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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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halben Stunde gestorben.«
    Ein Schauer durchlief Sara, und sie schlug die Hände vors Gesicht, als erstickte sie einen Schrei. Benni Mejuchas’ Gesicht ließ nicht erkennen, dass er das Gesagte überhaupt gehört hatte. Ganz langsam erhob er sich aus seiner Hocke neben dem Fernsehgerät und ging wortlos ins Schlafzimmer.

Sechstes Kapitel
     
    Schon seit fast einer halben Stunde stand Natascha wieder hier in der Ecke neben den Damentoiletten am Ende des Gangs im ersten Stock, an der Stelle, von der aus sie jeden, der Avivas Zimmer betrat, sehen und feststellen konnte, wer bei Zadik drinnen blieb. Zweimal war sie auf dem Korridor wie zufällig vorbeigegangen und hatte schnell hineingespäht. Aviva hatte telefoniert und nichts bemerkt, und Natascha war sofort wieder auf ihren Posten zurückgekehrt. Jedes Mal, wenn sich jemand näherte, stürzte sie ins Damenklo. Es wäre ihr zwar egal gewesen, wenn man sie dort hätte stehen sehen, doch sie hatte nicht die Kraft, mit irgendjemandem zu reden und zu erklären, was sie da machte. Sie wusste es sich ja nicht einmal selbst genau zu erklären, sie wusste nur, dass sie vorher gewartet hatte, dass Rubin käme, und jetzt, nachdem er eingetroffen war, darauf wartete, dass er Zadiks Büro verließ. Dabei war ihr völlig klar, dass er mit Zadik nicht über ihre Sache sprechen würde, denn sie hatte gesehen, dass er mit Hagar gekommen war, und sehr gut begriffen, dass alles, was sie jetzt im Kopf hatten, Benni Mejuchas und sein Film waren.
    Sie hätte mit Chefez reden können, ihn aktivieren, wie man so schön sagte, doch sie hatte nicht den Mut dazu. Wie konnte sie ihn bitten, ihr ein Kamerateam zu geben, nachdem sie zu ihm gesagt hatte, »du widerst mich an«? Es widerte sie wirklich an, an Chefez auch nur zu denken. Sie hatte nicht die Nerven, sich noch einmal die Geschichte mit dem Flug seiner Frau anzuhören, die erst übermorgen hätte eintreffen sollen, nun aber früher kam. Nicht einmal das Ende seines Satzes hatte sie hören wollen. Sie war mittendrin gegangen. Es reichte ihr, sein Spielzeug zu sein. Sie war schließlich auch nicht blöd, sie kannte Chefez. Wenn er wüsste, um was es sich handelte, würde er ihr die ganze Sache wegnehmen und jemand anderem geben. Er würde versprechen, wie immer, dass sie und nur sie allein damit auf Sendung ginge, aber am Ende würde er ihr die Reportage und die Lorbeeren wegnehmen. Liebe war eine Sache, Geschäft eine andere – und dann würde er noch behaupten, dass es aus Sorge um ihr Wohlergehen sei. Außerdem würde er wahrscheinlich gar nicht wagen, es ihr zu erlauben. Niemand würde es jetzt wagen, hatte Zadik nicht zu ihr gesagt, »alles ist eingefroren, Natascha«? Wenn der Intendant so etwas erklärte – das würde keiner missachten. Es brauchte nur einen Unfall und zwei Polizisten, und schon machten sich alle in die Hosen. Ja, klar, nicht bloß irgendein Unfall – ein Todesfall. Und sie hörte besser auf, sich zu benehmen, als sei es ihr gleichgültig, als sei ihr Tirza egal. Es war nicht so, dass es ihr egal gewesen wäre, es machte ihr schon etwas aus, auch wenn sie sie kaum gekannt hatte – man muss jemanden nicht kennen, um das Gefühl zu haben, dass es schade um ihn ist; schade um jeden, der vor der Zeit stirbt. Noch mehr Leid tat es ihr wegen Rubin, den sie gut kannte und sehr gern hatte, und von dem sie genau wusste, wie wichtig ihm Tirza war. Aber für sie persönlich – nichts zu sagen, Tirzas Tod hatte alles kaputtgemacht. Jetzt würde ihr ganz sicher niemand zuhören, denn, wie Zadik gesagt hatte – von dem Augenblick an, in dem die Polizei hereinkam, musste er den Kopf einziehen. Alle mussten den Kopf einziehen. Er war nicht bereit, sich mit irgendjemandem anzulegen – das fehlt mir gerade noch, hatte er zu ihr gesagt und mit einem Zahnstocher, den er aus seiner Hemdtasche zog, in seinen Zähnen herumgestochert, mich mit den Orthodoxen anzulegen. Als ob wir nicht genug Probleme hätten. Sie hatte es noch einmal versucht, war wie ein Hündchen neben ihm den Gang entlanggerannt, um ihm, als Rubin schon bei Benni Mejuchas zu Hause war mit der Polizei und dem Ganzen, zu erklären, dass, wenn nicht heute – wer weiß, wann es ein nächstes Mal gäbe, bei dem man sie auf frischer Tat erwischen könnte, »in real time«, hatte sie zu ihm gesagt, in seiner Sprache. Doch er hatte unterm Gehen, ohne sie anzuschauen, nur geantwortet: »Kindchen, da ist jetzt nichts zu machen, jetzt ist nicht die Zeit.«
    Vom Gangende

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