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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Eingang des Zimmers her, »sie haben sie erpresst, das da ist noch vor der richtigen Pressekonferenz, ich hab die Titelseite schon gesehen.« Er schwenkte die zusammengerollte Morgenzeitung und breitete sie aus. »Da schaut mal«, wieherte er und legte seinen plumpen Finger auf das Foto im Zentrum der Seite, das die Ministerin für Arbeit und Wirtschaft am Eingang eines Gebäudes zeigte, und hinter ihr Dani Benisri mit der Hand auf ihrer Schulter. »Das hat alles verdrängt«, erklärte Balilati, »sogar der Mord an irgendeinem verbrannten Orthodoxen ist an den Rand gerückt, da«, und zum Beweis deutete er auf die untere rechte Ecke der Zeitungsseite. »Es gibt nichts Schärferes als eine brandneue, verbotene Affäre, Medien und Politik, praktisch dunkelgelb, ach was, schon knallorange, ist das nicht hübsch?«, spottete Balilati, während im Hintergrund die Stimme der Ministerin gerade sagte: »Wer denkt, dass sich meine Privatangelegenheiten mit den beruflichen Erwägungen vermischen …« Da drückte Zila auf die Fernbedienung.
    »Ich geh mal los, um das Ganze vorzubereiten«, verkündete Balilati, »dein Klient hat sich nicht beherrschen können, er hat nicht angerufen, sondern ist gleich selber gekommen, so kannst du ihn dir noch einen Moment zur Brust nehmen, mit ihm reden, vielleicht erfahren wir ja was Neues, oder?«
    »Bring ihn hierher«, wies Michael Zila an und schob die über den Tisch verstreuten Papiere auf einen Haufen zusammen.
    »Gibst du mir einen Tipp?«, erkundigte sich Balilati.
    »Lass alle Sorge fahren, Balilati«, spöttelte Zila, »lass die Sorge fahren und zieh deines Weges, ist alles auf meine Verantwortung, beruhigt dich das?« Sie zog ihn am Arm aus dem Zimmer. Danach kam sie zurück und brachte Rubin herein.
    Rubin murmelte von der Türschwelle her einen zögernden Gruß, und Michael deutete mit dem Kopf auf den Stuhl ihm gegenüber. Rubin setzte sich mit erwartungsvollem Blick. Nach kurzem Schweigen sagte er: »Ich bin gekommen, um Benni abzuholen, und ich weiß nicht, warum ich hier …«
    »Ich hätte noch ein paar kleine Fragen an Sie«, entgegnete Michael scheinbar zerstreut und wühlte in den Papieren, »Fragen, die im Verlauf des Verhörs letzte Nacht entstanden sind … ah, da sind die Unterlagen«, murmelte er wie grübelnd vor sich hin, nahm einen Stift zur Hand, als wollte er Notizen machen, und sagte: »Wegen des Digoxins, wir wollten noch …«
    »Schon wieder?!«, explodierte Rubin. »Wieder diese Geschichte mit dem Medikament? Ich sagte dem Mädchen … Lilian? Ich habe ihr heute Nacht gesagt, dass …«
    »Ich bitte Sie – kein Grund zur Aufregung«, sagte Michael in väterlichem Ton, »aber da gibt es auf alle Fälle etwas Sonderbares, denn Matti Cohen, Sie wissen ja … er ist ganz plötzlich gestorben, und wir haben festgestellt …«
    »Ich möchte nichts mehr von dem Unsinn hören!«, unterbrach ihn Rubin, jedes Wort betonend, in entschlossenem Ton. »Es ist schade um unser aller Zeit, und ich fühle mich hier wie ein Sündenbock. Haben Sie denn vielleicht niemand anderen mehr, um ihm etwas anzuhängen … also ich oder Benni? Steht es so? Nur weil Tirza … ich bitte Sie – wollen Sie mich verhaften?« Er streckte seine Hände aus, verhakte die Finger und presste die Handgelenke aneinander. »Ich habe hier nichts verloren, dass wissen Sie sehr gut, aber wenn Sie mich verhaften möchten – bitte, wollen Sie?«
    Michael schwieg.
    »Falls nicht – sagen Sie mir bitte, was mit Benni ist und wo Sie ihn festhalten, und dann gehe ich, zusammen mit ihm, auch er sollte nicht hier sein, noch sind wir in einem demokratischen Staat, und ich kann innerhalb einer Sekunde einen Rechtsanwalt ersten Ranges herbestellen, ist das klar?«
    Michael schwieg.
    »Wenn das so ist …«, Rubin erhob sich von seinem Stuhl, »dann gehe ich einfach, mit oder ohne Benni, ich gehe und komme mit einem Anwalt zurück.« Damit ging er zur Tür, und Michael hielt ihn nicht auf. Auf der Schwelle, mit einer Hand auf der Klinke, drehte sich Rubin noch einmal um und sagte: »Sagen Sie mir nur, wo Sie Benni festhalten, das sind Sie mir schuldig.«
    Michael zuckte die Achseln und blickte auf die Papiere vor sich. »Wir halten ihn gar nirgends fest«, sagte er in verwundertem Ton, »er ist schon vor Stunden zur Arbeit zurückgekehrt.«
    Rubin erstarrte, ließ die Türklinke los und sah Michael entgeistert an: »Arbeit? Welche Arbeit?!«
    »Die Vervollständigungen von ›Ido und Einam‹«, antwortete

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