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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Schwätzer. Kommen Sie«, wandte er sich an Michael, »lassen wir’s gut sein.« Auf der Schwelle zu seinem Büro schob er noch nach: »Haben Sie gesehen, womit die sich abgeben? Und das ist ein politisches Programm, sagen Sie nicht, bloß irgendwas. Das würde nicht so aussehen, wenn ich verantwortlich wäre für … das – das ist das Flaggschiff des staatlichen Fernsehens!«

Neuntes Kapitel
     
    Wie wenig Eltern tun können, um das Glück ihrer Kinder zu bewahren; in ihrer Kindheit kann man sie noch beschützen, aber schlussendlich, früher als erwartet, müssen sie, für sich selbst und zu ihrem Besten, diesen Schutz abschütteln und alleine bestehen. Wie Juval, sein einziger Sohn, der seit längerem mit einem Mädchen zusammen war, das ihm »das Leben verbitterte«, von dem er sich aber nicht trennen mochte oder konnte. (Ob sie wirklich Juvals Leben verbitterte – fragte sich Michael jedes Mal, wenn ihm dieser formelhafte Ausdruck in den Sinn kam, wie stets begleitet von einer Wolke der Bedrängnis und geheimen Kummers, von der Juvals Namen in seinem Bewusstsein umgeben war.) Hier nützte kein Einfluss eines Vaters, er konnte ihm nicht helfen, ihn auch nichts aus seiner Erfahrung lehren; hatte er sich doch in seinem eigenen Leben auf diesem Gebiet nicht gerade mit Ruhm bedeckt – nicht nur war seine Ehe mit Juvals Mutter gescheitert, sondern seit seiner Scheidung, vor achtzehn Jahren, hatte er auch keine Partnerin gefunden, mit der er zusammenleben wollte; nicht, dass er sich nicht verliebt hätte, das schon, sogar des Öfteren; doch irgendwie immer in die »unrichtigen« Frauen, und stets hatte es irgendein Hindernis gegeben, das man sogar objektiv benennen konnte – zum Beispiel in den zwei Fällen, wo es sich um verheiratete Frauen gehandelt hatte.
    Das Telefon klingelte, doch dieses Klingeln gegen zwei Uhr nachts störte ihn nicht; er wünschte geradezu, dass sie ihn riefen, er hatte ohnehin nicht einschlafen können. »Du hast gar keine Entzugserscheinungen, nach zwei, drei Wochen hat sich der Körper schon entwöhnt«, hatte Imanuel Schorr ihm in Aussicht gestellt, sein enger Freund, sein Chef und der Mann, der nun schon seit über fünfzehn Jahren die Rolle des Vaters in seinem Leben auf sich nahm und der ihn zur Polizeiarbeit gebracht hatte, als er wegen Niras Unterhaltsforderungen verzweifelt Geld brauchte (und ihn so auch von ihren Quengeleien trennte sowie vom akademischen Leben, auf dem Höhepunkt seiner Forschungen für die Doktorarbeit über die Beziehungen von Meistern und Lehrlingen in den Gilden des Mittelalters). »Dein Leiden ist rein psychologisch, glaub mir, ich habe Erfahrung, ich kenne mich aus damit«, hatte Schorr ihn erinnert. »Was willst du? Dass du keine andere Wahl hast? Warten so wie ich, bis du einen Herzinfarkt kriegst? Reicht es nicht, dass du kurzatmig bist?« Und gestern, als er zur Arbeit zurückgekehrt war, nach dem zweiwöchigen Urlaub, den er die meiste Zeit allein zu Hause verbracht hatte, hatte ihn Balilati, der Nachrichtenoffizier, der sich als sein enger Freund betrachtete, prüfend gemustert. »Fällt’s dir schwer?«, hatte er sich erkundigt.
    »Schrecklich«, hatte Michael gestanden, ohne wie sonst seine Worte zu wählen, und ihm von seinen Konzentrations- und Einschlafschwierigkeiten erzählt.
    »Das ist nur in deinem Kopf«, hatte Balilati, wie zu erwarten, festgestellt, »der Körper ist schon völlig sauber, so ist das mit psychologischer Abhängigkeit.«
    »Und was ist mit dem Kopf? Existiert er nicht?«, hatte Michael gestichelt. »Das, was man fühlt, ist keine Realität?«
    Wenn sie ihm noch einmal etwas von Psychologie, Seele und mangelndem Realitätsgehalt emotionaler Abhängigkeit sagten … Seit er sechzehn war, über dreißig Jahre lang, hatte er durchgehend geraucht, mindestens zwanzig bis dreißig Zigaretten pro Tag, und er konnte sich selbst nicht sehen ohne Rauchen. Wäre nicht das Abkommen mit Juval gewesen, der ebenfalls mit sechzehn zu rauchen begonnen hatte – wie sollst du den halbwüchsigen Sohn davon abhalten, deine eigenen Sünden zu begehen? – und nur eingewilligt hatte aufzuhören, wenn sie es zusammen machten, hätte er nicht standgehalten. Auch jetzt dachte er, dass ihm nur wenige Schritte und eine winzige Anstrengung die Erlösung bringen würden – wenn er in die Küche ginge und seine Hand, ohne auch nur hinzusehen, in die unterste Schublade nach ganz hinten steckte. »Was ist?«, lockte ihn eine gedämpfte, tiefe Stimme im

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