Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
plötzlich eingefallen? Was hat das damit zu tun?«
Benni Mejuchas senkte stumm den Kopf.
»Nur wir waren dort, Benni«, fuhr Rubin bittend fort, »und nur wir beide sind übrig geblieben – Srul ist tot, und wenn wir den Mund halten –, es ist alles vorbei, sie haben keinen Fall, wieso kommst du jetzt mit dem ägyptischen Arzt daher?«, und noch während er sprach, blickte er sich nach allen Seiten um.
»Hier ist keiner, Arie«, sagte Benni, »nur wir zwei allein, woher weißt du, dass Srul tot ist?«
Rubin gab ihm keine Antwort.
»Wer hat dir gesagt, dass Srul tot ist?«, beharrte Benni Mejuchas.
»Ich sag’s dir gleich«, versprach Rubin, und das tiefe Zittern in seiner Stimme verriet Erschütterung und Furcht, »aber zuerst sag du mir, wieso du plötzlich den ägyptischen Arzt erwähnt hast, wie kommst du darauf?«
»Ich werde dir sagen, wieso«, entgegnete Mejuchas und erhob sich mit einem Schlag, »ich werde dir sagen, wieso ich darauf komme – du und ich können jetzt keine Verschwörung mehr machen … es ist alles zu Ende … ich weiß, dass du … dass du Tirza ermordet hast … das weiß ich – ich wusste es von Anfang an. Und ab diesem Augenblick war mir alles egal. Ich habe nichts mehr zu verlieren – hast du gewusst, dass Srul im Begriff war, an Lungenkrebs zu sterben? Auch er hatte nichts mehr zu verlieren, du hast ihm einen Gefallen getan, wusstest du das?«
»Sag mir eins, Benni«, die Drohung in Rubins Ton verdrängte nun jede Furcht, und er trat einen Schritt auf Mejuchas zu, der zurückschreckte, »hast du ihnen etwas gesagt?«
»Wem?«
»Ihnen, der Polizei, Ochajon, Balilati, was weiß ich, wem …? Hast du ein Wort von dem gesagt, was war?«
»Ich … ich …«, stammelte Benni Mejuchas.
»Hast du es ihnen erzählt oder nicht?«, verlangte Rubin mit drohendem Flüstern zu wissen, »antworte mir, und mach mich nicht wahnsinnig.«
»Srul ist nach Israel gekommen, um darüber zu reden, wusstest du das?«, sagte Benni Mejuchas heiser. »Er hat mit Tirza darüber gesprochen, in Los Angeles, ich … sie … sie wollte es aufdecken … sie hatte die Absicht, mich zu verlassen … sie sagte: ›Ihr seid Mörder! Ich kann nicht mit Mördern leben!‹«
Rubin legte eine Hand auf Benni Mejuchas’ Schulter. »Ich weiß, was sie gesagt hat, Benni, schau mich an«, sagte er leise, »sieh mich an, ich weiß ganz genau, was sie sagte, auch zu mir hat sie Sachen gesagt, und ich bin nicht zur Polizei gerannt, um es ihnen zu erzählen, weißt du?«
Benni Mejuchas barg sein Gesicht in den Händen. »Ich kann dich nicht anschauen, Arie«, sagte er von Schluchzen geschüttelt, »du … du bist zu weit gegangen … du hättest … wir hätten schon von Anfang an … jetzt bist du wie … wie so ein Macbeth geworden, der herumläuft und das Blut von allen vergießt … das hat Srul gesagt und er wollte …«
»Auch was Srul gesagt hat, weiß ich«, erwiderte Rubin und legte die zweite Hand auf Bennis Schulter. Jetzt standen sie einander gegenüber, ganz nah. »Und du lässt mir nicht viel Wahl«, fuhr er fort und rückte noch dichter an ihn heran.
Erst im Nachhinein hörten die Mitglieder des Ermittlungsteams Benni Mejuchas’ Stimme ganz leise auf dem Aufnahmegerät. »Es ist mir egal«, flüsterte er, »ich habe nichts mehr zu verlieren, ich kann ohnehin nicht …« In diesem Augenblick rannte Michael aus der Nische auf den breiten Gang, wo sie Tirza gefunden hatten, und sah, wie Rubin entsetzt sein Gesicht nach hinten wandte, aber da flammten bereits alle Lichter auf. Benni Mejuchas, der zusammenbrach, als hätte er keine Kraft mehr, seinen Körper aufrecht zu halten, wurde weggebracht, und Rubin wurden Handschellen angelegt.
»Wo willst du ihn?«, fragte Balilati Michael leise.
»Lass ihn einen Moment hier, mit mir allein«, antwortete Michael, »ich will vorher noch … ich muss jetzt die ganze Geschichte hören, vor den Rechtsanwälten und dem Ganzen.«
»Denk an die Sache mit der juristischen Stichhaltigkeit«, erinnerte ihn Balilati, »du musst in Rechnung stellen, dass er ohne Rechtsanwalt ist und das nachher vor Gericht nicht greift.«
»Das habe ich«, sagte Michael.
»Was ist das für eine Geschichte mit dem ägyptischen Arzt?«, flüsterte Balilati, »gibt es hier irgendein Geheimnis aus der Vergangenheit, wie man so schön sagt? Und ich hab gedacht, dass …«
»Schicken Sie alle hier raus«, befahl Schorr, »alle, und lassen Sie ihn« – er wies mit dem Kopf auf Michael –
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