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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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her hatte sie vorhin Rubins Stimme gehört, ihn mit Hagar Avivas Zimmer betreten sehen, und danach waren sie von Zadiks Büro verschluckt worden. Sie ging noch zweimal den Korridor auf und ab und spähte zu Aviva hinein. Beim ersten Mal hatte sie sie nicht einmal wahrgenommen, aber heim zweiten Mal sagte sie zu ihr: »Natascha, komm einen Moment her, komm mal eine Sekunde.« Sie ging hinein, stellte sich vor Avivas Tisch und strengte sich an, ohne dass Aviva es bemerkte, etwas von dem zu hören, was in Zadiks Zimmer vor sich ging. Doch man hörte gar nichts von dort, jedenfalls nicht ohne ein Ohr an die Tür zu legen, was sie natürlich nicht tun konnte, solange Aviva da war und die Leute von der Sendung »Die Runde« die ganze Zeit in dem kleinen Zimmer neben dem Sekretariat ein und aus gingen und dort wie die Verrückten wegen des Line-ups für das aktuelle Abendprogramm herumbrüllten. Aviva sagte zu ihr: »Tu mir einen Gefallen, Natascha, ich kann nicht mehr«, und warf einen zornerfüllten Blick auf Zadiks Tür. »Ich darf mich nicht mal rühren, von ihm aus könnte ich hier wohnen, hier schlafen und alles, er vergisst, dass Menschen manchmal Bedürfnisse haben, sei so gut, nur einen Augenblick, und lass niemand, keinen Einzigen von der Mannschaft der ›Runde‹«, sie machte eine Kopfbewegung in Richtung des kleinen Zimmers, »von hier telefonieren. Dass sie ja nicht das Telefon besetzen, die haben mir heute Morgen gerade noch gefehlt«, murmelte sie, »aber sie renovieren unten, also kann ich sie schlecht vertreiben, wo sollten sie sonst ihre Teamsitzung machen?«
    Wie zur Demonstration ihrer Worte hörte man genau da das Geschrei von Jankele Golan, dem Produktionsleiter der »Runde« – sein tiefer Bass war unverkennbar –: »Eine ganze Woche Arbeit, und bloß damit kommt ihr daher?! Ich eröffne doch nicht mit dem Betriebsratsvorsitzenden der Luftfahrtgesellschaft … das ist doch kein Thema … es ist höchste Zeit, habt ihr nichts Besseres?!« Aviva stürzte davon. Die Telefone auf ihrem Schreibtisch klingelten, doch Natascha hob nicht ab. Sie stellte sich zwischen den Tisch und Zadiks Bürotür. Auch aus dem kleinen Zimmer hörte man Telefonläuten, und aus den lärmenden Stimmen erhob sich diesmal die einer Frau, die sich beschwerte: »Jetzt rauch hier nicht, Assi, tu mir den Gefallen, kannst du’s keine zehn Minuten ohne Zigaretten aushalten?«, und die Tür des Seitenzimmers öffnete sich. Assaf Kupper trat auf den Gang hinaus, er bemerkte sie nicht einmal. Er stand im Gang, dicht an der Tür des Sekretariats, mit dem Rücken zu ihr, und sprach in sein Mobiltelefon, das er zwischen Ohr und Schulter geklemmt hielt. »Ich will kein Geplärre, es soll schmerzhaft und sensibel sein … du präsentierst einen Mörder … darüber red mit mir …«, sagte er sehr laut, während er mit einer Hand seinen Hosengürtel hochzog und sich mit der anderen eine Zigarette anzündete. Natascha betrachtete das gehäkelte Käppchen, das von seinem Schädel abzurutschen drohte. »Falls dich das in eine Zwickmühle bringt«, sprach er weiter in das Mobiltelefon, »bringt dich in keine Zwickmühle? … Kannst du dir erklären, warum? … Was hast du gesagt? Alles eine Frage des Geldes? … Man hört dich nicht so gut … bloß Geld?«
    Natascha näherte sich ganz leise Zadiks Tür, mit dem Rücken zum Fenster, ohne den Eingang aus den Augen zu lassen, auf der Hut, dass niemand sie mit dem Ohr an der Tür erwischen würde. Nur so gelang es ihr zu hören, wie Rubin sagte: »Zadik, um Himmels willen, sei so gut, schau dir nur einen Ausschnitt an … nur einen Ausschnitt aus dem Rohcut, tu mir den Gefallen, das ist doch nicht zu viel verlangt von dir … schau’s dir an, du wirst sehen, was für eine Serie über Ruhm und Glanz des orientalischen Judentums das ist … denk doch mal daran, wie gut so etwas heute läuft.« Sie hörte auch, wie sich Hagar einmischte, Rubin ins Wort fiel, als sei sie völlig ebenbürtig, und mit ihrer pseudosüßen Kindergärtnerinnenstimme sagte: »Zadik, das ist Agnon! Nobelpreis, Zadik, in deiner Amtszeit, das geht auf dein Konto, und Benni wird es dem Andenken Tirzas widmen.« Es war schwer zu verstehen, wie Menschen es wagten, dermaßen durchschaubar zu sein. Wie konnte Hagar mit Zadik reden, als sei er irgendwie geistig beschränkt? Was dachte sie sich eigentlich? Dass Zadik nicht begriff, wozu sie so etwas sagte?
    Zadik erwiderte etwas, was Natascha nicht genau verstand, dann war gar

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