Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
ein spezieller Fonds für die Verfilmung exemplarischer Werke der hebräischen Literatur. Ohne diesen Fonds hätte man Benni Mejuchas nie im Leben genehmigt, mit Agnon anzufangen. Aber Mejuchas – dem war nichts genug. Die komplette Fondssumme hatte er verbraucht und den gesamten Etat der Fernsehspielabteilung noch dazu.
Doch dieser eine Polizist hatte insistiert: »Was heißt ›ziemlich teuer‹? Über wie viel reden wir, eine Million, zwei Millionen?« Seine Augen hatten dabei auf eine Art geglitzert, die klar erkennen ließ, dass er nicht aufgeben würde.
»Ich erinnere mich nicht genau«, hatte Matti Cohen geantwortet. Niemand würde ihn zwingen, eine solche Information einfach so zu liefern. Er war keiner von denen, die intime Wäsche nach außen kehrten.
Balilati hatte nicht lockergelassen. »Ich frage nach der ungefähren Größenordnung, ich werde Sie nicht beim Wort nehmen.«
Es war klar gewesen, das würde kein Ende nehmen. Irgendetwas musste man ihm sagen. »Etwa zwei Millionen.«
»Dollar oder Schekel?«
»Dollar, Dollar, bei Filmproduktionen redet man immer von Dollar, nur geschrieben wird in Schekel.«
Balilati stieß einen Pfiff aus.
»Das ist kein großer Etat für einen Film«, verteidigte sich Matti Cohen, »in der Welt ist das ein Taschengeld, nur bei uns …«
Aber Balilati hatte Eli Bachar angesehen und leise zu ihm gesagt, als ob Matti Cohen es nicht hörte: »Siehst du, über welche Gelder die hier reden, hast du das gehört? Das ist kein Witz, bei solchen Summen kann alles in Betracht kommen.«
»Das ist kein Geld, das jemand direkt erhält«, hatte Matti Cohen ihm erklärt, »das ist der Etat eines Films, niemand kann es einfach so bekommen, alle arbeiten für Gehalt.«
Balilati hatte nichts erwidert, nur etwas auf ein Blatt gekritzelt, das vor ihm lag, es zusammengefaltet und gesagt: »Ich frage Sie noch einmal: Sie erinnern sich an überhaupt nichts, was Sie unten gesehen haben? Wer dort mit Tirza war? Immerhin, spät in der Nacht, da kann nicht jeder dort stehen … so viel habe ich jedenfalls verstanden, korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre.«
Und Matti Cohen hatte seine Erklärung wiederholt, dass er sie zwar gesehen, es aber eilig gehabt hatte, dass er bereits auf dem Weg zum Dach hinaus war und nachher den offenen Gang im oberen Stockwerk zurück sowieso gerannt war, dass er nur kurz hinuntergespäht hatte und gar nicht stehen bleiben konnte, da er wegen dem Jungen furchtbar in Eile war, weil er ihn in die Notaufnahme bringen musste – doch es half nichts.
»Macht nichts«, hatte sich Balilati von seinem Platz erhoben, »wir werden Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen, kommen Sie, wir bringen Sie zu jemandem, der weiß, wie man das macht, dass Sie sich erinnern, wir haben da so einen, einen Erinnerungsjäger, einen Spezialisten dafür, um den Leuten Erinnerungen aus der Nase zu ziehen.«
Nun befühlte der hoch gewachsene, schlanke Mann, der ihm so nahe gegenübersaß, dass sein scharfkantiges Knie fast das Matti Cohens berührte, seinen spärlichen, blonden Bart und zog an seiner spitzen Nase. »Jetzt sagen Sie mir ganz schnell, ohne nachzudenken, Sie haben seinen Kopf gesehen, bestimmt, war da ein Hut? Eine Kappe?«
»Ich glaube nicht«, sagte Matti und wischte sich übers Gesicht, eine Kältewelle durchlief ihn, anschließend Schüttelfrost. Als hätte er hohes Fieber. Das Hemd war klatschnass vor Schweiß, doch ihm war kalt, und er verspürte Übelkeit, Schmerzen in der linken Schulter, eine Woge von Schmerz in der Brust und als würde ihm alles nach oben schwappen. Was hatte er denn schon gegessen? Irgendein kleines, kaltes Börek … und dieser ganze Kaffee … aber das Gefühl … man hätte meinen können, er habe etwas Verdorbenes zu sich genommen.
»Also hatte er keinen Hut, aber hatte er Haare oder eine Glatze?«, fragte Ilan Katz und berührte seine hohe Stirn, rückte die kleine Kipa zurecht und zog wieder an seiner Nase. Er erinnerte Matti an ein Bild von Pinocchio in einem Buch aus seiner Kindheit.
»Keine Glatze«, antwortete er und spürte, gleich würde er sich auf den Papierbogen erbrechen, der mit einer großen Heftzwecke an eine kleine Sperrholztafel auf den spitzen Knien seines Gegenübers geklemmt war.
»Eine Kipa?«, fragte Ilan Katz und kritzelte unterdessen mit Bleistift an dem Kopf der größeren Gestalt herum, bis sich der ganze Schädel mit Haaren bedeckt hatte. »Glattes Haar? Locken? Denken Sie nicht nach, sagen Sie, was Ihnen
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