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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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du, das ist eine Tatsache. Und überhaupt, du warst es, die nicht gewollt hat.«
    Jetzt verkehrten sich die Seiten, und sofort rief sie ihm wieder ins Gedächtnis: »Aber wer hat über eine Stunde auf wen gewartet? Und noch dazu am Feiertagsabend? Und auch noch eingesperrt in diesem Kämmerchen am Migrasch Harussim und zu all dem diesen faschistischen Schuft, wie heißt er doch gleich, Balilati, um einen Gefallen anbettelnd?«
    »Was soll ich denn machen?«, wehrte sich Michael, »ich bin mitten in einem Mordfall! Und ich hatte Angst, dass ich keinen Sinn für etwas anderes hätte.«
    »Gründe gibt es immer.« Ihre Finger, die zart über seine Brust strichen, hoben sich und lösten den perfekten Rauchring auf, den er zwischen sie beide geblasen hatte. »Gründe sind keine Ausflucht.«
    Sie konnte seine Arbeitsgewohnheiten nicht kennen, sagte er sich, er musste ihr das klipp und klar erklären: »Ich kenne mich, ich weiß inzwischen, dass ich, wenn ich bei der Arbeit bin, völlig darin aufgehe und dass es daneben dann nichts mehr gibt, so ist das.«
    »Und ich?«, rief sie empört, »arbeite ich vielleicht nicht? Bin ich nicht mitten in den Vorbereitungen eines Riesenprojekts und ...? Ich hab’s dir erzählt ... ich hatte den Eindruck, du hättest zugehört ...«
    »Du hattest den Eindruck?! Warum denn das, vielleicht habe ich ja nur so getan?«
    »Entschuldige, ich weiß, dass du zugehört hast.«
    »Was soll das dann? Koketterie? Denkst du, das sei charmant?«
    »Ich denke«, sagte sie in versöhnlichem Ton, »das kommt da her, weil ich beleidigt war, denn nachdem ich dir erzähle, dass ich kommende Woche in Brüssel und Amsterdam sein muss und mich mit den ganzen Förderinstitutionen zu treffen habe, die für die Mittel dieses Films zuständig sind, redest du einfach weiter von deiner Arbeit, als sei das eine höhere Macht oder so etwas Ähnliches.«
    »Sag mal«, er schüttelte sich, »was ist hier eigentlich das Thema? Wer mehr wollte oder will?«
    »Nein, ja, das auch«, erwiderte Ada verwirrt, »aber auch diese ganzen dreißig Jahre, schau dir an, was für eine Vergeudung, noch ein Weilchen und wir sind tot. Wir hätten ...«
    Michael seufzte. »Diese dreißig Jahre« waren an den beiden, diesem Abend vorausgegangenen Treffen der Hauptgesprächsstoff gewesen. Nahezu vom ersten Moment an waren sie ein Zankapfel zwischen ihnen gewesen. Ada hörte nicht auf, sich mit Versäumtem aufzuhalten, hatte ihn einige Male nach den Frauen in seiner Vergangenheit gefragt und aus welchen Gründen er allein lebte, und dennoch ließ er sich dazu hinreißen, wieder darauf einzugehen. »Du bist diejenige, die an Schicksal glaubt«, sagte er zu ihr, »Tatsache ist, wir konnten nicht.«
    »Wegen dir«, sie kniff ihn in den Oberschenkel.
    »Wenn ich recht verstehe, bin ich an allem schuld?«, sagte er in halb fragendem Ton und küsste die Innenseite ihrer Hand.
    Ihre Finger umschlossen seine Berührung, und mit der Rech ten fuhr sie zu seiner Stirn hinauf und packte eine Haarsträhne: »Nur du.«
    Im Dunst seines Atems in ihrem Handteller sagte er wieder seinen Spruch auf: »Weil ich dich nicht gesucht habe, dich nicht verfolgt und an der Türschwelle gestanden und den Hut beiseite geworfen habe?«
    In vollkommen ernstem Ton, ohne jede Anschuldigung, erwiderte sie: »Weil du nicht mal an mich gedacht hast.«
    Und das, dachte Michael, war bedauerlicherweise die reine Wahrheit, wenngleich nicht ganz exakt. Er hatte nicht auf die Art an sie gedacht, die sie meinte, nicht in dem Sinne, was gewesen wäre, wenn – nicht an ihren heutigen Körper und nicht an die ses, ihm nun zugewandte Gesicht, das er mit beiden Händen umschließen konnte –, doch sie war Bestandteil seines Erinnerungsschatzes gewesen, und hin und wieder war sie ihm in den Sinn gekommen, zum Beispiel wenn die Zitrushaine blühten oder wenn er an die Frauen dachte, die er geküsst hatte. Jetzt, gegenüber ihrem erhobenen Gesicht, hörte er sich sagen: »Wer sagt das? Wer sagt, dass ich nicht an dich gedacht habe?«
    »Umso schlimmer«, hielt sie ihm vor, »du hast, hast aber nichts unternommen – eine Schande.«
    Ohne nachzudenken sagte Michael: »Ich bin ein passiver Mensch.«
    Zuerst lachte sie – und dieses Lachen, das durchs Zimmer schallte, tief und voller Erheiterung, erledigte mit einem Schlag seine Frage, ob sie ihn tatsächlich verstanden hatte. Danach überlegte sie einen Augenblick und sagte: »Ja, das könnte im Grunde stimmen, sogar mit deinen ganzen

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