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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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schwarzem Bart und dem Ganzen am Flughafen zu fotografieren? Niemand konnte behaupten, dass sie nicht einen journalistischen Spürsinn ersten Ranges hätte. Sie brauchte nur die richtige Gelegenheit, und dann würde sich alles finden. Und das war eine Gelegenheit, wie es sie nie wieder geben würde. Sie wusste es. Die gehetzte Stimme der Frau, die bei ihr angerufen und versichert hatte, das sei die Adresse und die Zeit. Diese Frau – nachdem alles erledigt wäre, würde Natascha sie suchen und sie finden, um sich bei ihr zu bedanken, wie es sich gehörte. Sogar Blumen würde sie ihr schicken. Sozusagen – denn wie sollte sie sie finden, nachdem sie sich am Telefon geweigert hatte zu erklären, wie sie auf Natascha gestoßen war, wie sie die Nummer ihres Mobiltelefons erfahren hatte und warum ausgerechnet sie. Aber Natascha beunruhigte das nicht – sie wusste, dass Dinge, die ans Licht kommen müssen, am Ende auch immer ans Licht kommen. Wenn man sie bloß wenigstens noch heute mit der Sache der Zuschüsse für Tote auf Sendung gehen ließe, bevor der Finanzausschuss in der Knesset zusammentreten würde und alles verloren wäre. Sie hatte per Zufall davon gehört, nicht von dieser Frau, sondern von irgendeinem jungen Mann, einem, der von der Orthodoxie wieder abgefallen war. Sie wusste nicht, weshalb er mit dieser Geschichte ausgerechnet zu ihr gekommen war. Er hatte nur die Tatsachen mitgeteilt und nicht erklärt, warum gerade sie. »Nathan hat mich zu dir geschickt«, hatte er zu ihr gesagt, und obwohl sie keinen Nathan kannte, hatte sie keinen Ton gesagt, denn vielleicht war das die Gelegenheit, auf die sie wartete. Sie würde heute auf Sendung gehen mit der Sache der Geldzuteilungen an Tote, und danach würden alle sie mit der großen Sache herauskommen lassen. Wenn sie das in der heutigen Nachrichtensendung nicht bringen könnte – dann würden sie wie gehabt mit den finanziellen Zuschüssen an die Toten weitermachen. Alle wussten, dass es stimmte, sie hatte die Papiere und die Namen in der Hand, die Sterbeurkunden und die Namen der Toten, die angeblich lebten – aber wer sagte, dass sie sie damit heute auftreten lassen würden? Und wer sagte, dass sie ihr ein Team geben würden, Ton, Beleuchtung und Kamera, um ihn in der Nacht zu fotografieren? Würden sie nicht. Sie wusste es.
    »Danke, Schatz«, sagte Aviva, und Natascha verließ das Vorzimmer und kehrte zu ihrer Ecke am Ende des Gangs, neben den Toiletten, zurück. Da hörte sie Zadiks Stimme und reckte den Hals. Zadik trat aus dem Zimmer, ohne Rubin und ohne Hagar, blieb im Gang stehen und rief alle, die vorbeikamen: »Kommt mal, Nachum, Schraiber, Assaf« – hier öffnete er die Tür des kleinen Zimmers und schrie hinein –, »kommt, kommt schon, schaut euch an, was wir hier Schönes haben, die Pracht des Orients, Wurzeln, sag ich nur, hier gibt’s den Rohcut von einer neuen Spielfilmserie … Agnon, meine Herrschaften …«, und alle liefen hinein. Auch Chefez kam, ohne sie zu sehen, und noch jemand – der nette Max Levin von der Requisite sowie Avi, der Beleuchtungstechniker. Bestimmt waren sie eigentlich wegen des Diebstahls der Spots gekommen. Sie hatte im Nachrichtenraum sagen hören, dass zusammen mit dem Fall von Tirza der Diebstahl auch gleich untersucht würde. Und Schraiber – er schlüpfte für einen Moment hinaus, um aufs Klo zu gehen. Das brachte sie auf eine Idee.
    »Schraiber«, flüsterte sie ihm zu, »komm her, komm mal einen Moment.«
    Er blieb neben der Tür der Herrentoilette stehen und blickte sie erstaunt an. »Wohin soll ich kommen?«
    Sie deutete auf die Tür zu den Toiletten hinter ihr.
    »Was ist denn mit dir los, Natascha? Ich kann doch nicht ins Frauenklo gehen, was denkst du dir? Willst du mich in Schwierigkeiten bringen? Das nennt sich dann sexuelle Belästigung.« Er fuhr sich mit seiner großen Hand über den rasierten Schädel, und der goldene Ring an seinem kleinen Finger blitzte auf.
    »Schraiber«, sagte sie mit einer zaghaften Stimme, die bei ihm immer funktionierte, »tu mir den Gefallen.«
    Er blickte sich nach allen Seiten um, und am Ende öffnete er eine Seitentür des Direktionszimmers der Spielfilmabteilung neben den Damentoiletten. Niemand befand sich dort, und Schraiber durfte überall hinein, denn er war Kameramann, was sollten sie ihm anhaben? Ihn rauswerfen? Das erklärte er ihr, als sie beunruhigt nach rechts und links blickte, bevor sie eintraten. Als sie beide drinnen waren, legte er den Kopf

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