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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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an die Eingangstüren neben die Traueranzeige geklebt hatten –, »ging er hin und berührte es, als ob … er hatte ein Gesicht wie einer, dem man einen Holzprügel über den Kopf gedroschen hat … und ich sehe ihn durch die Glasscheibe und verstehe nicht, was ich sehe … bis plötzlich der Groschen bei mir fällt und ich kapiert hab, noch vor dem Sicherheitstyp, der mit dem Rücken dastand und überhaupt nicht darauf achtete. Dieser Benni Mejuchas ist reingekommen wie … als ob er nichts gemacht hätte … als sei er überhaupt nie verschwunden, als würde man ihn nicht suchen und nicht … was soll ich dir sagen, mir kommt vor, er ist ein bisschen daneben, völlig zu …«
    Noch während Eli Bachar leise sprach, musterte Michael aus der Entfernung den Gesichtsausdruck von Benni Mejuchas, der nahe dem Eingang im Gebäude stand, umringt von Polizisten und Sicherheitsleuten, in Handschellen, und vor sich hin starrte, als sähe er nichts. In dem Moment kam Arie Rubin an, der aus dem Sendestudio heraufstürmte, und rannte sie fast über den Haufen, als er auf Benni zustürzte. »Seid ihr wahnsinnig geworden?! Nehmt das sofort ab« – er zerrte an den Handschellen –, »was soll das? Ist er irgendein Verbrecher?«, schrie er, während er seine Hände auf Bennis Schultern legte. »Benni, was ist denn los mit dir, Benni? Wie konntest du … wo warst du?«, rief er und musterte eingehend sein Gesicht, wie um zu prüfen, ob ihm ein Leid geschehen war. Benni Mejuchas lehnte sich an die Wand neben dem Tresen, drehte den Kopf weg und gab keine Antwort. Er vermied es, seinem besten Freund in die Augen zu sehen, und im Prinzip blickte er überhaupt niemanden an. Seine Augen waren halb geschlossen, und sein Gesichtsausdruck sprach von entsetzlicher Müdigkeit. Es schien, als fiele er, könnte er sich nicht anlehnen oder würde losgelassen.
    »Müssen diese Handschellen sein?«, protestierte Rubin. Niemand reagierte darauf, auch weil in diesem Augenblick Hagar die Treppe heruntergerannt kam, als hätte die Kunde, dass Benni Mejuchas gefunden worden war, bereits die Runde im Gebäude gemacht. Sie streckte ihm ihre ausgebreiteten Arme entgegen, doch beim Anblick seines Gesichts schreckte sie zurück, ohne ihn zu berühren, und auch sie rief: »Benni, Benni, wo warst du denn? Wohin bist du verschwunden? Ist alles in Ordnung? Warum hast du nicht …«
    Michael folgte Benni Mejuchas’ Blick, der nun zum Monitor hinaufwanderte, genau in dem Moment, als Chefez’ Gesicht in Nahaufnahme gezeigt wurde – in der rechten oberen Ecke des Bildschirms tauchte Zadiks Bild in schwarzer Umrandung auf –, als er sagte: »… die Entscheidung, die Sendungen des staatlichen Fernsehens nicht auszusetzen, stützt sich auch auf die Treue und den Mut der Mitarbeiter auf allen Ebenen, die entschieden haben, Schimschon Zadik, selig sein Andenken, auf seine Art, gemäß seines Kanons und seines Credos zu würdigen – ›die Nachrichten kann man nicht anhalten‹ …«
    Benni Mejuchas blinzelte heftig, er senkte die Augen und schloss sie schließlich ganz. Seine Lippen verzerrten sich auf eine Weise, die seinem Gesicht einen Ausdruck von Abscheu verlieh, und da wechselte das Bild, und unter der Überschrift »Gesucht« erschien die Phantomzeichnung des Orthodoxen. Im Hintergrund hörte man Karens Stimme sagen: »… die Mithilfe der Öffentlichkeit bei der Suche nach dem Mann, der auf dem Bild zu sehen ist, circa eins fünfundsiebzig groß, von mittlerer Statur, braune Augen … Brandnarben auf den Händen und am rechten Handgelenk …« An dieser Stelle drehte jemand den Ton ab.
    Eli Bachar stellte sich nun dicht neben Benni, drängte Hagar und Rubin sanft beiseite, wobei er ihre Proteste gegen die Handschellen ignorierte. Rubin wandte sich daraufhin direkt an Michael und fragte: »Ist er vielleicht ein Krimineller, dass man ihn so verhaften muss?«
    Michael ignorierte ihn mit geistesabwesendem Ausdruck, übersah ihn einfach, als hätte er nicht zu ihm gesprochen. Auf Rubins Gesicht zeichnete sich Verwirrung ab, als habe er seine Sicherheit in dem geheimen Bund verloren, der vermeintlich zwischen ihnen geknüpft worden war. Er schwieg, protestierte nicht mehr gegen die Polizisten, die Benni Mejuchas ohne jede Erklärung von ihm entfernten.
    »Wohin bringt ihr ihn?«, rief Hagar und rannte Eli Bachar und Wachtmeister Bublil auf der Treppe nach. Sie führten Benni Mejuchas rasch ins erste Stockwerk, und sie überholte sie auf dem Gang, stürmte in

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