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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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gesagt, wegen Rubins Einseitigkeit, aber … überall anders wäre er …«
    »An wen hatten Sie denn gedacht?«, warf Schorr gemächlich ein, und nun blickte er direkt in die kleinen Augen des Direktors der Sendebehörde, der sich mit dem karierten Taschentuch über den Mund fuhr.
    »Ich werde Ihnen sagen, an wen ich dachte … und kraft meiner Befugnis werde ich die Ernennung auch ab sofort veranlassen … und ich habe die volle Rückendeckung der Ministerin und auch des Ministerpräsidenten …«
    »Sie wollen mir sagen, dass der Ministerpräsident und die Ministerin für Medien bereits davon wissen, von … dem Vorfall?«, wunderte sich der Polizeipräsident. »Wann haben Sie es denn fertig gebracht, sie zu informieren?« erkundigte er sich.
    »Zuallererst habe ich mit dem Regierungssekretär auf dem Weg hierher gesprochen, vom Auto aus«, erklärte Ben-Ascher gelassen mit unterschwelliger Genugtuung, »ich wollte nicht, dass es ihnen über Informanten zugetragen wird … und ich habe auch erklärt, dass wir sofort Anordnungen zu treffen haben … und außerdem gab es Gespräche mit dem Ministerpräsidenten über die Politik des Fernsehens generell …« Nun schlich sich ein gewisses Zögern in seine Worte, und als ginge er auf rohen Eiern, sagte er: »Zadik, wie soll man sagen … er war ein wertvoller Mensch, in der Tat … aber … ein wenig impulsiv … das war natürlich Teil seines Zaubers, auch in meinen Augen …«
    Imanuel Schorr rupfte an den Enden seines großen Schnurrbarts und stieß einen Seufzer aus. »Ich wusste gar nicht«, sagte er trocken, »dass Zadik in Ihren Augen irgendeine Form von Zauber hatte … mir scheint, ich hätte von einer Entlassungsdrohung gehört …«
    »Nein, nein, aber auf gar keinen Fall, nicht doch«, sprudelte es aus Ben-Ascher heraus, er strich sich über sein Haar und pickte einen unsichtbaren Krümel von seiner Hose, »vielleicht gab es Meinungsverschiedenheiten, aber er stand ohnehin kurz vor Vertragsende und …«
    »Aha«, sagte Schorr gedehnt, »Sie hatten also vielleicht gar nicht die Absicht, seinen Vertrag zu verlängern?«
    »Nun gut, das hängt nicht allein von mir ab …«, erwiderte der Direktor der Sendebehörde und rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum, »und es gab auch noch keine wirkliche Besprechung … aber jetzt …«
    Eine Weile herrschte Schweigen, bis der Polizeipräsident schließlich fragte: »Also wie sehen Sie dann die Weiterführung der Arbeit im Sender in diesen Tagen?«
    »Sie meinen, bis Sie den Fall geklärt haben werden?«, erkundigte sich Ben-Ascher und straffte sich auf dem Stuhl.
    »Nehmen wir einmal an«, sagte Schorr erwartungsvoll, »so, in dieser Atmosphäre von Panik und Misstrauen, während jeder jeden verdächtigt … und sich die Leute überhaupt fürchten … sogar Angst haben werden, das Gebäude zu betreten … wie hatten Sie sich gedacht, dass …«
    »Wieso sollte jeder jeden verdächtigen?«, tat Ben-Ascher verwundert. »Es ist doch vollkommen klar, dass das niemand aus dem Haus war, ganz klar ein terroristischer Hintergrund … vielleicht sogar ein jüdischer Untergrund, wegen … ich würde Arie Rubin unter Polizeischutz stellen, das Fernsehen bewachen … Sie haben natürlich freie Hand und alles … alle Hilfe, die …«
    »Und wer wird Zadik ersetzen?«, fragte der Polizeipräsident nun endlich.
    »Ich werde jetzt Chefez zum kommissarischen Intendanten ernennen«, verkündete Ben-Ascher, stand auf und ging zur Tür des Zimmers, »rufen Sie Chefez, wo ist er?«
    »Unsere Leute sprechen gerade mit ihm«, antwortete ihm Schorr. Ben-Aschers Gesicht rötete sich säuerlich: »Wie bitte? Man verhört ihn?«
    Schorr erklärte rasch: »Alle werden befragt, das ist noch kein Verhör, nur eine erste Klärung.«
    »Dann bringen Sie ihn mir einen Moment her«, verlangte Ben-Ascher. »Es handelt sich hier um das Flaggschiff des Staates, man kann es doch keinen Moment ohne Steuermann lassen!«, rief er feierlich aus, während er in der Tür stand. »Hier darf es keine Anarchie geben, allzeit eine lenkende Hand, das ist meine Devise! Also bringen Sie mir Chefez, wo sitzt er? In seinem Büro?« Der Polizeipräsident blickte Ben-Ascher an und schien etwas sagen zu wollen, schwieg jedoch und sah Imanuel Schorr erwartend an. Dieser trommelte mit den Fingern auf sein Knie, zuckte die Achseln und sagte am Ende: »Na gut, wir haben keine Wahl, wenn der Ministerpräsident … was sein muss, muss sein. Kannst du ihn rufen?« Die

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