Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
für sich zu bewahren …«
»Okay, keine Frage, ich brauche niemandem Rechenschaft abzulegen«, erwiderte Chefez mit sichtlich geschwollener Brust, »ich kann … sogar der Sendedirektor braucht nicht …«
»Ich spreche allen Ernstes von einer Verpflichtung zu völliger Geheimhaltung«, warnte ihn Michael noch einmal.
»Nu«, sagte Chefez beleidigt, »quassele ich vielleicht einfach so durch die Gegend? Kann man sich auf mich nicht verlassen? Denken Sie, ich hätte diese Aufgabe, Zadiks Platz zu übernehmen, einfach bloß so erhalten und …«
»Die Wahrheit ist, dass Benni Mejuchas nicht des Mordes verdächtig ist«, schnitt ihm Michael das Wort ab, »er hat niemanden ermordet und niemandem Beihilfe zu einem Mord geleistet … und jetzt ist er sogar gerade dabei, uns zu helfen, die ganze Sache aufzuklären, aber wir müssen vorgeben, dass er noch verdächtig sei, und daher bitte ich um Ihre Kooperation.« Michael blickte Chefez direkt an, dessen Augen erschrocken durch den kleinen Raum hin und her huschten.
»Und was muss ich tun?«, fragte er schließlich und drückte den Zigarettenstummel am Absatz der Cowboystiefel aus, die er trug.
»Sie müssen sich benehmen, als verstünden Sie es selbst nicht, als sei er verdächtig, aber dennoch vorläufig auf freien Fuß gesetzt worden, und als behandelten Sie ihn einstweilen gewissermaßen verständnisvoll wie jemanden, der sehr krank ist, wenn Sie mich verstehen. Sagen wir einmal, keine Verwunderung äußern, wenn er zurückkommt, um an seiner Produktion zu arbeiten, oder sogar die Information verbreiten, dass er die Arbeit an ›Ido und Einam‹ wieder aufnimmt.«
»Wo? Wo verbreiten?«, fragte Chefez verstört.
»Nirgendwo speziell«, warnte Michael, »einfach benehmen wie immer. Bei der Morgensitzung, wenn Sie Ihre Tagesordnung durchgehen, ja? Da wären Sie gebeten, etwas Unklares darüber zu sagen, dass er zwar unter Verdacht stehe, aber gegen Kaution freigelassen worden sei, oder so etwas in der Art, und das Gefühl zu vermitteln, dass Sie einstweilen, um es ihm zu erleichtern, beschlossen haben, dass er sein Werk fortsetzen kann. Ist das so weit verständlich?«
»Verstanden«, nickte Chefez, »ich hoffe bloß, dass ich das auch so machen kann wie nötig, ohne überhaupt zu verstehen, warum …« Er blickte Michael an, der seinen undurchdringlichen Gesichtsausdruck wahrte. »Aber Gott sei Dank«, setzte Chefez eilfertig hinzu, »Sie haben keine Ahnung, welchen Stein Sie mir damit vom Herzen genommen haben, wenn Sie sagen, dass er nicht verdächtig ist.« Er seufzte, spannte sich unvermittelt, sah Michael an und fragte: »Und warum können wir nicht melden, dass er heil und gesund aufgefunden wurde und nicht unter Mordverdacht steht?«
Als Michael daraufhin aufstand, sich stumm der Tür zuwandte und ihm bedeutete mitzukommen, blieb Chefez auf der Schwelle stehen und rief entsetzt: »Aber wenn es nicht Benni Mejuchas ist, wer hat dann die ganzen … wer ist dann der Mörder?«
Siebzehntes Kapitel
Um halb acht Uhr morgens, als die scharfzüngige Moderatorin, die die Ministerin für Arbeit und Wirtschaft interviewte, das lange Haar zurückwarf und ihrer Interviewpartnerin unvermit telt die Frage stellte, ob es sein könne, dass ihre Privatangelegenheiten ihre Aufmerksamkeit getrübt hätten, was die Frage der Zukunft der entlassenen Fabrikarbeiter von »Cholit« anginge, in dem Augenblick, als die Kamera auf dem geschminkten Gesicht der Ministerin verweilte und ihre Oberlippe, auf der bereits Schweißperlen auf der Make-up-Schicht glänzten, in Nahaufnahme ins Bild brachte, tauchte Zila am Eingang zu Michaels Büro auf, um ihm mitzuteilen, dass Rubin eingetroffen sei.
»Warte, nur noch einen Moment«, sagte Michael, ohne den Blick von dem kleinen Fernsehgerät zu wenden, das man in der Ecke des Raums installiert hatte, »schau dir an, was da läuft«, murmelte er, während im Hintergrund die Stimme der Ministerin erklang, die sagte: »Ich weiß nicht, von welchen Privatangelegenheiten Sie sprechen, aber die Belange der entlassenen ›Cholit‹-Arbeiter waren als Erstes …«
»Ich meine die romantischen Beziehungen, die noch vor …«, die Moderatorin ließ ihre Hand kreisen, während sie den Satz vollendete, »vor der Tunnelaffäre geknüpft wurden?«
Nun starrte auch Zila gebannt auf den Bildschirm und sagte: »Warte, wart mal noch kurz, sieh dir das bloß an, o Gott!«
»Das ist wegen den Fotos, man hat sie erwischt«, kommentierte Balilati vom
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