Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
kaputtgemacht!«
Michael legte eine Hand auf seinen Arm. »Nicht jetzt, Dani«, sagte er ruhig, »du hast dir keine gute Zeit ausgesucht, um die Welt zu verbessern.«
»Wieso denn Welt«, knurrte Balilati, »sie ruinieren den Markt, überall, wo sie hinkommen, fällt der Wert der Wohnungen um die Hälfte!«
Michael seufzte. Fast hätte er gefragt, wie oft er sich Balilatis Litaneien darüber, was die Religiösen dem Immobilienmarkt in Jerusalem antun, noch anhören müsse. Doch er schluckte es hinunter und betrachtete die beiden Frauen, die ihre Plastiktüten und voll gepackten Einkaufskörbe an den Zaun gelehnt hatten, der den schmalen Pfad vorm Haus begrenzte, und einen massigen Mann, der neben ihnen stand und laut hustete. »Bitte, machen Sie den Platz frei«, sagte er zu ihnen, »Sie stören.« Er verharrte eine Weile, bis die eine der Frauen sich langsam bückte und mit einem Seufzer zwei große Körbe hochhob, doch er wartete nicht, um zu sehen, ob sie tatsächlich gingen, sondern eilte Balilati und Schorr auf dem schmalen gepflasterten Pfad hinterher, der in bläuliches Scheinwerferlicht getaucht war.
»Hier, Herr Inspektor!«, rief ein Polizist, der ihnen von der Hinterseite des Hauses her entgegenkam. »Und seien Sie vorsichtig, treten Sie nur auf die Steine, daneben ist alles voller Dreck«, warnte er Schorr, der die Reihe im Gänsemarsch anführte. »Es gibt eine Treppe von hinten direkt in den ersten Stock«, erklärte er Michael, blickte hinüber zu Eli Bachar, der am Ende des Pfades hinterhertrödelte, und führte sie die schmale Treppe hinauf.
Auch neben der Tür im ersten und einzigen Stockwerk hatte man eine große Lampe aufgestellt, die das verrostete Geländer mit den gelockerten Verbindungsstreben sowie die beiden großen Blumentöpfe auf dem Absatz vor der sperrangelweit geöffneten Tür beleuchtete. Die eine blühende Geranie, die zwischen den vertrockneten Stängeln stoisch überlebt hatte, wurde von ihr in ein kräftiges Rosa getaucht, und auch die Glocke, die herausgerissen an einem Stromkabel am Türrahmen baumelte und von Zeit zu Zeit im kalten Wind dagegenschlug, war angestrahlt.
Die rothaarige Nina, in eng anliegenden Jeans, stand bereits in der Tür. Sie war nicht mehr rothaarig, registrierte Balilati bei sich; ihr Haar war kurz geschnitten, und in dem dürftigen Licht, das im Gang der Wohnung herrschte, waren platinblonde Schattierungen darin auszumachen. Balilati brachte es auch noch fertig – halb zu Michael, halb für sich – zu flüstern, dass sie ein bisschen dicker geworden zu sein schien, was dem Charme ihres kleinen, kompakten Körpers keinen Abbruch tat.
»Nina, Ninotschka, long time no see«, polterte Balilati, der sich vor Michael drängte, ihren Arm tätschelte und sich vorbeugte, um sie auf die Wange zu küssen. Doch sie drehte ihr Gesicht weg, presste kurz die Ränder ihrer vollen Lippen zusammen und schob Balilati sanft mit ihrer kleinen Hand von sich, an deren Finger ein großer Diamantring funkelte.
»Was haben wir hier, Niza?«, fragte Schorr und sie erwiderte: »Kommen Sie rein, und sehen Sie es sich an, er ist im ersten Zimmer rechts.« Einen Moment darauf blickte sie Michael an, und ihre Lippen dehnten sich zu einem halben Lächeln. »Wie geht’s?«, flüsterte sie ihm zu, und er nickte und zuckte die Achseln. »Du siehst es ja«, entgegnete er.
»Wem sagst du das?«, sagte Nina und warf Lilian einen prüfenden Blick zu, die schon hinter Schorr das Zimmer betrat, in dem sich die Leiche befand. Gleich darauf fügte sie hinzu: »Du siehst aber ziemlich gut aus. Man hat mir gesagt, du hast zu rauchen aufgehört, stimmt das?«
Eli Bachar, der in dem Moment zur Tür hereinkam, hörte die letzten Worte und lachte leise. Dann wandte er sich dem Mann von der Spurensicherung zu, der sich über eine große Tasche am Boden neben dem Eingang beugte, und klopfte ihm auf die Schulter.
»Ich sehe, solche Gerüchte dringen bis Be’er-Scheva«, sagte Michael und trat so nahe an sie heran, dass er den schweren Duft des süßlichen Parfüms wittern konnte, der ihn auch zu jener Zeit schon gestört hatte – damals, in der kurzen Phase, in der sie sich mit ihm in ihren Privatangelegenheiten zu beraten pflegte (als sie noch mit einem Mann verheiratet war, den sie verabscheute, sich aber trotzdem nicht von ihm trennte, aus Gründen, die er nicht zu begreifen vermochte), hatte er ihr ein anderes Parfüm, leichter Zitronenduft, gekauft. Doch nachdem sie ihm mit feuchten
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