Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
zur Begrüßung zu.
    »Wenn die Cafeteria so aussieht, völlig leer, und noch eine Menge Krapfen da sind«, kommentierte Rubin, während er langsam auf die Treppe zuging, »ist das ein Zeichen, dass die Lage wirklich sehr ernst ist. Das ist der konkrete Maßstab für die Lage der Dinge, denn die Cafeteria ist das, was man das eigentliche Herz des Hauses nennen könnte, alles findet hier statt, alles, seit Anbeginn des Fernsehens. Diese rechte Wand, die Sie hier sehen, haben sie gebaut, während wir hier gegessen haben, ich weiß es noch wie heute, und Zadik …« Plötzlich hustete er, als würgte ihn etwas, seine Augen füllten sich mit Tränen, und er beschleunigte seinen Schritt. Michael eilte ihm nach zum Sendestudio.
    Rubin wies ihn an, im Zimmer des Beleuchtungsteams stehen zu bleiben, wo er sich anfangs zwischen Computer und Tisch zwängte und von dort das Geschehen durch die Glasscheibe beobachtete. Im Studio saß die Ministerin für Medien, deren Gesicht gerade von einer Visagistin mit einem dicken Pinsel bepudert wurde. Chefez ließ sich rechts von ihr nieder, während er noch nervös den Knoten seiner dunkelblauen Krawatte enger zog. Karen, die neue Sprecherin, saß zur Linken der Ministerin, die gerade eine ihr gestellte Frage beantwortete. »Wir stellen die Rundfunksendungen von Kol Israel und das staatliche Fernsehen nur an Jom Kippur ein«, sagte die Ministerin hitzig, »das staatliche Fernsehen zu schließen wegen eines Unglücksfalls – auch Mord ist eine Art Unglück – würde bedeuten, sich zu beugen …«
    Michael verließ das Zimmer und stellte sich in eine Ecke des Kontrollraums, genau in dem Moment, in dem der Regisseur sagte, den Anfang nur für sich, den Rest ins Mikrophon: »Los, los, wirf sie schon raus, Schluss jetzt – Karen, sag vielen Dank und sie soll endlich aufhören.«
    Daher hörte Michael das Ende des Satzes der Ministerin nicht. »Ready mit Kamera zwei«, rief Zipi, die Produktionsassistentin, die mit den Händen ihren großen Bauch hielt, ihn kurz streichelte und hastig hinzufügte: »Dissolve in zwei …«, und dann schrie: »Macht vielleicht jemand mal den Monitor oben an!«
    »Fertig mit Kamera eins, Dani«, rief der Regisseur. Eres, der Redakteur, stand schweigend im Hintergrund. Er hatte seinen Blick demonstrativ kritisch auf Dani Benisri geheftet, der im Laufschritt in den Kontrollraum hereinhetzte, den Pullover abstreifte, die Arme in ein schwarzes Hemd stopfte, das er von einem Bügel riss, und sein Gesicht der Visagistin hinhielt, die gerade auf dem Weg hinaus war. Sie blieb stehen und verzog unwillig das Gesicht: »Du bist doch schon geschminkt worden«, doch sie tupfte ihm mit dem Puderbausch über die Stirn. »Der meint auch, er sei irgend so ein Star in einem Amifilm«, murmelte Eres in sich hinein, »den ganzen Tag am Rennen, kommt im letzten Moment daher, macht seinen Striptease, ausziehen – anziehen, anziehen – ausziehen.«
    »Sind wir fertig mit der Kassette?«, fragte der junge Mann, der vor dem Videogerät saß, und wechselte die Kassette, doch keiner antwortete ihm.
    »Ready mit Kamera zwei, Chefez«, befahl der Regisseur, und Chefez befühlte das Gerät hinter seinem Ohr, über das er die Anweisungen hörte, und trank noch einen Schluck aus dem Wasserglas. Michael erinnerte die Atmosphäre im Studio an einen Operationssaal oder einen Einsatzraum im Krieg. Man konnte ganz leicht vergessen, dass das Leben des Menschen nicht von dem abhing, was hier geschah, sann er, während er mit aufmerksamem Blick die Leute beobachtete, die dort saßen und unter nervöser Anspannung das Ihre taten, ohne viel Worte zu verschwenden.
    »Noch eine halbe Minute … die letzten Worte ›kann weitergehen … nicht weitergehen‹, zehn Sekunden«, rief die Produktionsleiterin Karen, der Sprecherin, zu. »Kann man ein Profil auf den Fenstern haben?«, schrie der Regisseur. »Ich hab’s dir gesagt – schmeiß sie endlich raus!«, erregte er sich wieder über das Interview mit der Ministerin für Medien, das immer noch nicht beendet war.
    Drei Fernsehkameras waren auf Chefez gerichtet, und obwohl sich die Visagistin rasch ein letztes Mal näherte, bevor die Kameras ihn anstrahlten, und ihm wieder Stirn und Kinn puderte, glänzte sein Gesicht vor Schweiß. Auf einer Seite des Monitors sah Michael Fotos von Zadik, die wieder von einer dafür vorbereiteten Videokassette projiziert wurden; eins nach dem anderen waren Bilder aus seiner Kinder- und Jugendzeit zu sehen, Zadik in

Weitere Kostenlose Bücher