »Wo haben Sie ihn getroffen.«
    »Im Restaurant«, antwortete Klein, und seine Stimme war ruhig, auch seine Arme hatten sich entspannt, sie lagen jetzt ruhig auf dem Tisch. Seine Finger streckten sich für einen Moment, dann verflochten sie sich ineinander.
    »In welchem Restaurant?« fragte Michael.
    »Das hängt mit der ganzen Geschichte zusammen«, sagte Klein langsam. »Und wie ich schon gesagt habe, es steht in keiner Verbindung zu ...«
    »Professor Klein!« Michael erhob vor Zorn und Ungeduld die Stimme.
    Wieder wurde es still im Raum.
    Und erst dann erzählte Klein die ganze Geschichte, in allen Einzelheiten, nicht wie ein gebrochener Mensch, sondern wie jemand, der zu einer Entscheidung gekommen ist. Michael mußte nichts mehr fragen.
    »Geben Sie mir bitte alle Daten, Name, Adresse«, sagte er zum Schluß und griff nach einem Stift. Er meinte, einen Pfiff durch die Tür zum Korridor zu hören, als er den Namen der Frau aufschrieb. Er wußte, daß die anderen jetzt bereits loszogen, um die Frau zu holen. Es war schon nach Mitternacht.

    »Wie kann man eine solche Sache zwölf Jahre lang geheimhalten!« rief Balilati und stellte das Aufnahmegerät ab. »Noch dazu in Jerusalem!« Er schwieg, dann sagte er: »Ich schwöre dir, wenn du mir noch einen Tag gegeben hättest, ich hätte es rausgefunden. Wie alt ist der Junge? Fünf? Da kenne einer die Menschen! Und zu Hause hat er doch drei Töchter, oder? Hat er mit ihr einen Sohn machen wollen? Und du hast ihn für einen Heiligen gehalten! Dabei hat er eine Mätresse!« Er trank den letzten Schluck Kaffee aus, schüttelte den Kopf und seufzte laut. Dann stand er plötzlich auf und sagte: »Einen Moment! Einen Moment! Malka Arditi, ist das nicht Mali? Was für ein Hundesohn dieser Klein ist, was für ein Hundesohn!«
    »Was hast du?« fragte Michael ungeduldig. »Wer ist Mali?«
    »Was sagt man dazu! Was für ein Hundesohn!«
    »Wer?« fragte Michael und betrachtete Balilati neugierig. »Erklär es mir, und zwar langsam.«
    »Du erinnerst dich doch, daß wir einmal nach einem Fall, dem Fall mit dem ... wie heißt er doch gleich, na ja, egal, jedenfalls wollten wir in ein Restaurant in Nachlat-Schiw'a ...«
    Michael nickte. »Und es war

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