Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
mit ambulanter Intensivbehandlung alarmiert und es ausgesehen hatte, als ob sich Matti Cohens Herz stabilisierte, obzwar er das Bewusstsein nicht wiedererlangte –, hatte Imanuel Schorr Balilati und Ilan Katz davor gewarnt, was sie seitens der Familie erwartete. Sogar die Möglichkeit einer Schadensersatzklage hatte er zur Sprache gebracht und schließlich gefragt, wieso sie Matti Cohens Zustand nicht bemerkt hätten. »Glauben Sie mir, Chef«, hatte Balilati erwidert und die Hand aufs Herz gelegt, »es gab keinerlei Anzeichen, er hat schwer geschnauft, aber bei seinem Gewicht …«
    Michael, der ganz genau wusste, dass Matti Cohen über Unwohlsein geklagt hatte, schwieg, und schließlich brach der Polizeipräsident die Besprechung mit der Bemerkung ab, dies sei nicht die richtige Zeit für Klärungen, drückte die Hoffnung aus, dass Matti Cohen wieder zu Kräften käme, versprach, dass man sich wieder zu einer ordentlichen Besprechung zusammenfinden würde, »wenn sich die Dinge ein wenig beruhigt haben«, und verließ den Raum. Er hinterließ eine schwebende Drohung, die Imanuel Schorr bekräftigte, als er sich an Michael wandte und ihm befahl, Zadik behutsam und sensibel beizubringen, was Matti Cohen zugestoßen war, »bevor wir uns an eine ernsthafte interne Klärung machen«.
     
    Eli Bachar, der hinter Michael stand, sah, wie Aviva ihre Lippen befeuchtete, bis sie schimmerten, und ihre rosa Zungenspitze über die Ränder flattern ließ, ohne ihre großen, mit zartblauem Lidschatten geschminkten Augen von Michael abzuwenden. Wieder wurde Eli gewahr, wie Recht Michael mit dem hatte, was er immer zu ihm sagte: Egal, in welcher Situation sich die Menschen befinden, irgendwie bricht immer ihre wahre Persönlichkeit hervor und triumphiert über die Umstände. Aviva würde schwerlich bereit sein zu sagen, dass sie auf der Suche nach Liebe war, und erst recht nie zugeben, dass sie einen Bräutigam suchte. Manch einer mochte denken, Ehemann sei gleich Liebe, nicht so jedoch Eli Bachar. Ihn würde man nicht hinters Licht führen. Er konnte den Unterschied erkennen. Eine, die Liebe suchte, war mehr … weniger … ja, weniger pragmatisch als Aviva. Bis Michael eingetroffen war, hatte sie Eli Bachar für die Rolle getestet, und nun war er plötzlich ausgesondert worden. Wenn man Michael durch Avivas Augen betrachtete, konnte man ihn wie zum ersten Mal sehen – wie wir bisweilen uns nahe stehende Menschen, die wir längst zu sehen aufgehört haben, von neuem wahrnehmen –, wie beeindruckend seine Größe und seine knabenhafte Silhouette waren; die beherrschte Unbeugsamkeit, die ihm das kurze, dunkel versilberte Haar verlieh, und wie viel Geheimnis die dunklen Augen unter den starken Brauen bargen. Eli Bachar warf einen verstohlenen Seitenblick auf den feinen Bogen der Adlernase – »männlich«, sagte Zila, seine Frau, immer, die mit ihnen zusammen im Team arbeitete, und es machte ihr nichts aus, Sekretärin oder Koordinatorin zu sein, solange Michael der Leiter der Ermittlungstruppe war –, auf die kantigen Wangenknochen und das maßvoll gerundete Kinn. »Wenn er ein Grübchen im Kinn hätte, wäre er Kirk Douglas in Dunkel«, hatte Zila einmal gesagt, und Eli hatte diese Bemerkung nicht vergessen, die in ihm, auch jetzt, wenn er sich ihre Stimme dabei vergegenwärtigte, für eine Sekunde einen Funken von Eifersucht entfachte, den er schleunigst erstickte. Er konnte doch nicht auf Michael eifersüchtig sein. All die Jahre der Nähe. Der Pate seiner Kinder. Er liebte ihn schließlich auch, nicht nur Zila. Aber da gab es nichts zu sagen – wie alt war er? Sechs- oder siebenundvierzig, doch er sah alterslos aus, und wer ihn ansah, wusste sofort, dass er ein freier Mensch war, ungebunden … dass es keine Frau in seinem Leben gab, wegen … Eli konnte nicht sagen, woran man es sah. Vielleicht der einsame, ernste Blick, mit dem er manchmal über die Schulter seines Gesprächspartners starrte, dieser Blick, wegen dem Aviva nun in den runden Spiegel spähte, den sie in der Tischschublade aufbewahrte. Doch man erkannte gleichfalls, vielleicht an seinem Lächeln – obwohl er jetzt nicht lächelte –, dass er ein spezielles Verhältnis zu Frauen hatte und sich ganz und gar nicht vor ihnen fürchtete. Eli hatte auch den Blick bemerkt, den Michael Aviva zugeworfen hatte, als sie ihr Zimmer betraten. Er hatte gesehen, wie sich seine Augen für einen Moment schlossen, und wusste, dass Michael ihre Einladung registriert hatte und

Weitere Kostenlose Bücher