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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Finanzministeriums, der mit einer stark verfetteten Frau, der man ansah, dass sie einmal schön gewesen sein musste – über den Bildschirm flimmerte unten die Schrift »Sarit Chermoni, Sozialarbeiterin« –, und mit Nechemia, dem Moderator, im Studio saß. Die Sendung sprang abwechselnd von hier nach dort, und alle schwiegen, außer Aviva, die ins Telefon flüsterte, um die Versammlung um sie herum nicht beim Zuhören zu stören. Alle hier benahmen sich wie in einem Einsatzraum, nachdem ein Krieg ausgebrochen war, obwohl hier überhaupt nichts passierte, nur dort, auf dem Bildschirm. Neben Avivas Bürotisch saß Matti Cohen. Mit ihm sollte er reden, hatte Zadik Eli Bachar vorgeschlagen, wenn die Sitzung zu Ende wäre, da dieser Matti Cohen gestern Nacht vor Ort gewesen sei und vielleicht sogar die Chance bestehe, dass er die Verstorbene gesehen habe. (»Schade, dass wir nicht vom Messias gesprochen haben«, hatte Aviva davor mit ihrer näselnden Stimme gesagt, »da ist nämlich Matti Cohen, wir haben Sie vorhin gesucht, wo waren Sie?«, und Matti Cohen hatte sich ihr genähert und geantwortet: »In der Notaufnahme war ich, in der Notaufnahme von Scha’arei Zedek, mit meinem Jungen, da war ich«, sich dann schwerfällig niedergelassen und hinzugefügt: »Ich könnte sterben für einen Kaffee, die ganze Nacht habe ich nicht geschlafen, nicht einmal die Kleider konnte ich wechseln, ich bin noch im Anzug von gestern, schauen Sie sich das an«, und er deutete auf einen Fleck am Krawattenrand. »Sie können wenigstens die Krawatte abnehmen«, hatte Aviva zu ihm gesagt, »wieso sind Sie denn so feierlich? Haben Sie vielleicht einen Empfang? Einen Termin mit dem Minister?«, und darauf Matti Cohen: »Ich hab’s Ihnen doch gesagt, von gestern. Und gestern war die Sitzung der Sendedirektionsleitung mit dem Minister, und ich konnte nicht mal …«) Jetzt verfolgte auch er den Bildschirm und hielt sich mit beiden Händen den großen Bauch. Eli betrachtete ihn eingehend, es war ihm schwer begreiflich, wie die Leute sich erlauben konnten, in einen Zustand zu geraten, in dem sie schnauften, als würden sie vor lauter Fett ersticken, und dieser Matti Cohen – er schien nicht einmal so furchtbar alt, nicht älter als vierzig, vierzig und noch was vielleicht.
    »Geben Sie uns ein paar Minuten, bis sich geklärt hat, was dort passiert«, hatte Zadik zuvor zu ihm gesagt und ihn in dem kleinen Zimmer zurückgelassen. Doch Eli Bachar war weder irgendein Kleinkind noch ein Einfaltspinsel, der allein in einem geschlossenen Zimmer sitzen geblieben wäre, sondern stand nun an der Tür und hörte, wie Matti Cohen, ohne die Augen vom Bildschirm zu wenden, sagte: »Sie sind völlig wahnsinnig geworden, wo hat man so etwas schon gehört?!«
    »Sie sind überhaupt nicht wahnsinnig«, widersprach ihm Niva, die Sekretärin der Nachrichtenabteilung, die, an Avivas Tisch gelehnt, einen wollbestrumpften Fuß aus der großen Pantine zog und ihn gegen ihre andere Wade stemmte, wie ein Storch, »sie sind nicht verrückt, denn es ist wirklich nicht möglich, irgendetwas ohne Gewalt zu erreichen.«
    »Aber sie werden gar nichts erreichen!«, schrie Chefez, der Direktor der Nachrichtenabteilung, sie an. Ihn hatte Eli Bachar vorher bei dem Versuch beobachtet, mit diesem Fingernägel kauenden Mädchen zu reden, das kein Auge von Zadiks Zimmertür ließ. Wie es schien, war sie die Einzige, die nicht an dem interessiert war, was im Tunnel passierte, sondern nur an Zadiks Tür, als sollte von dort irgendeine Erlösung für sie kommen. »Was werden sie erreichen? Erreichen sie damit etwas? Gar nichts werden sie erreichen!«
    Das Telefon klingelte, doch Aviva reagierte nicht, sondern starrte völlig gebannt auf den Bildschirm.
    »Hören Sie«, flüsterte ihm Matti Cohen mit einem Mal zu, »ich möchte Ihnen etwas sagen, wenn das zu Ende ist …«, er deutete mit dem Kopf auf den Monitor, »mir hat Zadik gesagt, dass Sie sozusagen … ermitteln, was da in der Nacht war, und ich …« Er sah sich mit ängstlichem Blick um und wedelte dann mit seiner Hand, als bereue er, dass er überhaupt zu reden angefangen hatte. »Ich sage es Ihnen nachher, wenn das zu Ende ist …« wiederholte er, wischte seine glänzende Stirn ab und löste den Krawattenknoten.
    Es gibt rare Augenblicke, in denen die Medien tatsächliche, unmittelbare und sichtbare Veränderungen in der Realität selbst bewirken. Ein solcher Augenblick war es, in dem Dani Benisri vom berichterstattenden

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