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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Gegenteil, was denken Sie, ich sagte es Ihnen und auch Ihren Kollegen und davor schon dem Bezirkspolizeikommandanten, Schorr, ich sagte ihm, und dem Polizeipräsidenten habe ich es auch gesagt – niemand auf der Welt kennt Benni so gut wie ich –, nicht nur würde er keinen Menschen jemals verletzen, er kann keiner Fliege etwas zuleide tun. Er hatte keinerlei Grund, Zadik zu töten, und er kann es unmöglich getan haben, Benni ist auf keinen Fall ein Mörder, unter keiner Bedingung würde er … er würde sich lieber selbst umbringen, als … er hat schon … ich … gut, unter diesen Umständen, nach allem, was Sie ohnehin wissen, kann ich es Ihnen sagen, dass er … es gab einen Selbstmordversuch … mit Tabletten. Er dachte, man würde ihm kündigen … er starb beinahe … und Sie haben keine Ahnung, wie sehr ich mir jetzt um ihn Sorgen mache wegen …« Das Telefon klingelte und unterbrach seinen erregten Redefluss. Er verstummte und wischte sich übers Gesicht, sah den Apparat an und ließ ihn achselzuckend läuten. »Es ist ohnehin nicht Benni«, sagte er in den Raum, »er würde, wenn überhaupt, auf meinem Mobiltelefon anrufen.«
    »Wer war eigentlich verantwortlich für … für diese falsche Verwendung von Bennis Talent, oder, wie Sie das sehen, für diese Demütigung?«, fragte Michael.
    »Es war kein Einzelner«, erwiderte Rubin nach längerem Schweigen, »nicht Zadik, falls Sie das meinen, das ist generell eine Frage nach der Welt von heute und den Kräften, die in ihr agieren, und nicht nach bestimmten agierenden Einzelpersonen; es ist eine Frage von Quote, Geld und Biegsamkeit, von den Machtkämpfen und der Natur, dem Wesen dieses Mediums Fernsehen, das viel Macht hat zu zerstören, aber manchmal auch aufzubauen. Und die Frage danach, was mit dem passiert ist, was Israel von sich denkt, was dieser Staat über Literatur, Kunst, über Bialik und Agnon denkt. Und danach, dass unser Fernsehen sich der Regierung angenähert hat – und die möchte gern glauben, dass die Mehrheit des israelischen Volkes dumm und hohl ist. Ein Glück, dass der jetzige Direktor der Sendebehörde damals nicht da war, als das Geld eintraf, er hätte es nicht … er hätte das Geld für irgendeinen spektakulären Unterhaltungseventabend oder ein Chanukka-irgendwas-Fest beschlagnahmt, na gut, es ist vielleicht dumm zu erwarten … es gibt schließlich keinerlei Korrelation zwischen Fernsehen und Kunst im herkömmlichen Sinne.«
    »Wirklich?«, fragte Michael. »So denken Sie? Prinzipiell? Und was ist mit der BBC? Was ist mit Sachen wie Denis Potter?«, hakte er nach.
    »Nein, Sie haben natürlich Recht«, gestand Rubin ein und fügte bedrückt hinzu: »Im Fernsehen kann große Kunst entstehen. Das Problem ist das, was bei uns passiert ist – das Fernsehen ist das Symbol überhaupt, es ist der Ort, wo man das mehr als irgendwo anders spürt, es ist das Bewusstsein des Staates. Und wer sich hier befindet so wie ich, sieht – dieses Bewusstsein ist vollkommen verkalkt.«
    Es herrschte einen Augenblick Stille, und dann sagte Rubin leise: »Ich weiß nicht, wozu ich Ihnen das erkläre, das ist alles selbstverständlich, oder habe ich Ihnen irgendetwas Neues gesagt?«
    »Zadik hat den Sender in den letzten drei Jahren geführt«, sagte Michael, »aber vor ihm waren …«
    »Es ging nicht«, erklärte Rubin bestimmt. »Die Leute wollen überleben, sie können nicht mit einer Produktion daherkommen, die den kompletten Etat der Spielfilmabteilung verbraucht. Man sagte ihm, er solle etwas machen, das weniger … weniger bombastisch ist, das war einer der Begriffe, die benutzt wurden … Man sagte zu ihm: ›Mach eine Bearbeitung von einem kurzen Roman, eine knappe aktuelle Geschichte, so in etwa wie es Uri Zohar mit ›Drei Tage und ein Kind‹ von A. B. Jehoschua gemacht hat, ein kurzes Fernsehspiel, eine halbe Stunde, vierzig Minuten, so etwas.‹«
    »Er wollte nicht?«
    »Nein, er wollte sogar, und es gab auch ein paar Versuche, eine Geschichte von Schabtai, ein selbstständiges Drehbuch, ich kann’s Ihnen zeigen, aber der Traum seines Lebens war …« Rubin öffnete eine seitliche Schublade im Tisch und holte drei mit einem Gummiband zusammengehaltene Kassetten heraus. »Das war das unvollendete Material, ich bewahre es in ein paar Kopien bei mir auf.«
    »›Ido und Einam‹«, überlegte Michael laut, »letzten Endes ist das eine Geschichte über ein Liebesdreieck – eine Frau, zwei Männer, die miteinander auf allen Ebenen

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