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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Sohn seiner Mutter, wie sollte er sich gegen sie stellen? Klara lässt sich überhaupt nicht davon abbringen, nicht einmal in den kleinsten Dingen und schon gar nicht bei so etwas, dass ihr Sohn mit der Tochter von ... Joram war der heiß geliebte Sohn seiner Mutter ... heute sagt man, dass hier früher einmal alles anders war, dass alle arm, aber zusammen waren, dass es keine ... aber das stimmt nicht, Herr Ochajon, auch früher war es schlimm. Auch wenn alle arm waren und alle Neueinwanderer und ... sie ließen einen nicht leben ... Sie wissen gar nicht, was für ein Kind ... so schön wie seine Mutter war er ... so war sie, als ich sie in unserer Stadt kennen gelernt habe, genau so, mit diesen gro ßen Augen ...« Seine Stimme erstarb, und er blickte um sich, als versuchte er zu verstehen, wo er sich befand, bis er sich zusammenriss und die Lippen aufeinander presste.
    »Aber sie waren trotzdem verliebt und hatten Kontakt miteinander«, nahm Michael den Faden wieder auf, »Sie haben sie gesehen.«
    »Einmal habe ich das Ganze mit eigenen Augen gesehen, nur ein einziges Mal«, sagte Efraim Benesch, »ausgerechnet ich, weder meine Frau noch sonst jemand auf der Welt. Und ich habe zu niemandem etwas gesagt. Sie wussten nicht, dass ich Bescheid weiß. Niemand hat es gewusst, nicht einmal seine Mutter. Kei ner ... Allmächtiger, da hat der Mensch ein Kind und ... ein einziges ...«
    »Wann war das?«, hakte Michael nach.
    »Vor ... Joram war beim Militär, sie noch nicht, glaube ich, er hatte mit Computern zu tun bei der Armee, kam jeden Tag heim. Der einzige Sohn, kam nach Hause zur Mutter. Und einmal ... wir waren ... meine Frau wollte, dass wir die Schutzmasken über prüften, ich hatte eine Mitteilung erhalten, dass sie, wenn sie älter waren, kontrolliert werden mussten. Sie waren im Schutzraum. Den Schutzraum teilen wir uns mit den Bascharis. Das ... im Golfkrieg war das ... was da abgelaufen ist ... egal, am Ende habe ich einen versiegelten Raum innerhalb unserer Haushälfte eingerichtet. Aber dort, im Schutzraum, waren die Masken, und ich ging am Abend hinunter, nicht sehr spät, aber es war dunkel, wegen der Masken bin ich hinunter. Die Tür war verschlossen, abgesperrt. Ich fand keinen Schlüssel. Es gibt ein kleines Fenster, der Schutzraum ist halb Kellerebene, halb darüber. Ich dachte, vielleicht Diebe ... ich ging in die Knie und schaute hinein. Es war ein Lumpen vor dem Fenster, der aber einen kleinen Riss hatte. Sie hatten dort irgendein altes Stoffstück befestigt. Ich schaute durch das Loch, es gab ein bisschen Licht, vielleicht eine Kerze, man sah durch den Spalt, ich sah ... sie waren ... zusammen ...« Efraim Benesch verhakte zwei Finger ineinander, als wollte er mit dieser Geste beschreiben, was er gesehen hatte.
    »Und nur dieses eine Mal?«, fragte Michael.
    »Öfter habe ich sie nicht gesehen, aber ich weiß davon«, erwiderte Efraim Benesch.
    »Und es war Zohra?«, vergewisserte sich Michael, »ganz bestimmt?«
    »Ihr Gesicht war im Licht, sie war nackt, halb aufgerichtet, das Gesicht im Licht. Sie hat mich nicht gesehen, ich war im Dun keln.«
    »Und Sie denken, dass sie die ganzen Jahre eine solche Beziehung hatten?«
    »Ganz sicher. Die ganzen Jahre. Ich weiß das hier« – er kniff sich in den Arm –, »in meinem Fleisch spüre ich das. Die ganze Zeit über. Gerade wegen dem Hass verliebten sie sich. Wir haben ihn krank gemacht. Ich weiß nicht genau, wo sie sich trafen und ... und es gibt Dinge, die ich nicht weiß ... sogar bezüglich Michelle, die er heiraten wird, deren Eltern ich kennen gelernt habe und ... sieht sie nichts? Sagen Sie, wie kann es sein, dass eine Frau mit einem Mann zusammen ist und überhaupt nichts merkt? Früher habe ich gedacht, dass man bei seinem eigenen Kind wissen kann ... aber nur, wenn das Kind das auch will ...«
    »Oder wenn man in seiner Sockenschublade sucht«, bemerkte Michael.
    »Glauben Sie mir«, sagte Efraim Benesch gequält. Er blickte auf seine großen Hände, richtete sich danach halb auf seinem Stuhl auf und holte aus der hinteren Hosentasche wieder das Päckchen mit den Papiertaschentüchern, zog umständlich eines heraus und wischte sich damit das Gesicht und danach die Hände ab. »Wollte Gott, ich hätte dort nicht suchen müssen, und wollte Gott, dass ich das, was ich weiß, nicht hätte erfahren müssen. O Gott, wenn ich nur an seine Mutter denke, sie ... sie wird es einfach nicht glau ben.«
    »Was wird sie nicht glauben?«, fragte

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