Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
eigenen Büro und allem, was dazu gehört. Und dieser Morgen – zuerst Tirza Rubin und danach dieser Untersuchungspolizist, Eli Bachar, und dann diese Fahrt zum Migrasch Harussim – noch nie im Leben war er auf der Polizei gewesen. Was hatte er bei der Polizei verloren? Er hatte nie das Gesetz übertreten. Nur ein einziges Mal war er hingegangen, um eine Zeugenaussage für seinen Nachbarn zu machen, der überfallen worden war. Und jetzt kam er hier herein wie irgend so ein Verbrecher, durch das hintere Tor, vom Parkplatz, und von dort hatte ihn Eli Bachar so geführt, dass ihn jeder sehen konnte – und im Moment hatte er sich wirklich eingebildet, von weitem Epstein aus der Haustechnik zu sehen –, durch einen langen Korridor, und hatte ihm bedeutet, ihm in den dritten Stock zu folgen, rannte voraus und Matti Cohen hinterher. Ihm ging bereits die Luft aus, er war fast schon erstickt, bis er das Ende des Korridors erreicht hatte, und gerade als es schien, dass der Gang endete, öffnete Eli Bachar eine weiße Tür, und plötzlich war ein weiterer Korridor zu sehen: ein nagelneuer Flügel, Geruch nach Holz und frischer Farbe und leere Zimmer, und im letzten davon saß dieser Nachrichtenoffizier, Balilati, mit den kleinen Augen und Tränensäcken, und alle beide hatten sie sich ihm gegenübergesetzt. Wieder hatte er Kaffee trinken müssen, obwohl er wusste, dass es ihm verboten war, und er spürte nur zu gut, wie ihm das Blut hinter den Ohren emporströmte, das Pulsieren im Kopf – und wie lästig sie geworden waren! Ob Tirza beliebt war oder ob sie Feinde hatte, wie ihr Eheleben mit Benni Mejuchas war, ob jemand von den Arbeitern in der Kulisse etwas gegen sie hatte, ob es stimmte, dass Rubin ein Don Juan war und dass es Frauen gab, die wollten … Sie erwähnten sogar ausdrücklich Niva und sprachen von dem Kind. Und er – sein Leben lang schon hatte er Klatsch und üble Nachrede gehasst. Wie oft er ihnen wiederholt hatte, dass Tirza völlig in Ordnung war, pedantisch bei der Arbeit, aber anständig, und alle … dass sie keine Feinde hatte, und überhaupt, schließlich handelte es sich hier um einen Unfall. Und dann hatten sie sich ihn vorgenommen. Wie sie ihn ständig, wieder und wieder, gefragt hatten, warum er in der Nacht dort war, und er hatte es ihnen zu erklären versucht, hatte die Arbeitsgewohnheiten erläutert und warum er mitten in der Nacht dort sein musste, um die Dreharbeiten abzubrechen. »Sie verstehen das nicht«, hatte er zu ihnen gesagt, »wir haben einen bestimmten Etat für Spielfilme, und er hat ihn völlig ausgeschöpft, und jetzt macht er Vervollständigungen, nu, Ergänzungsaufnahmen, und nur das allein sind schon fünfzigtausend Dollar.«
»Was heißt Vervollständigungen?«, hatte ihn Eli Bachar gefragt. »Noch einmal machen oder etwas Neues?«
»Sowohl als auch, Änderungen im Script, die dazu führen, dass man noch etwas neu filmen muss, oder Korrekturen, wegen denen man manche Einstellungen noch einmal aufnehmen muss.«
»Ich habe gehört, er sei ein Perfektionist, Benni Mejuchas, oder nicht?«, hatte Eli Bachar weitergefragt.
»Und was für einer«, hatte Matti Cohen erwidert und gleich darauf das Gefühl gehabt, zu viel gesagt zu haben, es ging niemanden von außerhalb etwas an, wie Benni Mejuchas arbeitete.
»Wie viel haben Sie da investiert?«, hatte sich Balilati interessiert. »Wie hoch ist der Etat eines solchen Films?«
Matti Cohen hasste es, solche Fragen zu beantworten, und schon gar nicht mochte er mit Leuten über den Etat reden, die das überhaupt nichts anging. »Ich erinnere mich nicht genau«, hatte er schließlich gesagt, »das ist eine ziemlich teure Angelegenheit, die Produktion eines solchen Spielfilms, das können Sie mir glauben. Aber das steht letztlich doch in keinem Zusammenhang mit Tirza, ihrem Unfall …« Er spürte, wie sein Hemd schweißnass wurde. Es regnete draußen und war kalt, doch in dem Raum war es zu warm, und er hatte ein beklemmendes Gefühl. Obwohl er die Krawatte abnahm, sie zusammenfaltete und in seine Jacketttasche steckte, hatte er das Gefühl, gleich zu ersticken, als umklammerte etwas seinen Hals. Er sagte kein Wort davon, wie man Benni Mejuchas im Laufe der Jahre in eine Ecke abgeschoben und ihm nur allen möglichen Unfug zu inszenieren gegeben hatte, Kinderprogramme, Sendungen für die Religionssparte und solches Zeug, und er verlor auch kein Wort über den Fonds, der plötzlich aus dem Ausland gekommen war, anonym gestiftet,
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