Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
weißer Marineuniform und eine Aufnahme von ihm im Nachrichtenstudio. Vor diesem Hintergrund war Chefez’ wacklige Stimme zu hören: »Heute hat uns ein großer Verlust getroffen. Ein entsetzlicher Verlust. Für mich ist es ein persönlicher Verlust. Ich habe mit Schimschon Zadik seit seinen Anfängen als Reporter und später dann als Redakteur der Nachrichtenabteilung zusammengearbeitet« – nun erschien ein Bild von Zadik, wie er Papiere studierte und am Kopfende des langen Tisches im Nachrichtenraum telefonierte –, »und immer, auch in den letzten drei Jahren als Intendant, war Schimschon Zadik ein Mann der Vision, der sich des Vertrauens aller erfreute.« Hinter Chefez’ Rücken wurde Zadik jetzt gezeigt, wie er, in Jeans und kurzem T-Shirt, zwei Männern die Hände drückte, und darunter die Zeile: »Schimschon Zadik, Intendant«. Einer der Männer lächelte künstlich, als nähme er sich in Acht, die Zigarette zwischen seinen Lippen nicht fallen zu lassen, und der zweite verschob die Videokamera, die über seiner Schulter hing. Der Bildtext wechselte: »Unterzeichnung des Arbeitsabkommens mit dem Betriebsrat der Techniker«. Im gleichen Moment wurde Michael durch das Eintreten von Almaliach, dem Kameramann, abgelenkt. Erstaunt blickte er auf das große Tablett voller Krapfen, das Almaliach in einer Hand trug, und auf den Krapfen, den dieser sich mit der zweiten in den Mund stopfte, so als ignoriere er völlig den Schrecken und den Schock, in dem sich die Anwesenden befanden.
»… so habe ich es übernommen, Zadiks Platz vorübergehend bis zur offiziellen Ernennung auszufüllen«, sagte Chefez vor Zadiks schwarz umrahmtem Gesicht, »und ich verpflichte mich, seinen Weg fortzusetzen und seinen Glauben …« Und Almaliach nickte dazu und sagte mit vollem Mund: »Der Traum seines Lebens wird das, das ist genau das, was er immer wollte …«
»Sei still, du Idiot«, flüsterte Niva vom Eingang des Kontrollraums her und wischte sich die Augen, »du hast keine Ehrfurcht vor …«
»Was ist denn?«, protestierte Almaliach. »Man könnte echt meinen … was hab ich denn schon gesagt?« Er blickte um sich, rieb sich mit der Hand über die Lippen und stellte das Tablett auf dem Pult ab, hinter dem Eres, der Nachrichtenredakteur, saß. »Na gut, hab ich nicht gesehen«, sagte Almaliach, nachdem er verstohlen einen Blick zu Michael hinübergeworfen hatte, »aber das sagt gar nichts, oder sagt das was?«
Es schien, als wollte Eres etwas sagen, doch genau in diesem Moment betrat Eli Bachar den Kontrollraum und sah sich nach allen Seiten um, bis sein Blick auf Michael fiel, der sich sofort einen Weg durch die Anwesenden zu ihm bahnte.
»Wir haben Benni Mejuchas gefunden«, flüsterte Eli Bachar, »sie warten oben auf dich.«
Alle blickten ihnen nach, als sie hinausgingen. Keiner sagte etwas.
Zwölftes Kapitel
Noch auf der Treppe unterwegs zum Ausgang des Fernsehgebäudes gelang es Eli Bachar, Michael zu schildern, wie er rein zufällig dort gestanden hatte (»ich habe Sasson heimgehen lassen, seine Frau ist allein, mit einer Grippe, und er ist seit heute Morgen hier. Er hat ihr geschworen, dass er rechtzeitig zu Hause sein würde, um mit den Kindern die Chanukkakerzen anzuzünden – ich habe ihn also heimgeschickt und bin noch geblieben, um Bublil zu erklären, wer rein oder raus darf … du glaubst nicht, was das für ein Stress ist … wir halten diese ganzen Leute, die im Fernsehen arbeiten, fest, seit elf Uhr heute Vormittag, so wie du gesagt hast … keiner rein und keiner raus … und obwohl wir sogar Sandwiches geholt haben und das alles … aber die haben was vor … wollen raus …«) und wie ein Taxi vor dem Eingang gehalten hatte, dem ein kleiner Mann mit einer schweren Khakimilitärjacke und Baskenmütze entstieg; »ich habe irgendwie so rausgeschaut, ohne mir was zu denken … bloß so … ich hab nicht aufgepasst, wer … registriere automatisch, wie er das Taxi zahlt und zum Eingang schaut. Er hat auf die Todesanzeige von Zadik gesehen und ist dermaßen weiß geworden, war so entsetzt, dass man meinen könnte, er wusste von nichts«, flüsterte Eli Bachar Michael zu, als sie beide schon in die Nähe des Empfangstresens am Eingang gelangt waren, »ein solches Gesicht hat er gemacht, und als er dann das Bild von dem Orthodoxen gesehen hat« – Eli Bachar meinte das Porträt, das Ilan Katz nach Avivas nebulösen Beschreibungen erstellt hatte und das sie schnellstens überall verbreitet und auch
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