Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
waren, haben kein Klingeln gehört?«
»Welches? Was? Vom Mobiltelefon? Wer denn?«
»Die Leute auf dem Dach«, versuchte es Eli Bachar, »oder sogar Tirza, wenn sie unten war, hat sie nicht das Läuten gehört und reagiert? Bemerkt, dass Sie dort waren? Sie gerufen oder so etwas?«
»Nein«, Matti Cohen schüttelte verneinend den Kopf, wie um seinen Worten Gewicht zu verleihen, »ich wollte nicht, dass jemand weiß, dass ich … niemand wusste, dass ich mitten in den Dreharbeiten ankommen würde, ich habe das Mobiltelefon auf Vibrationsalarm gestellt, niemand hat es gehört. Ich habe es nur in der Tasche gespürt. Und ich stand nahe an der Tür zum Dach, habe gesehen, dass es meine Frau war, der Nummer nach, habe nur ›was?‹ gesagt und sie hat geredet, ich habe geflüstert, ›ich komme‹, und das war’s. Niemand hat es hören können. Ganz sicher nicht auf dem Dach, dort ist es völlig offen und unmöglich … aber auch nicht unten, niemand hat …«
»Und dann sind Sie sofort zurückgerannt?«
»Ich sagte Ihnen doch, ich hatte Angst, dass der Junge …«
»Und niemand wusste, dass Sie dort waren?«, bohrte Eli Bachar wieder.
»Nein, das war geheim, sozusagen … ich wollte … ich hätte sie auf frischer Tat ertappen müssen, denn die Einstellung des Films war schon beschlossene Sache.«
»Wie das?«, wunderte sich Eli Bachar. »Man beschließt, eine Fernsehproduktion einzustellen, und sie machen trotzdem weiter? Wie ist das technisch möglich?«
»Zunächst einmal«, Matti Cohen senkte den Kopf und studierte angestrengt seine Finger, »diese Entscheidung wurde in aller Stille gefällt, wir wollten nicht, dass … es wusste noch niemand davon, nur Benni Mejuchas selbst, seine Produktionsleiterin, und vielleicht habe ich es auch Max Levin gesagt, ich erinnere mich nicht genau, ob … wir wollten keinen Aufruhr verursachen, ich bin aber sicher, dass Hagar es noch jemandem erzählt hat. Sie ist Benni so treu ergeben, dass … schon seit vielen Jahren ist sie …«
»Jetzt verstehe ich«, murmelte Eli Bachar. Er zog einen gefalteten Zettel aus seiner Hemdbrusttasche, breitete ihn auseinander und las still die darauf verzeichneten Namen. »Deshalb sind Sie nicht auf der Liste.«
»Welche Liste?«, erschrak Matti Cohen.
»Die Liste derjenigen, die gestern in der Nacht, als der Unfall geschah, in dem Gebäude waren. Sie tauchen dort nicht auf, da ja niemand wusste, dass … Aber Zadik wusste es, er war es, der mir sagte, dass …«
»Zadik hat es gewusst«, nickte Matti Cohen, »natürlich wusste er es, er … ich habe so etwas schließlich nicht allein entschieden … aber er wusste nicht, dass ich gerade gestern dorthin wollte, das wusste keiner.«
»Aber der Wächter? Der Sicherheitsmann? Hat er Sie nicht hineingehen sehen?«
Matti Cohen schenkte sich noch einen Becher Wasser ein, schüttelte den Kopf und nahm einen langen Schluck. »Nein, er hat mich nicht gesehen«, erklärte er, »er konnte mich nicht sehen, weil ich von der Rückseite kam, von dem kleinen Platz dahinter.«
Eli Bachar blickte ihn verwirrt an: »Welcher Platz dahinter?«
»Hinter dem Zwirnbau gibt es einen kleinen Parkplatz, langjährige Mitarbeiter kennen ihn, von dort gibt es einen direkten Eingang ins Gebäude, man geht die Treppe von hinten hinauf, da ist eine abgesperrte Tür, aber es gibt Leute … höhere Ränge, die haben den Schlüssel dazu, und man kann hinten parken und diese Tür benutzen, ohne dass …«
»Was heißt ›höhere Ränge‹? Wer ist das?«, verlangte Eli Bachar zu wissen.
»Sagen wir, Abteilungsleiter, die haben einen Schlüssel, aber auch alle möglichen … Arbeiter aus der Schreinerei, Kulisse, und auch die von den großen Produktionen, die im Zwirnbau gemacht werden … sagen wir mal, Populitika oder so etwas … Es gibt ein großes Studio unten, für Freitagabendprogramme und solche Sachen … also haben ihre Leute, die regulären, auch einen … man weiß schon gar nicht mehr, wer einen hat und wer nicht.«
»Worum ich Sie bitten möchte«, sagte Eli Bachar und schielte auf seine Uhr, »ist, dass Sie, nachdem Sie auf Ihrer Sitzung waren und dort fertig sind, mit mir zum Polizeipräsidium am Migrasch Harussim kommen, ich habe da so eine Idee …«
»Aber ich kann nicht«, erwiderte Matti Cohen mit sichtlicher Unlust, »danach muss ich mit Rubin sprechen und sehen, was jetzt aus der Produktion von ›Ido und Einam‹ wird, und am Nachmittag ist … ich kann nicht bei der Beerdigung fehlen, es
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