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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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den Nachrichtenraum und rief: »Benni ist da, er ist völlig in Ordnung, sie bringen ihn zum Verhör in Chefez’ Büro!« Daraufhin stürzten sofort Zohar, der Militärkorrespondent, David Schalit, der Polizeireporter, Niva, die Nachrichtensekretärin, und Eres, der Redakteur, der aus dem Kontrollraum des Sendestudios eingetroffen war, zur Tür und drängten sich im Eingang.
    »Benni!«, rief David Schalit noch, bevor man ihn ins Zimmer des Leiters der Nachrichtenabteilung brachte, das vorübergehend zu Ermittlungszwecken beschlagnahmt worden war. Die kleine Gesellschaft, die sich nun im Gang zusammenscharte, blickte die Polizisten in gespanntem Schweigen an. Hagar und Rubin blieben an der Tür stehen. »Sollen wir hier warten?«, fragte Rubin.
    Michael zuckte die Achseln: »Es hat nicht viel Sinn, das kann sehr lange dauern.«
    »Dann gehe ich inzwischen in die Redigierräume hinauf, wenn Sie mich brauchen, ich bin in der Gegend.« Rubin zögerte und Michael machte ein leicht verwundertes Gesicht. »Auf jeden Fall«, insistierte Rubin, »man kann mich rufen.«
    Michael nickte unbestimmt und betrat Chefez’ Büro. Wachtmeister Bublil blickte ihn fragend an: »Soll ich Ihnen einen Kaffee bringen? Mit drei Zucker oder was?«
    »Nein, nicht für mich, danke«, lehnte Michael ab und hätte fast noch zu ihm gesagt: »Welchen Geschmack hat Kaffee ohne Zigaretten?« Doch mit Blick auf Benni Mejuchas setzte er nur hinzu: »Bringen Sie einen großen, mit Milch.« Bublil nickte verstehend, eilte in den Nachrichtenraum und kehrte einen Moment später von dort mit einer großen, dampfenden Tasse zurück. Er stellte sie auf den Tisch, kramte Zuckertütchen aus seiner Hosentasche und legte sie neben die Tasse, zog vorsichtig auch noch ein Löffelchen aus seiner Jackentasche. Dann trat er auf den Gang hinaus, stellte sich direkt neben die Tür und bewachte sie vor Neugierigen, die sie eventuell belagern würden.
    Eli Bachar setzte Benni Mejuchas auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch, deutete auf die Kaffeetasse und nahm ihm wortlos die Handschellen ab. Danach stellte er sich in eine Ecke nahe der Tür. Michael ließ sich Benni Mejuchas gegenüber nieder, der die drei Zuckertütchen eines nach dem anderen aufriss, ihren Inhalt in die Tasse schüttete und langsam verrührte, ohne den Blick zu heben.
    »Wo waren Sie?«, fragte Michael, doch Benni sah auch ihn nicht an.
    Nach einem längeren Schweigen fragte Michael streng und ruhig, so wie man einen Schwerkranken fragt, der gegen die ärztlichen Verordnungen verstoßen hat: »Haben Sie uns nichts zu sagen?« Benni Mejuchas starrte in seine Kaffeetasse und schwieg weiter.
    »Am Ende werden Sie ja doch reden«, sagte Michael, bemüht, seinen ruhigen Ton zu wahren trotz des Zorns, der sich allmählich beim Anblick des unnahbaren Ausdrucks auf Bennis Gesicht in ihm aufstaute. »Ist es nicht schade um die Zeit?«
    Es war so, als hätte Benni Mejuchas die Frage gar nicht gehört. Er beugte sich über die Kaffeetasse, um die er seine Hände gelegt hatte, sog den Geruch ein, führte sie jedoch nicht an seine Lippen.
    »Vierundzwanzig Stunden haben Sie die ganze Welt in Sorge versetzt«, sagte Michael, und Benni Mejuchas näherte die Tasse langsam seinem Mund und trank. »Es waren ziemlich viele Menschen damit beschäftigt, sich Sorgen um Sie zu machen. Wir möchten wenigstens wissen, wo Sie waren.«
    Benni heftete seinen Blick auf das dunkle Fenster in Michaels Rücken und schwieg.
    »Wollen Sie uns nicht erzählen, wo Sie waren?«, fuhr Michael fort und fügte gleich darauf hinzu: »Wir möchten zum Beispiel wissen, ob Sie heute Morgen im Fernsehgebäude oder Zwirnbau waren oder überhaupt in der Gegend.«
    Benni Mejuchas wandte seinen Blick nicht von dem dunklen Fenster. Außer seinem schnellen Blinzeln gab es kein Anzeichen, dass er hörte, was zu ihm gesagt wurde.
    »Sie wissen, dass Zadik ermordet wurde?«
    Schweigen.
    »Haben Sie nicht davon gehört?«
    Schweigen. Doch an dem krampfhaften Blinzeln, das sich an Benni Mejuchas’ rechtem Auge nun permanent wiederholte, und dem plötzlichen Zittern, das ihn durchlief, war erkennbar, dass er es wusste. Allerdings konnte man nicht wissen, ob er es erst der Traueranzeige entnommen hatte.
    »Wissen Sie, wo und wie man ihn ermordet hat?«
    Benni Mejuchas bedeckte sein Gesicht mit den Händen und rieb seine bleichen Wangen, schloss die Augen, öffnete sie und starrte wieder zum Fenster. Ein Blitz erhellte den schwarzen Himmel draußen –

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