Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
es sicher ein Unfall?«
»Was soll das heißen?«, stellte sich Michael naiv.
»Nein«, schrak sie zurück, »ich habe nur gehört, dass … es gab … man hat mir gesagt … dass an ihrem Hals …«, sie verstummte und fuhr sich übers Gesicht. »An diesem Ort«, sagte sie mit Abscheu, »gibt es die ganze Zeit Gerüchte … in einem fort sagen sie …«
»Sie denken, es gab Menschen, die Tirza nicht mochten«, bemerkte Michael.
Sie schwieg, blickte ihn an und sagte: »Ja … aber Sie müssen mir versprechen, dass das unter uns bleibt.«
Michael schwieg.
»Sie wollen es mir nicht versprechen?« Sie hielt stand. »Ich möchte auf keinen Fall, dass man erfährt, dass ich die Quelle von irgendwas Schlechtem in Zusammenhang mit Tirza bin, schon gar nicht ich, wegen … egal.«
Er nickte verstehend.
»Was?«, fragte Niva bestürzt. »Man hat Ihnen schon was gesagt? Über mich und Rubin?«
»Nur über das Kind«, wiegelte er ab, »über das Kind von Ihnen und …« Er machte eine bezeichnende Geste nach draußen, Richtung Gang.
»Er denkt, dass es niemand weiß«, sagte Niva, »es ist sozusagen ein Staatgeheimnis.«
Michael sah sie an und wusste, dass sie es gewesen war, die das Geheimnis keines hatte bleiben lassen. »Also hatten Sie eine Liebesbeziehung?«, fragte er. »Etwas Ernstes?«
»Ja, quasi … keine lange Geschichte, bloß … er hatte einen Moment … wie soll man sagen … es ist eben passiert. Damals wurde ich schwanger, ich hätte es ihm nicht erzählen müssen, aber ich hab’s. Ich leg nicht gern jemanden rein. Aber er hat mich nicht gezwungen, es loszuwerden … er versuchte es nicht einmal. Ich hab zu ihm gesagt: Arie, ich bin neununddreißig – damals war ich neununddreißig –, und das ist meine erste Schwangerschaft, man hat überhaupt nie gedacht, dass ich schwanger werden könnte, weil ich nur einen Eierstock habe … na ja, ändert auch nichts … und ich habe zu ihm gesagt – ich hab nicht die Absicht, sie zu unterbrechen.«
»Und er hat nicht widersprochen?«
»Er hat kein Wort darüber verloren. Er hat gesagt, er würde mir auf jede nur mögliche Weise helfen, Geld und so, wenn ich Diskretion bewahre, wegen Tirza. Quasi um sie nicht zu verletzen.«
»Aber jetzt, wo Tirza nicht mehr da ist, kann das anders werden, oder?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, wie Rubin in dieser Beziehung fühlt …«, erwiderte sie in selbstvergessenem Ton.
»Ich dachte, Sie wüssten es durchaus«, sagte Michael leise, »Sie haben doch mit ihm schon über den Jungen gesprochen, oder?«
»Was? Wann?«, schrak sie zusammen.
»Vorhin, vor ein paar Stunden, oder nicht?«, pokerte Michael, der sie in einer Ecke am Gang miteinander hatte reden sehen.
Sie blickte ihn verstört an. »Redet man darüber auch schon?«
Michael schwieg.
»An diesem Ort …«, murmelte sie bitter und fügte schnell hinzu: »Ich habe nicht … es ist nicht gerade … wir haben nur wegen dem Jungen, er ist schon sieben, und ich dachte …«
Michael schwieg weiterhin.
»Es ändert nichts«, sagte sie und biss sich auf die Lippen, »Sie müssen nicht denken, dass ich Tirza deswegen töten würde, verstanden?«
Michael nickte, er hatte verstanden.
»Wie?«, fragte sie entsetzt. »Sie denken, dass ich mit Tirza auf Konfrontation gegangen wäre, um mir Arie Rubin zu schnappen als … als …?«
Michael schwieg.
»Ich … was soll man da sagen, ich nicht«, stellte sie entschieden fest, »und es hätte mir auch nichts geholfen, er kann mich sowieso nicht ertragen.«
Michael fiel es schwer, seine Überraschung über diese letzte Feststellung zu verbergen. »Das hat er Ihnen gesagt?«, fragte er.
»Wieso gesagt? Nichts hat er gesagt, er ist ein feinfühliger Mensch, aber ich bin nicht blöd, oder nicht so blöd, wie ich wirke«, entgegnete sie in scharfem Ton. »Ich hab Sie überrascht, was?«, fragte sie anschließend mit Genugtuung. »Sie haben gemeint, ich dächte, dass Rubin nur auf eine Gelegenheit wartet, um … ich hab sowieso nie beabsichtigt, dass wir quasi zusammenleben … ich wollte nur, dass er … dass er mit Amichai – er ist nach dem Namen eines Freundes von ihm benannt, der im Jom-Kippur-Krieg gefallen ist, ich habe von ihm gehört und beschlossen, eine Geste zu machen –, ich wollte, dass der Junge wenigstens weiß, wer sein Vater ist … letzten Endes tue auch ich ihm, Rubin, einen Gefallen damit, er hat sonst keine Kinder«, sagte sie und fügte blinzelnd mit halbem Lächeln hinzu:
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