Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
begonnen, Fragen nach Tirza und ihrem Leben zu stellen, als gäbe es eine Verbindung zwischen den Dingen. Welche Ironie, dass Tirza hier die Hauptfahrlässige gewesen war. Zadik hatte dem Inspektor erklären müssen, wie sie selbst immer, und diesmal noch mehr als sonst, wenn es sich um einen Film ihres Mannes und besonders teure Aufbauten handelte, darauf bestand, dass die Kulissen an Ort und Stelle blieben, und wie sie in diesem Falle nicht einmal zugestimmt hatte, sie in der Schreinerei zu lagern, bis die Dreharbeiten abgeschlossen waren. Wenn man von verwaltungsrechtlicher Verantwortung sprach, konnte man natürlich auch Benni Mejuchas selbst der Fahrlässigkeit bezichtigen, sowie Hagar, Bennis rechte Hand. Dieser Inspektor hatte auch noch verlangt, sie ebenfalls herbeizuzitieren, sogar nachdem Zadik ihm wiederholt Tirzas Arbeitsgewohnheiten erklärt hatte, wie sie selbst den Arbeitern aus der Schreinerei gesagt hatte, wo sie die Kulissen und auch die Marmorsäule aufstellen sollten. Marmor! Jedes Mal, wenn er an diesen Marmor dachte, wurde er schier wahnsinnig – was dachten die sich hier eigentlich, dass er im Geld schwamm? Und diese ganzen Behauptungen von Benni Mejuchas, dass ein Schauspieler anders spiele, wenn er an einer Marmorsäule und nicht an einem Stück Pressspan lehne – alles Blödsinn! Hätte er nicht diese Ideen gehabt, dann hätte keine Säule Tirza den Schädel zerschmettert. Er, Zadik, hatte ihnen doch die ganze Zeit gesagt, dass diese irrsinnige Verschwendung die Mutter aller Sünde sei. Und wenn man gerade an Geld dachte, wo trieb sich Matti Cohen überhaupt herum, der versprochen hatte, diese Produktion zu beenden – in einer Dreiviertelstunde würde bei ihm im Büro eine Sitzung der Abteilungsleiter stattfinden, bei der auch Matti Cohen anwesend zu sein hatte, doch seit gestern hatte ihn keiner mehr gesehen. Man musste diese blödsinnige Produktion einstellen, die bereits über zwei Millionen gekostet hatte – den gesamten Fernsehspieletat hatte sie verschlungen –, aber jetzt würden sie sagen, das sei nicht die rechte Zeit, es sei unpassend, Benni Mejuchas, der seine Lebensgefährtin verloren hatte, die Produktion zu kappen. Ihm, Zadik, war es egal, ob Tirza seine vom Rabbinat angetraute Frau war oder nicht, er war da offen – er hatte keinerlei Vorurteile. Benni Mejuchas hatte sie als seine Frau präsentiert – also war sie seine Frau. Wenn ihm bloß einer erklärt hätte, wie diese beiden, Rubin und Benni, Freunde hatten bleiben können.
    Bei Frauen wäre so etwas nicht passiert, hatte er zu Chefez am Morgen vor der Besprechung gesagt, als sie über die polizeiliche Untersuchung sprachen, Frauen hätten einander fürs ganze Leben gehasst. Nur Männer, nur bei ihnen war es möglich, dass die Freundschaft so bestehen blieb. »Aber ich, als Mann, ich weiß auch nicht, ob ich das könnte«, hatte er Chefez gestanden, »ich weiß nicht, wie ich der engste Freund eines Mannes sein könnte, der mit der Frau zusammenlebt, die meine Frau war, und noch weniger weiß ich, was ich tun würde, wenn ich sie liebte.«
    »Was heißt hier Freundschaft, das ist mehr als Freundschaft«, sagte Chefez, »das ist … wie … sie sind wie … wie Brüder, von Kindheit auf sind sie zusammen … das ist schon wie Familie. Ich habe Rubin selber über Benni sagen hören, ›als wäre es mein Freund und Bruder‹, was würdest du also an seiner Stelle tun? Einen Bann über deinen Bruder verhängen? Was hättest du getan? Sie waren schließlich wie eine Familie, oder nicht?«
    »Das ist noch schwieriger«, erwiderte Zadik, »noch schwieriger zu verstehen, ich hätte es nicht gekonnt.«
    »Niemand weiß, was er einmal kann und was nicht«, sagte Chefez, »wer weiß schon, was er kann? Weiß jemand, was er kann? Niemand weiß es. Kann man es wissen? Nein! Ich selber …«, holte er mit Begeisterung aus und verstummte abrupt.
    Zadik, der seinem Blick folgte, sah Natascha in der Tür des Nachrichtenraums, mit zerrupftem Haar, in ihrer üblichen Aufmachung – Militärjacke, Jeans und ihr roter Schalfetzen. Sie stand da und blickte sich um, als suche sie jemanden, und am Schluss starrte sie ihn mit großen blauen Augen an. Einen Moment lang hatte sie beide angesehen und sich dann wieder dem Gang zugewandt. Chefez’ Gesicht bewölkte sich.
    Erschlagen könnte man ihn, dachte Zadik, wenn er diese Verwicklungen der Menschen verstand. Gut, auch er selbst war nicht völlig … aber mit einer

Weitere Kostenlose Bücher