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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Zettel.«
    »Inspektor Niza Perez? Kennen Sie sie?«, fragte Balilati, der rasch einen Blick über Schorrs Schulter geworfen hatte, während sie eilig den Raum verließen im Bemühen, Michael auf den Fersen zu bleiben, der bereits zur Treppe rannte.
    »Kenne ich, sicher kenne ich sie, auch Sie kennen sie«, erwiderte Schorr, »nu, Niza, der Rotschopf? Mit den …« Schorr zeichnete schmal geformte Hüften in die Luft.
    »Ach so, Nina!«, rief Balilati mit einem kleinen Aufblitzen in den Augen – sie waren schon auf der Treppe zum Ausgang –, »seit wann heißt sie Niza? Die Rothaarige? Ist sie nicht im Süden? Ich habe gehört, dass man sie in den Süddistrikt versetzt hätte, weil …« Er schaute nach rechts und nach links, doch ein einziger Blick von Schorr brachte ihn zum Schweigen.
    »Man hat sie versetzt und man hat sie zurückgeholt«, sagte Schorr, »der Polizeipräsident hat gewechselt, also hat man sie zurückversetzt. Was wundert Sie das so? Sie ist wahnsinnig geworden dort in Be’er-Scheva. Hat gesagt, dass sie niemanden zum Reden habe, keine Leute treffe, und hat um Rückversetzung gebeten – und man hat sie zurückgeholt. Fahren Sie mit mir oder mit Ochajon?«
    »Was für eine Frage«, brummte Balilati, »mit Ihnen, natürlich mit Ihnen, erzählen Sie mir von Nina-Niza Rotschopf, wie gut, dass …« Er verstummte, als Schorr das Blaulicht aus seinem Wagen holte, die Sirene einschaltete und sich an den Streifenwagen vor ihm hängte, in dem Michael, Eli Bachar und Lilian saßen, die sich gänzlich unaufgefordert irgendwie hineingedrängt hatte.
    »Wie gut, dass was?«, fragte Schorr mit lauter Stimme, um die Geräuschkulisse der Sirenen zu übertönen, doch Balilati wedelte abwehrend mit dem Arm und murmelte: »Ich hab nichts gesagt.«

Dreizehntes Kapitel
     
    Die Straße, die sich von der Tankstelle im Süden der Stadt wegschlängelte, war zwar finster, doch der Hof vor dem Haus – hohe, alte Zypressen verbargen den verwahrlosten Zustand – war von zwei Scheinwerfern erhellt, die am Eingang aufgestellt worden waren. Einer nach dem anderen hielten Imanuel Schorr und Michael Ochajon hinter dem Polizeiwagen der Spurensicherung, nahe der Ambulanz, die vor dem schiefen, verrosteten Gartentor parkte. Balilati, der sofort aus Schorrs Auto sprang, stieß ein »Schsss … was für eine Saukälte« aus und schlug den Pelzkragen seiner Jacke hoch. »Schau dir das bloß an, Jerusalemer Winter«, sagte er dann zu Wachtmeister Ronen, der hinter ihm aus dem Wagen stieg. »Wer hätte das geglaubt? Da denkt man, Jerusalem, Israel – Kalifornien«, fügte er hinzu, während er eine Bande Kinder beobachtete, die hinter dem Zaun aufsprangen und sich in Windeseile zerstreuten, »wer nie hier war, der glaubt gar nicht, wie kalt es ist.« Er erschauderte und zog die Augenbrauen zusammen, um den Jungen besser zu sehen, der dageblieben war und nun neben dem Auto der Spurensicherung stand, halb versteckt hinter der Ansammlung Erwachsener, die der Regen nicht abschreckte. »Jetzt sag mir einer«, sprach er in die Luft zu aller Welt, »was diese Kinder hier machen, es ist schon nach zehn in der Nacht, haben die keine Eltern? Müssen die in der Früh nicht in die Schule?« Wachtmeister Ronen sah schweigend den flüchtenden Kindern nach und betrat den Hof. Einige bärtige junge Männer in dunkler Kleidung mit schwarzen Kipas drängten sich unter zwei schwarzen Regenschirmen zusammen.
    »Hallo«, rief einer in Schorrs Richtung, der gerade aus dem Auto gestiegen war und sich umsah. »Mein Herr, Herr Polizist, was ist hier passiert? Stimmt es, dass es hier einen Toten gibt? Ein Mord? Hat man jemanden umgebracht?« Schorr drehte nicht einmal das Gesicht in ihre Richtung, er ging mit schnellen Schritten und hielt den Kopf gesenkt wegen des Regens.
    »Wir sind von der Jeschiva hier, Nachbarn, wir wollen wissen, was los ist!«, rief ein anderer junger Mann, der unter dem Schirm heraussprang.
    »Dallidalli, zerstreuen«, schimpfte Balilati angeekelt. »Geht wieder dorthin zurück, zu eurer Jeschiva da.« Als sich der junge Mann nicht rührte, fügte er schnell hinzu: »Als ob’s ihres war, man könnte meinen, sie sind die Hausbesitzer! Dringen in ein Haus ein, das ein Klub im Viertel werden soll, und nennen es Jeschiva. Jetzt haut schon ab«, nun schrie er regelrecht, »verschwindet und macht die Stadt nur weiter kaputt, knallt sie nur weiter mit Jeschivas voll, ihr habt sie ohnehin schon ruiniert, die ganze Stadt habt ihr

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