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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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entgegengehalten worden waren mit der Beschuldigung, dass er seine ihm bestimmte Aufgabe nicht erfülle: »Ich frage dich jetzt einfach, woher du diese fantastische Theorie beziehst, wer den ersten Schritt tun muss!«, beharrte er.
    »Was heißt hier fantastisch? So ist das. Und das ist bei allen so – bei meiner Mutter, bei Humphrey Bogart und Ingrid Bergman oder Lauren Bacall, das ist meine Generation, und so ist das in meiner Generation. Man hat mir gesagt, dass die jungen Mädchen heutzutage wissen, wie man die Initiative ergreift, ich habe von allen möglichen Mädchen gehört, sogar von meiner Tochter, dass ein Mädchen heute zu einem Jungen gehen kann und ihm vorschlagen ... tatsächlich mit ihm etwas anfangen kann ... sie heiraten auch nicht mehr mit zwanzig, sie haben es überhaupt nicht eilig damit. Aber bei mir, wer mich nicht will, dann eben nicht. Und du – da gibt es nichts zu rütteln, gewollt hast du nicht.« Die letzten Worte äußerte sie wieder in bestimmtem Ton, als stünde das gar nicht zur Debatte. Gerade das verleitete ihn zu erneutem Widerspruch.
    Wer hat jetzt bitte wen angerufen?«, fragte er sie wie ein kleiner Junge.
    »O.k. Dann hast du mich also als Erster angerufen«, räumte sie mit sanfter Stimme ein, als gebe sie sich geschlagen.
    »Und wer ist aus seiner Haut raus«, argumentierte er in dem Sprechgesang, den er von Dr. Solomon gelernt hatte, »und hat sich mitten in einem verwickelten Mordfall dazu gebracht und sich aus eigener Initiative – zweimal! Gleich zweimal innerhalb von vierundzwanzig Stunden – mit wem getroffen?«
    »O.k. Du, das gebe ich zu. Ich dachte, es sei zum Reden und um Informationslücken zu schließen, deshalb«, sagte sie in nicht sehr überzeugendem Ton, auf eine kokettierende Art, die ihn jedes Mal wieder amüsierte. Diesmal lachte er tatsächlich laut, wurde zugleich aber auch ärgerlich.
    »So nennst du das also? ›Informationslücken‹? Das war es? Meinst du, wir könnten jetzt hier so miteinander zusammen sein«, er wedelte mit seinem Arm über ihre Körper und zog die heruntergerutschte Decke hinauf, »ohne dass wir vorher mitei nander geredet hätten? Ohne etwas über unser Leben zu wis sen ...«
    »Es gibt solche Geschichten«, murmelte sie in seine Schulter hinein.
    »Was für Geschichten?«, beharrte er und rückte ihr Gesicht von seiner Schulter ab, um ihre Augen zu sehen, die nun halb geschlossen waren.
    »Dass zwei Menschen«, sagte Ada in träumendem Ton, »ohne ein einziges Wort zu sagen, dass ... sie sich so sehr wollen ... ohne viel Einleitungen oder Erklärungen, sogar ohne sich überhaupt zu kennen ... plötzlich von wilder Leidenschaft ergriffen werden und sich zusammen im Bett wiederfinden.«
    Michael lachte wieder laut, doch diesmal nicht nur aus reiner Freude wie zuvor. Plötzlich befiel ihn die Panik, dass sie vielleicht von ihm eine Art distanziertes Abenteuer erwartete. Er hörte selbst den aggressiven Unterton in seinen Worten, doch er war nicht bereit, irgendein Missverständnis in der Angelegenheit auf kommen zu lassen. »Was, für eine Nacht? Ist es das, was du woll test?«, fragte er zornig. Obwohl er ziemlich gut wusste, dass es nicht so war, wollte er es ausdrücklich hören. »Ich bin auf alle Fälle nicht wie solche Leute.«
    »In meinem ganzen Leben«, fuhr Ada beleidigt auf, »hab ich noch nie davon gehört, dass jemand zu einer sagt, im Ernst, dass ... dass er sie zwar irgendwie schon will, aber nicht gleich, dass sie doch ein, zwei Monate auf ihn warten solle, da er in nächster Zeit beschäftigt sei, dass sie warten müssten, bis er ... bis er den Kopf frei hätte. Ich war sicher, dass das bloßes Gerede ist, weil du nicht weißt, wie du dich da rauswinden sollst oder so was.«
    Michael bereute die Vorsicht nicht, die er bei ihren zwei vorausgegangenen Unterhaltungen hatte walten lassen. Er verstand auch nicht recht, wieso sie nun beleidigt war, denn in seinen Augen nahm sich gerade der Aufschub als Beweis für die Ernsthaftigkeit seiner Absichten aus. Er wollte nicht wieder eine Beziehung mit einer Frau anfangen, während seine Gedanken von etwas anderem in Anspruch genommen waren. Wäre nicht der Feiertag gewesen und sie nicht einfach so am Migrasch Harussim aufgetaucht, hätte er es wirklich vorgezogen zu warten, bis sein Kopf völlig frei wäre. »Zuerst einmal ist nichts davon zu sehen, dass wir einen oder zwei Monate gewartet haben, und davon abgesehen, schau uns jetzt an, einfach Gerede?! Ich wollte mehr als

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