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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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blickte um sich, als wollte er Zeit gewinnen, aber er versuchte nicht, noch einen Kaffee anzubieten. »Ja«, sagte er schließlich, »ich dachte, man müsse Benni helfen, sein volles Talent zu entfalten. Er ist fünfzig, so wie ich … Wenn ein Mensch in dem Alter nicht das tun kann, wovon er sein ganzes Leben geträumt hat – Sie haben keine Ahnung, an wie viele Menschen er sich wandte bei dem Versuch, die Geschichte von Agnon zu produzieren, und wie oft er abgelehnt wurde – und ich wollte … ich sage Ihnen, Benni ist wie … er ist mein Bruder. Mein einziger Bruder.«
    »Und auch Srul, wenn Brüder an ihrer Bereitschaft gemessen werden, zwei Millionen Dollar aufzubringen«, betonte Michael.
    »In diesem Sinne ja«, erwiderte Rubin, »ich wusste, wenn ich ihn darum bitten würde und wenn von einer Geschichte von Agnon die Rede ist und nicht von irgendetwas gewöhnlichem Politischen oder etwas ›Aktuellem‹, wäre er bereit.«
    »Sie haben ihn getroffen …«, Michael spähte in das Spiralnotizbuch, hielt sich absichtlich damit auf – er erinnerte sich ganz genau an die Daten, die in Zadiks geheimer Akte vermerkt waren –, hörte Rubins beschleunigten Atem und spürte die Spannung in seinem Körper, noch bevor Rubin die Beine streckte, »vor zwei Jahren genau, an Chanukka, in Los Angeles.«
    »Ich bin zu ihm nach Hause«, bekannte Rubin, »ohne Ankündigung. Ich wartete auf ihn, lauerte ihm auf, ich hatte die Adresse von … von einer Verwandten von ihm in Israel, er hatte eine Verwandte in … egal, ich weiß nicht mehr … ich wusste schon, dass er fünf Kinder hatte, ich wusste all die Jahre, was mit ihm geschah, ich … man kann sagen, ich bin ein sentimentaler Mensch … ich habe diese Trennung nicht akzeptiert, ich bin kein Mensch, der Urteile hinnimmt, wie Sie aus meiner Arbeit ersehen können … meinem Programm, mein ganzes Leben lang … ich beschloss, zur Tat zu schreiten … Ich reiste hin, wartete und lauerte, flehte. Er war einverstanden. Auch ein Ultra-Orthodoxer kann eine gute Tat für einen Säkularen tun. So wurde er der heimliche Produzent, niemand wusste davon. Ein Schattenproduzent. Die Übereinkunft lautete, dass kein Mensch auf der Welt es je erfahren sollte, und ich hatte nicht vor, es jemals zu erzählen, nur weil Sie ohnehin schon … Ich weiß nicht, wie Sie darauf kamen …«
    »Gerade Sie müssten solche Dinge doch wissen«, entgegnete Michael und wies mit dem Kopf auf den Kassettenhaufen zu Füßen des Tisches, »auch Ihre Arbeit basiert auf Recherchen und Sie ermitteln doch häufiger. Sie haben mir selbst erzählt, wie Sie auf diesen Arzt gestoßen sind, und auf die Familie des palästinensischen Jungen, den man misshandelt hat, und auf …«
    »Ja«, seufzte Rubin, »aber ich wollte wirklich nicht, dass Benni davon erfährt, weder Benni noch jemand anders, denn … Sie müssen auch verstehen, welche Demütigung das für einen Regisseur von Benni Mejuchas’ Kaliber ist, Blödsinn im Fernsehen zu inszenieren. Was hat man ihm nicht alles gegeben? Religiöse Programme, Unterhaltungssendungen … im Kinderstudio … was nicht? Und einmal alle paar Jahre irgendeinen Film, Dokumentarfilme im Allgemeinen, etwas Neutrales … Bedeutungsloses, und er …«
    »Wie ist das passiert?«, erkundigte sich Michael.
    »Das ist unser Fernsehen«, sagte Rubin erbittert, »hier ist keine Cinecittà, und dieser Ort ist tief gesunken, und er … Benni hat von Anfang an beim staatlichen Fernsehen gearbeitet, von Beginn an, er hegte Hoffnungen … dachte … und anfangs hat er wirklich ein paar Sachen produziert … Sie können es sehen, im Archiv, ich habe sogar einige … es gab noch kein Video, keine Videokameras … ich habe es erst vor wenigen Jahren auf Videokassetten überspielt … ich kann Ihnen zeigen, was für ein Talent er war … aber langsam und allmählich wurde er zur Seite geschoben, es ist schon Jahre her, dass … er war nicht in der Lage, einfach zu gehen, er ist nicht einer mit so viel Initiative, dass … er braucht eine feste Stelle, er ist zu schwerfällig, saß hier und wartete auf die Pensionierung. Und was für ein Glück das für ihn war, als ihn Zadik zu sich rief, um ihm das mit ›Ido und Einam‹ zu sagen, das können Sie sich gar nicht vorstellen … plötzlich wurde er wieder wie … wie er früher war, als wir jung waren … es war …«
    »Also hatte er keinerlei Grund, Zadik etwas nachzutragen?«, fragte Michael.
    »Nein, wieso denn«, protestierte Rubin, »im

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