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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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danach war ein einzelner Donnerschlag zu hören, ganz nah, fast wie hinter Michaels Schulter –, und für einen Augenblick verwischte sich der Eindruck des bläulichen Lichts, das die runde Neonlampe verbreitete und das Benni Mejuchas’ Blässe einen kränklich gelblichen Stich verlieh.
    Michael verstand sehr gut, dass Mejuchas erfasste, was rings um ihn vorging, und vielleicht sogar mit mehr Intensität als all die anderen in seiner Umgebung. Es war ihm klar, aus der seltsamen Diskrepanz zwischen seinem häufig wechselnden Gesichtsausdruck und seinen langsamen Handbewegungen, dass sich dieser sensible Mensch in einem Zustand schrecklicher Seelennot oder extremen Schreckens befand.
    »Na gut«, seufzte er, »vorläufig sind Sie verhaftet. Wir werden Sie zu uns in die Arrestzelle bringen und zum Verhör. Sie können einen Anwalt verlangen.« Er hielt einen Moment inne, um Mejuchas’ Reaktion zu sehen, der jedoch vollkommen gleichmütig wirkte, worauf er sanft hinzufügte: »Es tut mir Leid, wenn Sie gesprächsbereit wären, kooperierten, wäre es möglich …« Wieder blickte er in das Gesicht des Mannes, dessen Geist sich an einem anderen Ort, sehr weit weg, zu befinden schien.
    Eli Bachar wartete, bis Benni Mejuchas die Tasse abgestellt hatte, legte ihm die Handschellen an und führte ihn hinunter zum Polizeiwagen. Michael begleitete sie bis ins Eingangsgeschoss. Dort stand Hagar, die sich vor Eli Bachar aufbaute und mit zitternder Stimme, die plötzlich in die Höhe rutschte, hysterisch schrill wurde, sagte: »Wenn Sie ihn mitnehmen, komme ich mit ihm, es ist mir alles egal, ich …«
    »Bitte«, schnitt Michael ihre Worte ab, »Sie sind eingeladen mitzukommen, Sie sind ohnehin an der Reihe, allerdings bedenken Sie, dass auch Sie nun verhört werden.«
    »Sie machen mir keine Angst«, knurrte Hagar, frustriert, dass man ihr keinen Anlass zu einem Ausbruch lieferte, und eilte an Bennis Seite. Fast hätte sie seinen Arm ergriffen, doch ein Blick in sein düsteres Gesicht veranlasste sie, ihre Hand sofort wieder zurückzuziehen. Draußen stand bereits der Streifenwagen, und Wachtmeister Bublil, der daneben wartete, ließ Benni Mejuchas darin Platz nehmen. Hagar bückte sich, um ebenfalls einzusteigen, doch Bublil hielt sie zurück und warf Eli Bachar einen fragenden Blick zu. Eli schwenkte den Arm mit einer Bewegung, die so viel wie »lass sie nur« besagte, und Bublil setzte sich achselzuckend ans Steuerrad.
    Im Gang, auf dem Weg zur Cafeteria, sah Michael Chefez und Natascha in ein Gespräch vertieft stehen. Chefez streckte die Hand aus, um Nataschas Wange zu berühren, als versuchte er, mit einer Geste intimer Bekanntschaft, einen Fleck oder Krümel von ihrem Gesicht zu wischen. Natascha schlug seine Hand weg. Als Michael noch näher kam, sah er den Zorn in dem geschliffenen Blau ihrer Augen und hörte auch die giftigen Worte, die sie in jenem Moment sagte: »Ahh, ich hab verstanden! Du sorgst dich also um mich, ich hab dich schon verstanden, wer würde sich denn sonst um mich sorgen, wenn nicht …« Da gewahrte sie Michael und verstummte abrupt. Chefez, der mit dem Rücken zum Gang stand, drehte sich um und blickte Michael hilflos an. »Ich weiß nicht, was ich mit ihr machen soll«, klagte er, als spräche er von einem kleinen Mädchen, das ihrer gemeinsamen Obhut unterlag.
    Natascha zog eine Strähne aus ihrem Haar und studierte sie eingehend. »Verstehen Sie«, sagte sie zu Michael, »er macht sich Sorgen um mich, sorgt sich um mein Wellbeing, ist besorgt, dass mir nichts passiert, haben Sie ihn verstanden? Ich habe ihm gesagt«, fügte sie hinzu, ohne Chefez anzusehen, »wenn das so ist, dann sollte er mich vielleicht überhaupt zu sich nach Hause bringen, oder? Dort wird mir niemand etwas tun, und er kann sich um mich sorgen, nicht?«
    »Das ist nicht komisch«, protestierte Chefez, »ich sorge mich wirklich um dein Wohlergehen, warum glaubst du mir nicht? Warum benimmst du dich mir gegenüber, als ob ich irgendein … ein Verbrecher sei?« Er wandte sich wieder an Michael. »Sie glaubt mir nicht«, beschwerte er sich fast erstaunt, »sie denkt, ich will nur mein Gewissen entlasten oder handle nur aus bestimmten Interessen heraus, aber ich will wirklich, so wie ich Ihnen vorher sagte, ich will wissen, was man … ich höre von dem geschlachteten Schaf vor ihrer Tür, in der Nacht, vierundzwanzig Stunden nach … und auch das bloß aus Zufall, weil zwei Polizisten hier darüber sprachen und ich es gehört

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