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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Ihnen erzählt. Ich kenne den Fall aus einem anderen Blickwinkel. Sind Sie es, der mit Nita und ihrem Baby zusammenlebt und mit dem Baby, das Sie gefunden haben? « Sie stellte die Frage gelassen, als sei sie die natürlichste Frage der Welt. »Ich wundere mich, daß Sie mit der Aufklärung des Falls zu tun haben. Schließlich sind Sie befangen. Bei uns wird peinlichst auf eine völlige Trennung zwischen Beruf und Privatsphäre geachtet. Halten Sie sich hier nicht daran?«
    Michael schwieg.
    »Ich dachte, weil Sie von meiner Tätigkeit wissen, könnten Sie vielleicht meinen Terminplan etwas ernster nehmen und mich nicht so viele Stunden hier festhalten. Es ist ganz klar, daß Isi nichts mit der Sache zu tun hat, und auch ich selbstverständlich nicht.«
    »Ich wußte etwas von einer Ruth Zelniker und nichts von Ruth Maschiach«, brachte er zu seiner Verteidigung vor.
    »Das ist mein Mädchenname. Ich habe angefangen bei der Fürsorge zu arbeiten, bevor ich verheiratet war, und so nennen sie mich dort noch heute«, erklärte sie und versteifte sich.
    »Waren Sie heute im Laufe des Tages, ich meine gestern, am Tag des Mordes, in der Gegend des Orchestergebäudes?« fragte Michael, als hätte er ihre Worte nicht gehört. »Haben Sie Gabriel gestern gesehen?«
    Sie sah ihn prüfend an, neigte den Kopf. Sie hatte einen langen Hals, schmal und sehr zerfurcht. Später atmete sie tief ein, lehnte sich zurück und begann zu sprechen. Sie war tatsächlich am Morgen des Vortags vor dem Orchestergebäude gewesen. Es mußte während der Probe gewesen sein. »Aber«, betonte sie, »ich bin nicht einmal in den Bau hineingegangen. Gabriel habe ich zum letzten Mal vor ... vor ein paar Tagen, vielleicht vor einer Woche gesehen, als ich unsere Tochter in die Wohnung brachte. Ich habe ihm ein paar Bücher gebracht.«
    Es stellte sich schnell heraus, daß ihr Wagen in der Werkstatt war und sie die Stadt verlassen mußte und deshalb zu Fuß zum Orchestergebäude gekommen war, um Isis Auto abzuholen, mit dem Gabriel hergekommen war. Sie hatte wegen der Tochter Schlüssel für Isis Wagen und auch für die Wohnung der beiden. Sie unterhielt sehr korrekte Beziehungen zu Gabi, fügte sie hinzu, und sie mochte ihn sogar. Irit, ihre Tochter, hing nahezu an ihm. Sie selbst hatte nicht allzuviel Kontakt. Theo kannte sie kaum. Sie war ihm ein mal bei der Beschneidung von Nitas Baby begegnet. Gabriel beriet sich hin und wieder mit ihr über Nita, vor allem in der Zeit der Schwangerschaft, als der Eindruck entstand, daß Nita sich vor einem völligen Zusammenbruch befand. »Jedenfalls hat sie aufgehört zu spielen, was noch nie vorgekommen war. Das hat mir Gabriel erzählt, als er zu mir kam, um sich von mir einen Rat zu holen.« Sie selbst war in diesem Fall gegen eine Abtreibung gewesen, vor allem we gen Nitas Alter. »Es ist nicht gut, eine erste Schwangerschaft im Alter von siebenunddreißig abzubrechen. Noch dazu, wo Nita das Baby wollte.« Sie hatte mit Nita gesprochen und ihr sogar seelischen Beistand, professionelle Tagesmütter und dergleichen angeboten.
    Den Vater van Gelden hatte sie nicht wirklich gekannt. Sie war ihm zwar begegnet, aber sie hatten nie miteinan der gesprochen. »Außer in seinem Geschäft«, fügte sie mit einem leichten Kichern hinzu und breitete die Arme aus. Schließlich war sie ein wohlerzogenes Jerusalemer Mädchen, spielte Flöte und Klavier und kaufte dort ihre Noten. Sie erinnerte sich auch an die Mutter, die sie immer beeindruckte, mit ihrem hohen Wuchs und ihrem hellen zusammengefaßten Haar. »Eine imposante Erscheinung«, dachte sie laut. »Haben Sie die Mutter nicht gekannt?« fragte sie. Er schüttelte den Kopf. Fest entschlossen, das Gespräch auf die Fakten des Falls zu reduzieren, wehrte er jede entstehende Nähe ab, aber er fürchtete schon jetzt, als er ihr mühsam zuhörte, daß die Grenzen sich schnell verwischen würden.
    Natürlich sei sie entsetzt über Gabis Tod gewesen, sagte sie mit der Direktheit, die ihre Worte von Anfang an charakterisiert hatten. Sie sprach mit dem kehligen Akzent einer Sabre*. Aber wie konnte sie es sich leisten, schockiert zu sein, wo Isi kurz vor dem Zusammenbruch war. Schließlich hatte er schrecklich an ihm gehangen. »Dieser Tod, vor allem die Art, wie er starb, bringt ihn um«, sagte sie. Überhaupt, erklärte sie, habe sie so viele schlimme Dinge in ihrem Leben erlebt, bei der Arbeit und anderswo, daß sie von Natur aus auf die richtige Distanz achte. Sie lächelte,

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