Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
auch seine Stimme zu hören, als er sagte: »Ich will es sehen.«
»Wie sollen sie ihm das zeigen?«, fragte Aviva bestürzt und blickte auf den Monitor, wo Benisri nun befahl: »Zeigt uns das Studio.«
Eli Bachar hörte den schweren Atem Matti Cohens, der seinen Hals betastete. »Was für ein Effekt«, murmelte er, während sich der Monitor in zwei Hälften teilte. Auf der rechten Seite erschien das Studio mit dem Staatssekretär im Brennpunkt der Kamera, der sich über das Papier vor ihm beugte und unterschrieb; auf der linken sah man den um Benisri gescharten Trupp der Männer, die auf den kleinen Monitor schauten.
»Okay, Dani«, rief Nechemia, der Moderator, aus dem Studio und hielt das Papier direkt in die Kamera, »der Staatssekretär hat unterschrieben, und nun bleibt nur noch eurerseits …«
Im linken Bild fing die Kamera Schimschis Hand ein, die wie zögernd über dem Papier schwebte und schließlich unterschrieb, wobei ihm der Rücken eines der Männer als Unterlage diente, und dann nahm Benisri das Blatt aus seinen Händen entgegen und zeigte es der Kamera.
Alle, die sich im Sekretariat befanden – außer Aviva, die hastig in ihrer umfangreichen Handtasche wühlte, als habe sie nur auf einen freien Augenblick gewartet –, applaudierten jubelnd, und in diesem Moment öffnete sich die Tür von Zadiks Zimmer, er stand mit strahlendem Gesicht da und rief den Versammelten zu: »Sagt bloß nicht, dass wir immer Mist bauen – habt ihr gesehen, wer die Lage gerettet hat?« Chefez, der nicht weit von ihm stand, kommentierte mit einem breiten, freudlosen Lächeln, während seine kleinen Augen hinter den dicken Brillengläsern blinzelten: »Alle Achtung, Freunde, alle Achtung. Ein großer Tag für die Nachrichtenabteilung.«
»Was macht ihr da Freudensprünge?«, murrte Aviva und räumte zornig ihre große Handtasche weg. »Es wird nichts Gutes dabei rauskommen, ihr werdet’s noch sehen – denkt an das, was ich gesagt habe –, denk dran, Niva, hörst du?«
»Warum musst du immer alles kaputtmachen?«, fuhr Niva sie beleidigt an und schob ihren Fuß wieder in die klobige Pantine zurück. »Immer musst du einem die Freude verderben, als ob …«
»Meine Schuld ist das nicht«, brummelte Aviva, »das ist das Leben, nicht ich.«
Nun kam auch Rubin aus Zadiks Zimmer heraus und trat zu dem Mädchen mit dem Wollschal. Eli Bachar hörte nur, »das geht in Ordnung«, sah seine Hand auf ihrer Schulter und ihr leuchtendes Gesicht. Auch Chefez blickte zu ihnen hinüber. Für einen Moment schien es Eli Bachar, als erblasste sein dunkles Gesicht, als das Mädchen Rubin umarmte.
»Wer ist das?«, fragte Eli Bachar Aviva flüsternd, worauf sie geistesabwesend, als habe man sie aus der Konzentration gerissen, erst sie und dann ihn anblickte: »Wer? Natascha? Das ist Natascha.« Und mit lauter Stimme rief sie: »Chefez, Matti, Jakobi – alle Abteilungsleiter« – sie klatschte in die Hände wie eine Kindergärtnerin –, »ihr könnt hineingehen, die Sitzung fängt an, ihr seid sowieso schon viel zu spät dran.«
Chefez verweilte noch einen kurzen Moment und sah auf dem Monitor, wie Benisri den Volvo der Ministerin und den mit Sirenengeheul vor ihr fahrenden Polizeiwagen mit dem Blick verfolgte. Chefez schüttelte den Kopf, murmelte: »Nu, nu, was das hier noch geben wird«, und betrat Zadiks Büro, von wo aus man ihn noch hörte, »sagt nicht, ich hätt es euch nicht gesagt, hab ich’s euch gesagt, oder nicht? Da wird nichts Gutes dabei rauskommen, kann da etwas Gutes rauskommen? Nein. Nichts Gutes wird dabei rauskommen.«
»Ihr auch«, befahl Aviva Rubin und Matti Cohen. »Max wird gleich kommen, nachdem er mit dem Polizisten fertig ist«, warf sie in Richtung von Zadiks offener Zimmertür. Eli Bachar blieb an seinem Platz stehen und beobachtete die Eintretenden. Rubin hielt Matti Cohen auf der Schwelle auf und fragte ihn leise – Eli Bachar spitzte angestrengt die Ohren –: »Du warst dort, gestern Nacht?« Er sah, wie Matti Cohen bestätigend nickte und den Kopf zur Seite wandte, um Rubins Blick nicht zu begegnen, dafür jedoch auf Eli Bachars Blick stieß und hastig die Augen niederschlug, auf den braunen Teppich, der den Boden des Zimmers von Wand zu Wand bedeckte.
»Du wolltest die Produktion einstellen lassen?«, fragte ihn Rubin in drohendem Ton. »Die Dreharbeiten von ›Ido und Einam‹ jetzt abbrechen?« Worauf Matti Cohen die Hände von seinem riesigen Bauch nahm, einen tiefen Atemzug tat und
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