Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
genügt schon, dass ich nicht wusste, dass …«
»Sie werden pünktlich zur Beerdigung zurück sein«, versicherte ihm Eli Bachar, »ich bringe Sie persönlich rechtzeitig zurück.«
»Aber was … wozu brauchen Sie …«
»Als Erstes brauche ich eine unterschriebene Aussage«, sagte Eli Bachar, »und außerdem … ich hatte gerade so eine Idee von wegen Erinnerung. Vor einiger Zeit habe ich mit jemandem gesprochen … Sie werden schon sehen, verlassen Sie sich auf mich.«
»Aber zuerst gehe ich in die Sitzung«, insistierte Matti Cohen, »ich habe ein paar Dinge, die keinen Aufschub dulden.«
»Ich warte hier«, versprach Eli Bachar, »entweder in diesem Zimmer oder bei Aviva.«
»Wollen Sie, dass ich Ihnen Max Levin schicke?«, bot ihm Matti Cohen an.
»Eine hervorragende Idee«, sagte Eli Bachar und begleitete ihn zur Tür, wo er stehen blieb und zusah, wie Matti Cohen in Zadiks Zimmer verschwand. Aviva, die am Telefon sprach, schwenkte ihren Stuhl, wandte sich zum Fenster und senkte ihre Stimme zu einem Flüstern.
Als sich Zadiks Tür geschlossen hatte, winkte Eli Bachar Max Levin, ihm in das kleine Zimmer zu folgen.
»Bin ich kaputt«, sagte Max Levin und ließ sich auf dem Polstersessel nieder, der an der Wand stand, »ich habe schon gar kein Blut mehr in den Adern, nur noch Kaffee, ich bin schlicht fertig. Völlig tot.« Er sah Eli Bachar erschöpft an. »Ich habe Ihnen gestern Nacht alles gesagt – ich habe nichts mehr hinzuzufügen.« Eli Bachar betrachtete das kleine, verschrumpelte und zerknitterte Gesicht, während sich Max Levin die geröteten Augenlider rieb. »Dreißig Jahre, von Anfang an, all diese Jahre arbeitest du eng mit einem Menschen zusammen, einer lebt praktisch im anderen, und plötzlich, in einem einzigen Augenblick … nichts …«
»Ich möchte nur noch einmal mit Ihnen durchgehen, was Sie uns gestern gesagt haben, die Aussage, die Sie unterschrieben haben«, erklärte ihm Eli Bachar und las ihm dann laut die Einzelheiten vor, die Max Levin über den Moment ausgesagt hatte, in dem er Tirzas Leiche unter der Marmorsäule gesehen hatte, wie er zufällig dort hingeraten war, da er ein blaues Pferd für Benni Mejuchas’ Filmaufnahmen gesucht hatte, wie der Wächter den Beleuchtungstechniker, Avi, der mit dem Sun-gun eintraf, nicht hineinlassen wollte und er, Max Levin, ihn mit hineingenommen hatte. »War es so?«, fragte er am Schluss, und Max Levin nickte und fügte hinzu: »Ihr ganzes Gesicht war zerquetscht … alles blutig … es war …« Und er verstummte.
»Dann haben Sie also keinen Schlüssel für den Hintereingang zum Zwirnbau?«, erkundigte sich Eli Bachar anschließend noch ganz beiläufig.
»Sie werden lachen«, seufzte Max Levin, »ich bin eigentlich derjenige, der diesen hinteren Eingang erfunden hat, und normalerweise gehe ich immer dort hinein, denn meine Arbeit mache ich überwiegend im Zwirnbau, dort ist mein Büro, aber ich hatte die Schlüssel in der Jacketttasche gelassen, und ich bin in der Nacht mit der Windjacke gekommen, und die Schlüssel … weil mich Benni Mejuchas gerufen hatte …«
»Sagen Sie, ist das generell so?«, fragte Eli Bachar. »Arbeiten Sie immer so spät, mitten in der Nacht?«
»Benni Mejuchas hat mich einfach dringend gerufen und deswegen …« Er schwieg einen Augenblick und murmelte dann erklärend: »Ich arbeite mit ihm schon über … seit fast dreißig Jahren, ich habe ein besonderes Verhältnis zu ihm … er kann mich auch mitten in der Nacht um etwas bitten … und er ruft mich nur, wenn es wirklich ganz dringend ist.« Er befühlte seine zerknitterten Wangen, auf denen kleine graue Bartstoppeln sprossen, und setzte hart seine großen weißen Zähne aufeinander, die zu schön waren, um echt zu sein.
»Was war denn hier derart dringend?«, fragte Eli Bachar. »Es waren eine Menge Leute dort – Schauspieler, Beleuchter, Tirza, Sie – warum in der Nacht?«
»Es waren Nachtaufnahmen, ich erklärte es Ihnen bereits gestern«, erwiderte Max Levin, »von ›Ido und Einam‹, das ist ein kolossales Projekt, an dem Benni Mejuchas seit Jahren arbeitet. Jahrelang haben sie an dem Drehbuch geschrieben, und seit drei Monaten filmen sie schon, und jetzt – das ist nun das Ende.«
»Aber warum in der Nacht?«, beharrte Eli Bachar. »Wir haben jetzt Dezember, es wird doch schon um fünf Uhr nachmittags dunkel, warum musste es mitten in der Nacht sein?«
»Nein, Sie verstehen nicht«, entgegnete Max Levin, beugte sich über die
Weitere Kostenlose Bücher