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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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ist?«
    Schraiber löste ihre Finger von seinem Arm. »Was ist es jetzt? Jetzt ist es Viertel nach eins, bis um zwei gebe ich dir die Antwort, okay?« Er behielt ihre Hand in seiner und streichelte sie mit der anderen. »Aber du unternimmst nichts, bevor ich dir eine Antwort gegeben habe, du gehst nirgendwohin, redest nicht – nichts. Hast du mich verstanden?«
    Natascha nickte und verfolgte mit dem Blick, wie er die Zigarette schnell in die offene Brusttasche seiner Weste steckte, die Tür einen Spalt aufmachte und in den Gang hinausspähte. »Komm raus«, sagte er zu ihr, »zuerst du und dann ich, damit man nicht sieht, dass wir zusammen in dem Zimmer waren, und denkt, dass … ich hab nicht den Nerv, mich mit Chefez um sein Mädchen zu streiten.«
    »Ich bin nicht sein Mädchen«, flüsterte sie wütend und trat auf den Gang hinaus, direkt in Chefez’ Arme. Sein Gesicht war düster, seine Augen konnte sie hinter den dunklen Brillengläsern nicht sehen. »Den ganzen Vormittag suche ich dich schon, wo treibst du dich rum?« Er wartete ihre Antwort nicht ab. »Hast du das mit Matti Cohen gehört?«
    Sie schüttelte verneinend den Kopf.
    »Matti Cohen ist gestorben.« Er nahm die Brille ab und rieb sich mit einer Hand sein rechtes, gerötetes Auge. Es war ihr egal, dass er schon wieder eine Entzündung hatte, sie wünschte, er hätte sie auch am zweiten Auge. »Vor einer halben Stunde, gestorben, einfach so, was sagst du dazu?«
    Was sollte sie darauf sagen, fast hätte sie mit den Schultern gezuckt. Sie hatte Matti Cohen kaum gekannt, wer war sie denn schon? Er war zu bedeutend gewesen für sie. Doch sie bemühte sich um einen ernsten Gesichtsausdruck, während Chefez fortfuhr: »Ein Mensch steht in der Früh gesund auf … na gut, nicht völlig gesund, aber so ziemlich, sagen wir, Übergewicht, aber mehr nicht, und innerhalb weniger Stunden ist es vorbei, was?«
    Natascha nickte teilnehmend. »Woran ist er gestorben?«
    »Das Herz, ein Herzinfarkt, im Polizeipräsidium, am Migrasch Harussim, während eines Verhörs, als man ihn über Tirza ausgefragt hat. Vorige Nacht hat er nicht geschlafen und heute früh ein Verhör … zu viel Anstrengung und Aufregung, sagen die Ärzte …« Er blickte zur Treppe hin und musterte die zwei Personen, die heraufkamen. »Da sind sie wieder, sie sind zurück«, sagte er mit schiefem Mund.
    »Wer?«, würgte Natascha heraus.
    »Hast du sie nicht gesehen? Die Polizisten? Die vorher da waren, sie sind zurückgekommen.«
    Ihr einziger Gedanke war, dass sie jetzt überhaupt keine Chance mehr hatte; wer würde ihr zuhören? Momentan war es nicht einmal mehr sicher, dass man sie mit der Sache der Jeschivastudenten in den Nachrichten auftreten lassen würde. Sie blickte den beiden Männern entgegen und erkannte in ihnen die gleichen, die am Morgen im Nachrichtenraum gewesen waren. Der eine, der größere mit den dunklen Augen und diesen Brauen, nickte Chefez zu, und ihr schien, dass er sie eigens ansah, mit so einem Blick, der bei ihr zur Folge hatte, dass sie gerne in Ordnung gewesen wäre, rundherum in Ordnung. So eine, von der er dächte, sie sei in Ordnung. Der zweite Polizist sagte etwas zu Aviva, und da kamen nun alle aus Zadiks Büro. Rubin erklärte Hagar etwas, und als Natascha sich ihm näherte und seinen Arm berührte, sagte er wieder zu ihr: »Nicht jetzt, Natascha, gleich.«
     
    *
     
    »Ein fester Besprechungstermin?«, vergewisserte sich Michael. »Immer am gleichen Tag, jede Woche, bei dir im Zimmer?«
    »Wenn ich im Land bin«, bestätigte Zadik.
    »Und man trinkt Kaffee. Immer?«, fragte Michael.
    »Wer will«, sagte Zadik leicht verwundert, »wir haben hier, wie du siehst, einen Wasserkocher in der Ecke – es gibt dort Kräutertee und normalen Tee, koffeinfreien Kaffee, Nescafe und türkischen zum Aufbrühen, es gibt Zucker und Süßstoff, Kondensmilch, Wegwerfbecher für die, die das aushalten, ich ertrag’s nicht, aber wir haben auch Gläser … du siehst ja. Früher waren sogar Filter und Kakao da, aber wir haben reduziert.«
    »Und Matti Cohen hat Kaffee getrunken? Immer?«
    »Türkisch, zwei Süßstoff und ein halber Teelöffel Zucker, ohne Milch. Zwei Gläser. Was hast du eigentlich mit Mattis Kaffee? Ich versteh nicht, was denkst du, was …?«
    Michael ignorierte den Ton der Beschwerde, der in Zadiks Frage mitschwang. »Und alle wussten, wie alle anderen ihn trinken?«
    »Mehr oder weniger«, seufzte Zadik, »es gibt Menschen – die erinnern sich. Und es

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