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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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»Jedenfalls nicht, soweit mir bekannt ist. Solange Tirza am Leben war, wollte er nicht … er wollte ihr sozusagen nicht wehtun, aber jetzt ist sie … ist sie nicht mehr am Leben.«
    Michael schwieg.
    »Schauen Sie mich nicht so an«, zürnte Niva, »ich hab sie nicht umgebracht oder so was, Sie können sogar nachprüfen, dass ich den Nachrichtenraum bis nach eins, halb zwei in der Nacht nicht verlassen habe, alle haben mich gesehen, ich glaub’s nicht, dass ich das sage!«
    »Wer ist ›alle‹?«
    »Alle, Chefez und Natascha, und die vom internen Mithördienst … sie kann Ihnen sogar sagen, dass ich um eins in der Nacht, danach noch, hier war, denn sie ist genau da gekommen, um zehn nach eins, zur Kurzausgabe der Rundfunknachrichten des zweiten Programms und der Militärwelle. Was, wollen Sie vielleicht im Ernst, dass ich Ihnen antworte?«
    »Vom internen Mithördienst?«
    »Nu, ja doch, Malka, so eine Kleine, sie hatte die Nachtschicht und hat genau da den Bericht des Polizeifunks gebracht … Sie sind witzig, als ob Sie nicht wüssten, dass wir vierundzwanzig Stunden pro Tag die Polizeikanäle abhören. Sollen wir vielleicht warten, bis ihr kommt und uns was erzählt?«
    »Aber das Zimmer vom Mithördienst ist ziemlich weit weg von hier«, bemerkte Michael.
    »Weit – also weit, ja und? Die Leute laufen hier die ganze Zeit herum, auch den externen Mithörer habe ich nach eins in der Nacht gesehen, vielleicht vorher sogar, Tirza habe ich auf alle Fälle in der Nacht nicht gesehen, weder sie noch sonst jemand von ihrer Produktion da drüben, wie kann ich überhaupt in den Zwirnbau gelangen, wenn sie hier mit der Erstellung des Line-up für morgen beschäftigt sind? Was habe ich überhaupt dort zu suchen? Warum fragen Sie nicht die anderen?«
    »Wenn wir schon von Tirza sprechen«, begann Michael – da klopfte jemand an die gläserne Trennwand, er wandte den Kopf und sah Chefez mit einem fragenden Ausdruck im Gesicht dastehen. Er deutete ihm mit zwei Fingerspitzen an, dass es noch einen kleinen Augenblick dauern würde. Chefez, als wartete er schon seit Stunden, schnitt eine anklagende Grimasse, öffnete die Tür und sagte: »Ich warte hier, aber ich habe nur eine Viertelstunde, danach muss ich anfangen, den Line-up für morgen durchzugehen …«
    Michael nickte freundlich, und Chefez schloss die Tür.
    »Es gibt Typen«, sagte Niva angewidert, »die, egal wie und was, immer was im Schilde führen, du weißt immer, dass ihre Interessen …«, und sie verstummte.
    »Sprechen Sie von Chefez?«, fragte Michael.
    »Nein … doch … nein … ich weiß nicht … das ist nicht so …«
    »Etwas Bestimmtes?«
    »Nein, nur jetzt gerade, als er sich beschwert hat, er kommt sicher um vor Neugier, über was ich rede. Ich gedenke, ihm zu sagen, dass Sie mich gebeten haben, Ihnen zu erzählen, wo ich war, denn sonst macht er mir das Leben zur Hölle, anders ist er nicht zufrieden, und glauben Sie mir, wenn Chefez nicht zufrieden ist – die Zeit kann ich mir sparen, der hört nicht mehr auf, mir lästig zu fallen …«
    »Hängt es mit der Sache mit Natascha zusammen?«
    »Nein, vergiss es, Natascha, immer die gleiche Tour … kommt ein neues Mädchen, er legt sie flach, schon seit ein paar Jahren hat er’s brandnötig … und die denken, wenn der Boss, der Leiter, mit ihnen vö … egal, glauben Sie mir«, sie beugte sich nach vorn, stützte ihre Ellbogen auf den Tisch, »Sie können mir glauben, dass sie mir Leid tut, ein Mädchen … was soll ich Ihnen sagen, letztendlich ist Natascha ein braves Mädchen, ohne irgendjemand auf der Welt … ist mit vierzehn nach Israel eingewandert, ohne Vater, der blieb dort, er hat eine andere Frau, in Russland irgendwo, und ihre Mutter, am Anfang … egal, sie hat sie vernachlässigt, ist orthodox geworden, ging zu den Superfrommen, die sie noch mal mit irgendeinem Witwer mit sechs kleinen Kindern verheiratet haben, und Natascha – sie ist allein aufgewachsen … stellen Sie sich das vor, sie hat ihr Abitur allein gemacht, ist studieren gegangen, kam hierher, saß Tag um Tag da, alles war sie bereit zu machen, alles, den Fußboden zu scheuern, was du verlangt hast –, ich hab sie immer ins Archiv geschickt, zum Kaffee holen in die Cafeteria, Post holen – alles hat sie gemacht. Ohne was zu sagen, ohne alles. Schraiber hat sie angebracht, glaube ich, hat sie irgendwo eines Abends, eines Nachts, gefunden, hat sie hergebracht wie ein Katzenjunges … hat ihr irgendeine Anstellung als

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