Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
Lilian.
»Wegen der Tür«, bestätigte Michael, »es ist doch klar, wenn der Mörder durch die Tür im Gang hereinkam, muss es jemand sein, der davon wusste, und meiner Meinung nach schränkt das die Möglichkeiten sehr ein.«
»Nicht nur das«, sagte Balilati, »wer von der Tür wusste, hatte auch einen Schlüssel zum Hintereingang des Zwirnbaus, so dass er in der Nacht, in der Tirza getötet wurde, nicht am Wächter vorbei musste, und ich möchte euch auch daran erinnern, dass ich mit dem Inspektor vom Sender geredet habe, schreib mit, Zila, schreibst du?« Er blickte sie auffordernd an, und sie entgegnete: »Sag erst mal, was.«
»Ich habe mich also mit dem Sendeinspektor unterhalten«, sagte Balilati mit wichtiger Miene, »man muss mit denen hinter den Kulissen reden, es ist nicht so schlau, mit den Berühmten zu sprechen, es … gerade die, die nicht im Zentrum des Geschehens sind, gerade sie …«
»Balilati«, mahnte Zila in ungeduldigem Ton, »was hat er gesagt?«
»Der Sendeinspektor ist verantwortlich für sämtliche technischen Bereiche, verantwortlich für die ganze technische Anlage, entscheidet, ob was auf Sendung rausgeht oder nicht, und er sitzt im zentralen Kontrollraum, quasi Master control, das Material von den Satelliten läuft da durch, zum Beispiel Kanal dreiunddreißig, ja? Läuft über die Master control, sendet aus der Knesset, und was ganz wichtig ist, dass man sich hier daran erinnert, schreib mit, Zila, zwischen eins und vier in der Früh ist dort niemand, das Zimmer ist offen, und jeder kann hineingehen. Der Sendeinspektor? Seine James-Bond-Aktentasche wurde gestohlen. Generell machen sie in der Nacht die ganzen Apparaturen vom ganzen Gebäude aus und …« Er verstummte und breitete seine Hände mit einer Geste aus, die besagte, »da habt ihr’s«.
»Nu?«, sagte Zila. »Und wo ist da jetzt der Zusammenhang?«
»Dass es alle möglichen Orte gibt«, äußerte Balilati allgemein, »alle möglichen Verstecke, alle Arten von Möglichkeiten, unendliche Möglichkeiten. Es ist schwierig zu wissen, wer Zugang zu was hat.«
»Und auch, wer vielleicht Zugang zu Matti Cohens Medikamenten hatte«, erinnerte Wachtmeister Ronen. »Das werden wir nie im Leben lösen, da könnt ihr sicher sein. Wenn ein Mensch ein Medikament hat, das er regelmäßig nimmt, wie beweist man, dass ihm jemand eine Überdosis untergeschoben hat.«
»Nichts ist unmöglich«, behauptete Balilati mit der Sicherheit des erfahrenen Polizeibeamten, »aber fangen wir doch wirklich mit dem Ende an und gehen zurück.«
»Das Ende«, sagte Michael, »gibt schon ein gewisses Rätsel auf – der verbrannte Orthodoxe, der verschwunden ist, als habe er nie existiert. Niemand hat etwas gesehen oder gehört.«
»Wir haben eine Phantomzeichnung herausgegeben«, bemerkte Zila, »wir haben sie verteilt … es gibt keinen Streifenwagen in der Stadt ohne … und sie haben es auch in den Fünf-Uhr-Nachrichten gesendet, hast du’s nicht gesehen?«
»Ich war beschäftigt«, erwiderte Michael, »aber ich habe da so eine Idee dazu …«
Balilati sah ihn konzentriert an. Plötzlich straffte er sich und sagte: »Vergiss es, ich hab schon daran gedacht, aber das kann nicht sein.«
»Woher willst du wissen, wovon er redet?«, erboste sich Eli Bachar. »Vielleicht lässt du ihn mal ausreden?«
»Ich weiß es«, verkündete Balilati mit Gewissheit, »denn great minds think alike, okay? Ich weiß, dass er gedacht hat, dass der verbrannte Religiöse vielleicht überhaupt Benni Mejuchas ist, stimmt’s nicht?«
Michael nickte.
»Damit man denkt, er sei Srul«, ergänzte Balilati, »als ob ihr Freund Srul nach Israel gekommen sei.«
»Wer ist Srul?«, fragte Wachtmeister Ronen.
»Was, quasi so wie eine Verkleidung?«, fragte Lilian.
»Ja was? Warum denn nicht?«, mischte sich Zila ein. »Wir reden hier schließlich von einem Regisseur, und er hat Zugang zu allem Möglichen … er hat sowohl die Kenntnisse als auch die Möglichkeit.«
»Bei der Grenzpolizei ist seine Einreise ins Land nicht registriert«, sagte Eli Bachar, »zumindest nicht unter diesem Namen.«
»Na gut«, winkte Balilati ab, »wenn er wirklich angekommen ist – er kann mit einem anderen Pass kommen, mit einem anderen Namen, einem amerikanischen Pass und einem amerikanischen Namen.«
»Es ist uns nicht gelungen, mit seiner Familie in Los Angeles Kontakt aufzunehmen«, sagte Eli Bachar, »wir haben es seit heute Morgen versucht, aber dort geht niemand dran. Sie haben
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