Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
und ihr Gesicht verjüngte sich. Ihre Schlitzaugen erstrahlten in leuchtendem Braun. Für einen Moment wurde der Hauch einer jugendlichen Leichtigkeit sichtbar und ein Charme, der früher einmal ihr größter Reiz gewesen sein mußte. »Es kann einen überrollen, wenn man nicht achtgibt«, erklärte sie und hörte auf zu lächeln. Obwohl Isi relativ jung war, sagte sie besorgt – sie war ein paar Jahre älter als er, erwähnte sie jetzt –, hatte er gravierende gesundheitliche Probleme. »Zum Teil durch sein Asthma und seine Allergien«, sagte sie nachdenklich. »Die meisten Leute wissen gar nicht, wie ernst Asthma zu nehmen ist, man kann daran ster ben.«
    »Sagen Sie mir bitte«, sagte Michael, »wie ist es Ihnen ge lungen, gute Freunde zu bleiben? Hat es Sie nicht verletzt, als er Sie wegen eines anderen Mannes verlassen hat?«
    Sie dachte nach. »Meinen Sie, gemessen daran, wenn er mich wegen einer anderen Frau verlassen hätte?«
    Er sah sie an und schaute in die braunen Augen, die ihn mit großem Ernst musterten.
    »Ich weiß nicht«, gab er zu. In seinem Innern bemerkte er, daß ihn noch ein paar weitere Fragen an dieser Sache interessierten. »Vielleicht überhaupt wegen einer anderen Person verlassen zu werden.«
    »Ich weiß nicht, ob es einen Unterschied gibt, wenn der äußere Anlaß ein Mann oder eine Frau ist. Aber ich kann mir vorstellen, daß es so ist. Obwohl, insbesondere in unserem Fall, die Hauptschwierigkeit in der Auflösung des Rahmens bestand, im Zerstören unseres Heims.«
    »Und?« sagte Michael.
    »Unsere Mann-Frau-Beziehung, das heißt unser Eheleben, war schon vorher ziemlich tot. Wir waren nur gute Freunde. Es lag in der Natur der Sache, daß ich der erste Mensch war, der von seinen Treffen mit Gabi wußte. Eigentlich wußte ich es von vornherein. Aber es hängt mit intimen Details zusammen, über die ich hier nicht sprechen will. Ich bin nur bereit, Ihnen zu sagen, daß mir diese Trennung in gewisser Weise ermöglichte oder mich sogar dazu zwang, mich zu verwirklichen. Und mich meinem wahren Wesen zu stellen. Er hat mich nie belogen. Ich habe keinen Grund, ihm böse zu sein.« Wieder befühlte sie ihre Stirn, strich über die Augenränder, als wolle sie sie glätten, legte die Hände in den Schoß, neigte den Kopf und bestimmte: »Sie sind geschieden.«
    Er nickte. Schon vor Jahren hatte er begriffen, daß es für einen Moment der Ehrlichkeit zwischen ihm und einem Zeugen, insbesondere in solch einem Fall, erforderlich war, daß auch er sich öffnete.
    »Haben Sie Kinder?«
    »Einen Sohn. Er ist schon erwachsen.«
    »Wie alt war er, als Sie geschieden wurden?«
    »Sechs.«
    »Ist er nicht bei Ihnen aufgewachsen?«
    Er zuckte die Achseln. »Auch bei mir«, sagte er schließlich. »So oft es ging.«
    »Eine Scheidung ohne gegenseitiges Einvernehmen«, sagte sie mitfühlend. »Keine partnerschaftliche.«
    »Nicht besonders partnerschaftlich«, gab er zu. »Aber in den letzten Jahren ist es ... ist es weniger ein Problem.«
    »Gut, dann können Sie es wirklich schwer verstehen. Aber es hängt auch mit unserer Tochter zusammen. Die Erkenntnis, daß es sich für sie lohnt. Außerdem besteht eine grundlegende Zuneigung zwischen uns.« Ein kurzer Atemzug und dann: »Und all die Jahre, bis zu der Beziehung zu Nita, haben Sie allein gelebt?«
    »Mehr oder weniger. Abgesehen von ein paar Fehlver suchen«, hörte er sich antworten. Für einen kurzen Mo ment erschien das Gesicht Awigails vor seinen Augen. So unglücklich. Dann verschwand es wieder. Ruth Maschiach sah ihn mit Augen an, die sie scheinbar mühevoll aufhielt. »Sie wollen das Baby«, sagte sie schließlich.
    Er versuchte, seinen Speichel zu schlucken. Sein Mund wurde trocken, und er nickte.
    »Und Sie sind nicht der Vater von Nitas Kind.«
    »Nein, bin ich nicht«, gestand er.
    »Eigentlich sind Sie erst kurze Zeit mit ihr zusammen. Gabi hat Isi davon erzählt. Er wußte es von Nita. Gabi wußte nicht, daß Isi mir davon erzählen würde.«
    »Warum wußte er das nicht?« fragte Michael angespannt.
    »Wer? Gabi?« Sie lächelte. »Verstehen Sie wirklich so wenig von einer Partnerschaft? Glauben Sie, daß Gabi nicht gespalten war, was die Beziehung zwischen Isi und mir anbelangte? Er war manchmal eifersüchtig. Er mochte es nicht, daß Isi mir alles oder fast alles erzählte.«
    »Ich dachte, wenn es um zwei Männer geht, gibt es mehr Spielraum ...«
    »Partnerschaft ist Partnerschaft. Es gibt in diesem Sinn keinen Unterschied zwischen

Weitere Kostenlose Bücher