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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Augenblick später stieß auch Nathan Ben-Ascher dazu, der Generaldirektor der Sendebehörde, in einem dunklen Nadelstreifenanzug, aus dessen Brusttasche ein Tüchlein spitzte, das schwarze Haar (»sag mal, färbt der vielleicht oder wie?«, hatte Jafa geflüstert, bevor er das Zimmer betrat) glänzend straff nach hinten gekämmt, was seine extrem hohe Stirn und seine aufgeblähten Wangen herausstrich, blickte sich um, zog aus seiner Hosentasche ein kariertes Taschentuch, mit dem er sorgfältigst über einen der freien Stühle fuhr, hob vorsichtig seine Hosenbeine etwas an und setzte sich, während er murmelte: »Das ist ein schreckliches Unglück, ganz schrecklich, ich weiß nicht, was …« Danach verstummte er, sah sie alle an und sagte dann erregt, mit wedelndem Finger: »Zuallererst muss der sicherheitsrelevante Aspekt überprüft werden, ich bin sicher, dass es ein Anschlag war, sicher mit terroristischem Hintergrund, ich bin überzeugt davon.« Er wiederholte diese Behauptung immer wieder, und als der Polizeipräsident die Frage aufwarf, ob man den Fernsehsender schließen sollte, sprang Ben-Ascher von seinem Platz auf: »Man schließt kein staatliches Fernsehen!« Dabei deutete er auf den Monitor, der dort wie überall im Gebäude eingeschaltet war, eilte zu den Knöpfen und erhöhte die Lautstärke. »Sehen Sie, was da läuft? Sehen Sie nur!«, befahl er, und sie alle sahen den Live-Bericht, in dem Dani Benisri gerade gezeigt wurde, wie er die eisernen Stufen des Sattelschleppers hinaufkletterte, auf der obersten verharrte und Rachel Schimschi interviewte, deren Körper dem Lenkrad zugeneigt war, da ihre Hände mit Handschellen daran gefesselt waren. »Nichts wird aufgemacht«, schrie Rachel Schimschi heiser, »keine Handschellen und die Eisenkette auch nicht, sag allen, dass ich – dass wir … wir haben nichts mehr zu verlieren!«
    »Wollen Sie denn, dass Kanal Zwei darüber berichtet?«, rief Ben-Ascher erregt, während Dani Benisris Stimme im Hintergrund zu hören war: »Ihr seid verzweifelt, habt jede Hoffnung aufgegeben …«
    »Die ganze Welt soll es wissen«, schrie Rachel Schimschi ihm zu, »alles sollen’s erfahren … unsere Männer sollen wissen, dass wir für sie stehen, alle haben sie im Stich gelassen, keiner soll denken, wir sind gegen das, was sie gemacht haben … sie sollen nicht denken, dass wir sie allein lassen …«
    »Aber wenn man logisch denkt …«, setzte Dani Benisri an, doch sie unterbrach ihn sofort.
    »Lass mich bloß mit Logik in Ruhe«, schrie sie, »erwartest du vielleicht irgendwas Rationales bei Leuten, die zur Verzweiflung getrieben worden sind? Menschen, die verzweifelt sind, kannst du nicht nach Logik fragen … so ist das auf der ganzen Welt, hier ist ein demokratischer Staat mit Gerechtigkeit – wir werden den Laster nicht bewegen. Nur mit Gewalt kriegen sie uns hier weg«, rief sie und sah Esti an, die auf dem Fahrersitz saß, »und auch sie nur mit Gewalt«, verkündete sie und deutete auf Estis stark gewölbten Bauch, »da möcht ich euch doch mal sehen, mit einer schwangeren Frau, was will man ihr tun?«
    »Das ist ein außerplanmäßiger Sonderbericht«, sagte der Direktor der Sendebehörde in befriedigtem Ton, als hätte man nicht vor wenigen Minuten eine Leiche aus dem Nebenzimmer getragen, »eine solche Arbeit stoppt man nicht«, und setzte schnell hinzu: »Wir haben auch keine Zeit zu verlieren, bei allem Schmerz, man muss einen Stellvertreter für Zadik berufen und die Arbeit fortsetzen, wir machen unsere Arbeit und Sie die Ihre, und Zadik … ich bin sicher, Sie werden herausfinden, dass es einen terroristischen Hintergrund … schrecklich … ganz schrecklich … und erst vor zwei Monaten hat er einen Enkel bekommen …«
    »Vor eineinhalb Jahren«, bemerkte Schorr ruhig.
    »Was, wie, eineinhalb Jahre?« Ben-Ascher war kurz verwirrt.
    »Der Enkel, das war vor eineinhalb Jahren«, sagte Schorr, den Blick über Ben-Aschers Schulter gerichtet. »Haben Sie einen Kandidaten als Stellvertreter? Der jetzt gleich die Aufgabe übernehmen könnte? Wer? Sagen wir mal, Arie Rubin?«, schlug er ganz und gar unschuldig vor.
    »Nein, nicht Rubin«, erwiderte Ben-Ascher hastig, »Rubin muss weiterhin seine Berichte machen …«, und ganz langsam, jedes Wort betonend, als trage er etwas vor, fügte er hinzu: »Rubin ist der Beweis dafür, dass wir ein demokratischer Staat sind, sogar wenn er extrem ist … ich sagte zu Zadik, selig sein Andenken … ich habe es ihm

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