Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
sehen.«
    »Es ist bloß … das sind Fotos von … was haben intime Fotos von mir mit einer Frau mit … mit Zadik zu tun? Das … das ist bestimmt eine Erpressung, oder nicht?«
    Michael streckte wieder seine Hand aus, und Benisri gab ihm den Umschlag.
    Langsam zog Michael das Päckchen heraus und betrachtete die Bilder. Benisri sah sich erschrocken nach allen Seiten um, doch in dem Moment kam gerade niemand vorbei.
    »Das sind Fotos von Ihnen mit einer Frau, wirklich intime«, bestätigte Michael, »allerdings nicht irgendeine Frau … und es ist ziemlich klar, wer die Frau ist, oder?«
    »Glauben Sie mir«, wiederholte Benisri flehend, »das hat mit nichts was zu tun, es würde nur alles zerstören … sie … die Ministerin … Frau Ben-Zvi wollte nicht … großer Gott … und ich habe nicht einmal irgendwas bemerkt …« Er verstummte und blickte Michael bittend an.
    »Wenn solche Fotos an dem Tag ins Haus gelangen, an dem der Intendant ermordet wurde«, sagte Michael stur, »und wenn sie zur Erpressung eines hochrangigen Fernsehjournalisten und der Ministerin für Arbeit und Wirtschaft verwendet werden, ist es unmöglich, nicht zu denken, dass da irgendein Zusammenhang zwischen den Dingen besteht.«
    »Bloß die Fotos waren drin«, sagte Chefez, »kein Zettel und keine Rede von Erpressung.«
    »Und wer hat sie gebracht?«, fragte Benisri rasch.
    »Ein Mann mit einem Motorradhelm oder so was«, antwortete Chefez, »ein junger Mann, der sie nur mir in die Hand geben wollte, Gott sei Dank.«
    »Was ›Gott sei Dank‹?«, explodierte Benisri, dessen Hände nun sichtlich zitterten, mit bleichem Gesicht. Er nahm Michael die Fotos aus der Hand und sah sie schnell durch. »Sie verstehen nicht, wenn es solche Fotos von uns gibt, von ihr und mir, bei ihrem Haus … in der Hotellobby, in … sehen Sie sich das an, was … als ob … haben sie das mit einem Tele gemacht? Im Zimmer?! Wie sind sie so schnell dahin gekommen? Das kann nur … das … das ist mein Ende und nicht nur meines …«
    Wieder streckte Michael die Hand aus, und Dani Benisri legte das Päckchen hinein. »In Schwarz-Weiß«, sagte er erbittert, »in Schwarz-Weiß und ein Teil in Farbe, zur Abwechslung. Was wirst du machen?«, wandte er sich an Chefez. »Willst du das in den Nachrichten bringen?«
    »Fragst du im Ernst?« Chefez war bestürzt.
    »Natürlich im Ernst«, erwiderte Benisri, »ich weiß nicht mehr …«
    »Bist du wahnsinnig?!«, protestierte Chefez. »Was bin ich denn? Irgendein Skandalblatt? Irgendein … wieso soll man das senden, aber ich weiß nicht, was die Zeitungen daraus machen werden. Bei deinem Glück kann es auf dem Titelblatt der Jediot oder so was erscheinen.«
    »Ich muss anrufen«, flüsterte Dani Benisri, auf dessen Oberlippe sich Schweißtropfen sammelten, »entschuldigt mich einen Moment.« Er wandte sich ab, zog sein Mobiltelefon heraus, drückte auf die Tasten und flüsterte, während er sich entfernte: »Ich bin’s.«
    Chefez warf einen Blick in die Cafeteria hinein. »Sehen Sie sich das bloß an«, murmelte er, »Grabesstille.« Er erschauerte. »Man kann den Mund schon gar nicht mehr aufmachen … alles wird gehört … noch nie im Leben habe ich diesen Ort hier so gesehen, nicht mal im Jom-Kippur-Krieg. Und ich, das können Sie mir glauben, ich kenne ihn … seit ich mich ans Fernsehen erinnern kann, war hier eine Cafeteria, die rechte Wand haben sie gebaut, während wir gegessen haben. Neunundsechzig, gleich nachdem wir mit dem Fernsehen angefangen haben, es gab noch zwei Gruppen, man ist nicht so gemischt gesessen wie jetzt; hier gab es Klassen. Da war die Gruppe der Polen, gerade erst eingewandert, nachdem man sie aus Polen rausgeworfen hatte, enttäuschte Kommunisten mit einer Menge Zigaretten im Mund, die die Nase ziemlich hoch trugen. Über jeden Ismus spotteten und lachten, Snobs, die beim polnischen Film gearbeitet hatten und alles besser wussten, aber im Endeffekt waren sie Flüchtlinge … auf der anderen Seite waren die Tische mit den Israelis … alle waren jung … wir wussten gar nichts … damals gab es runde Tische, und man saß auf beiden Zeiten des Cafeteriaraums, ich kam in den Siebziger Jahren immer von der Armee, von den Wehrübungen, ich war Offizier … ich ging in die Cafeteria und wusste nicht, wo ich dazugehörte … sozusagen … zu wem sollte ich mich setzen? Zu den Jungen oder zu den Redakteuren? Zu den Polen oder … jetzt sind sie nicht mehr da, die Polen. Gestorben, weggegangen …

Weitere Kostenlose Bücher