Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
Recherchehelferin besorgt … Schraiber hat Beziehungen zum Personalbüro … und jetzt – jetzt ist sie erledigt, und alles, weil …«
    »Steht das in Zusammenhang mit Tirza?«, unterbrach Michael sie.
    »Nein«, gab sie zu, »um ehrlich zu sein – in überhaupt keinem, nur so, ich habe Mitleid mit Natascha. Nicht einmal Rubin kann ihr mehr helfen.«
    »Und in Sachen Tirza?«
    »Es stimmt nicht, dass alle sie liebten, ich wollte nur, dass Sie das wissen.«
    Michael verschränkte seine Arme.
    »Es ärgert mich, dass alle sagen, was für eine Heilige sie war. Das stimmt nicht.«
    »Etwas Bestimmtes?«, fragte Michael.
    »Nicht immer liebt man anständige Menschen, wenn Sie wissen, was ich meine …« Ihr Ton überraschte ihn. Er hatte nicht erwartet, dass sie leise und nachdenklich klingen konnte.
    »Sie denken, ich hätte sie gehasst, wegen Rubin, aber nein, ich habe sie sogar – ich hatte überhaupt nichts gegen sie, aber sie war nervenaufreibend, das können Sie mir glauben. Anständige Menschen mit Prinzipien«, ihre Stimme bekam einen philosophischen Klang, »überschreiten manchmal die Grenze, ich meine, sie werden zu anständig, nervig, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Er zog fragend die Augenbrauen in die Höhe.
    »Sie … wenn sie irgendeine Moral fordern, eine Moral einhalten, sagen wir, sie überprüfen alles zweimal, erlauben nicht, den Staat zu betrügen, so eine rechtschaffene Frau, das ist manchmal lästig. Keine Überstunden halt so mal aufschreiben, so Zeug, Rechtschaffenheit. Und sie verlangen die Einhaltung ihrer Standards … dann sammeln sie Feinde, das wollte ich Ihnen sagen, denn ich habe gehört …« Sie verstummte.
    »Ja?«, fragte er gespannt. »Sie haben gehört?«
    »Ich habe gehört, dass man redet, es sei nicht einfach ein Unfall gewesen, und ich hatte auch das Gefühl … wie soll ich sagen … ich habe gehört, dass dort, im Gang vom Zwirnbau, noch jemand gewesen sein soll, ich habe gehört, dass Matti Cohen – auch so ein armer Tropf –, und das stresst mich, stimmt es?«
    »Denken Sie an jemand Bestimmten, wenn Sie von ›Feinden‹ sprechen?«
    »Sehen Sie«, seufzte sie und spähte unter den Tisch auf der Suche nach einer Pantine, die sie in dem Augenblick, als sie sich setzte, fallen gelassen hatte. »Uff«, stieß sie aus, als sie durch die gläserne Trennwand blickte, »es ist mir nicht wohl wegen Chefez, er schleicht hier herum wie …«
    Michael drehte sich nicht um. »Jemand Bestimmter?«, wiederholte er seine Frage.
    »Nein«, antwortete sie zuletzt. »Niemand Bestimmter.«
    »Aber Sie haben sie nicht gemocht?«
    Sie zuckte die Achseln und blieb die Antwort schuldig.
     
    »Wollen Sie mit mir in mein Zimmer kommen?«, fragte Chefez mürrisch, als Michael aus dem Büro trat. »Oder sollen wir in die Cafeteria hinuntergehen?«
    »Gehen wir doch in Ihr Zimmer«, schlug Michael vor und rückte ein wenig von Chefez ab, der einen guten Kopf kleiner war als er, um den Größenunterschied zwischen ihnen abzumildern.
    Chefez ging voraus durch den Nachrichtenraum, blieb stehen und hob den Blick zum Monitor. »Macht den Sound einen Augenblick lauter«, befahl er, und nun hörte man die Stimmen der Streitenden in der politischen Live-Talkshow. »Das ist überhaupt nicht ihre biologische Tochter«, schrie ein junger Mann mit wasserstoffgebleichten Haaren und fummelte an der Reihe von Ohrringen an seinem linken Ohr herum, »Mia hat sie adoptiert, mit ihrem vorigen Mann, André Previn, als sie acht oder so was war, und Allen hat völlig Recht, ich an seiner Stelle hätte diese hysterische Mia Farrow auch verlassen.« Im Publikum klangen Applaus und lautes Gelächter auf. »Auf alle Fälle«, fuhr der junge Mann fort, »ist das wirklich rassig, wie sie in Venedig geheiratet haben, so romantisch und …«
    »Er könnte ihr Großvater sein, fünfunddreißig Jahre!«, schrie ihm eine Frau zu, die auf der anderen Seite saß.
    »Respekt!«, rief der junge Mann. »So ist es natürlicher, mehr … es ist aus Untersuchungen bekannt, dass ein älterer Mann mit einer jungen Frau …«
    »Das ist schlicht Verallgemeinerung, verallgemeinern Sie nicht!«, rief jemand aus der äußeren Runde.
    Chefez wedelte verächtlich mit dem Arm. »Der Staat steht in Flammen – der Bruder des Präsidenten nimmt Bestechungsgelder, sie verlängern die Konzessionen bei Kanal Zwei – und die sind mit dem Sexualleben von Woody Allen beschäftigt. Ich habe ihn nie ausstehen können, ein langweiliger

Weitere Kostenlose Bücher