Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
seitlich die Arme ausbreitete, wie um zu sagen, ich hatte keine Wahl.
»In diesem Stadium? Nachdem das Ganze schon so gut wie fertig gestellt ist?!«
Matti Cohen zuckte die Achseln und verzog das Gesicht. Auch dieser Ausdruck besagte, ich hatte keine Wahl.
»Wir reden nach der Sitzung darüber«, sagte Rubin zu ihm.
»Nach der Sitzung muss ich mit der Polizei sprechen«, erwiderte Matti Cohen und blickte zur Seite, zu Eli Bachar hinüber.
»Warum musst du mit der Polizei reden?«
Matti Cohen zuckte mit den Schultern und warf einen vorsichtigen Blick in die Runde. »Sie wollen es so haben. Wegen …«, er schwankte, verlagerte sein Gewicht von einem Bein auf das andere, »nu, Tirza.«
»Dann eben danach«, sagte Rubin zu ihm.
»Wo bleibt ihr? Was ist denn mit euch?!«, schrie Zadik von drinnen in ihre Richtung. »Warum kommt ihr nicht rein? Wir warten bloß auf euch.« Matti Cohen blickte flehend zu Zadik. »Also soll ich jetzt gleich mit ihm reden oder nicht?«, fragte er und deutete mit dem Kopf in Richtung des kleinen Zimmers.
»Jetzt, zuerst werden Sie mit mir sprechen«, sagte Eli Bachar vom Eingang des kleinen Zimmers aus und trat beiseite, um Matti Cohen Platz zu machen.
»Nur einen Moment«, bat Matti Cohen, »ich muss mir noch einen Kaffee dort holen, aus Zadiks Büro, ich hab die ganze Nacht nicht geschlafen, ich … ich hol nur noch Kaffee.«
Anfangs saßen die beiden schweigend da. Jedes Mal, wenn der Monitor in Avivas Zimmer kurz verstummte, oder in den kurzen Pausen zwischen dem Klingeln des Telefons, waren im Raum abwechselnd Matti Cohens geräuschvolle Schlucke oder sein schwerer Atem zu hören. Dieses aufgedunsene, rote Gesicht und die mühsamen, pfeifenden Atemzüge erweckten Eli Bachars Beunruhigung. Es wirkte, als könnte er jeden Moment ersticken. Michael Ochajon hatte ihn gelehrt, zu schweigen und abzuwarten. Doch die Zeit drängte, und Matti Cohen stand unter keinerlei Verdacht, in Kürze würde er auch gleich mit Max Levin und dem Beleuchtungstechniker sprechen müssen, alles in allem ging es schließlich um einen Unfall, und es machte keinen Sinn, Unruhe zu stiften. (Das hatte auch Michael in der Nacht gesagt, als er ihn anrief. »Es hat keinen Sinn, dass ich komme«, hatte er zu ihm gesagt, »es geht um einen Unfall, ein Standardfall, was ist los mit dir? Gehst du unter der Last in die Knie?« Eli Bachar hatte in einer spontanen Eingebung geantwortet: »Das ist die Sehnsucht, ohne dich ist das kein Leben«, worauf Michael gelacht und erwidert hatte: »Du hast nur noch ein paar Stunden, jetzt ist es nach eins in der Nacht, noch sieben, acht Stunden durchzuhalten.«)
»Wie ich verstanden habe, waren Sie heute Nacht am Tatort«, sagte Eli Bachar also schließlich und bemerkte zu seinem Verdruss, dass er genau in dem Moment zu sprechen begonnen hatte, als Matti Cohen gerade ansetzte, etwas zu sagen. Matti Cohen öffnete und schloss seinen Mund wie ein Fisch auf dem Trockenen: »Tatort? Was für ein Tat… ach so, Sie meinen den Ort, wo Tirza …?«
Eli Bachar nickte: »Sie waren dort in der Nacht, bevor sie starb? Sie haben sie dort gesehen?«
Matti Cohen erklärte, dass er direkt kurz vor Mitternacht den Gang über den Kulissenräumen passiert und Tirza unten neben den Kulissen gestanden habe.
»Und hat sie Sie gesehen?«, fragte Eli Bachar.
»Weiß ich nicht, ist eigentlich egal«, sann Matti Cohen, »ich war auf dem Weg zum Dach, wo sie den Film von Benni Mejuchas drehten, ich habe mich nicht weiter aufgehalten. Sie war auch nicht … das war nämlich … sie war nicht allein.«
»Sie war nicht allein?« Eli Bachar schluckte seine Verblüffung hinunter und wiederholte die Frage, um Zeit zu gewinnen. Auch das hatte er vor Jahren von Michael gelernt – zeig kein allzu großes Erstaunen, denn daraus wird der Verhörte schließen, dass er seine Zunge hüten sollte, er wird nicht mehr spontan reagieren, und du wirst nicht alles, was möglich wäre, zu hören kriegen. »Das heißt, jemand war mit ihr zusammen?«
»Ja, es war jemand mit ihr zusammen, und sie haben geredet, aber ich weiß nicht, wer es war, denn es war ziemlich dunkel unten und sie war von den Kulissen verdeckt. Ich konnte sie kaum sehen, nur ihre Stiefel und ihre Stimme habe ich erkannt.«
»Sie hat geredet?«, hakte Eli Bachar nach.
»Das nicht genau … sie hat nicht so wirklich geredet … sie hat nur gesagt … als ob … mir scheint, dass sie ›nein, nein‹ oder so etwas gesagt hat.«
»Mit wem hat
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