October Daye - McGuire, S: October Daye
ist wichtig, dass Sie verstehen, woran wir wirklich arbeiten. Versprechen Sie mir, dass Sie zu mir kommen, sobald Sie aufwachen?«
»Mach ich«, murmelte ich. Ich wollte sie dazu bringen, es mir gleich zu erzählen, doch ich konnte meine Beine nicht mehr spüren, geschweige denn mich bewegen. Wir alle haben unsere Grenzen, und ich hatte meine überschritten.
»Gut. Was Sie über das Gedächtnis gesagt habe n … das könnte es erklären. Und ich glaube, es ist wichtig, dass Sie Bescheid wissen.« Sie seufzte. »Sie sollen alles wissen.«
»Versproche n … «, brachte ich noch hervor. Etwas in mir schrie nach Antworten, aber den Nebel der Benommenheit interessierte das nicht. Ich weiß nicht mehr, wie lange sie neben mir saß oder wann sie ging. Alles, was ich noch weiß, ist das Fallen in die Dunkelheit und das halb geträumte Schwirrgeräusch der Nachtschattenflügel.
Zweiundzwanzig
M eine Träume waren ein Wirrwarr aus verzerrten Standbildern: April, die unter aufstiebenden Funken und Eichenblättern vor dem Gebäude erschien. Gordan, die in einem Dutzend Sprachen brüllte, während sie durch einen endlosen Flur lief. Alex und Terrie, die blutigen Hände ineinander verschlungen, lachend. Bleichgesichtige Ritter und Jungfrauen übersäten den Boden, und ich hielt immerzu nach den Vögeln Ausschau. Ich musste sie finden. Eine an Wände und Anschlagtafeln gekritzelte Phrase wiederholte sich immer wieder: ›… und keine Vögel singen‹. Warum spielte es eine Rolle, ob die Vögel sangen oder nicht? Und über allem war das leise, ständige Schwirren der Nachtschattenflügel zu hören und eine Stimme, die sagte: »Du warst meine Heldin. Davon hatte ich nur wenige.«
»Was ist mit den Vögeln?«, brüllte ich. Die Wände fielen in sich zusammen, sodass ich auf dem sich auflösenden Boden nach Halt suchen musste. »Ich muss die Vögel finden!«
»Glaubst du, dass sie für dich singen werden?«, fragte die Stimme beinahe sanft.
Die Welt zerbröckelte weiter. Jemand, den ich nicht sehen konnte, schüttelte mich. Ich dachte, es sei ein Teil des Traums, und schlug wild um mich, doch mein Arm wurde abgefangen. Alex’ Stimme drang durch die Überreste meiner Träume. In ihr schwang kaum verhohlenes Grauen mit. »Toby, wach auf. Bitte .«
Panik ist ein wunderbares Aufputschmittel. Ich zog meinen Arm frei und setzte mich auf. »Was ist los?« Ich war zu beschäftigt damit, die Situation zu verarbeiten, um wütend auf ihn zu werden, weil er mich berührt hatte. Vorerst jedenfalls.
»Wir können Jan nicht finden.« Er wirkte verstört, aber wach, wenigstens einer hatte Zeit gehabt, sich auszuruhen. Connor schlief neben mir, und Quentin hatte sich auf dem Boden eingerollt und seinen Mantel als Kissen verwendet. Ich musste stundenlang geschlafen haben, wenn die beiden sich ebenfalls hingelegt hatten, und ziemlich tief, wenn ich nicht einmal gehört hatte, wie sie hereingekommen waren.
»Wann habt ihr sie zuletzt gesehen?« Ich stand auf. Ein Schwindelgefühl erfasste mich. Ich stützte mich an der Wand ab.
»Etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang.«
O Eiche und Esche. »Wie spät ist es jetzt?«
»Fast halb zwölf.«
Ich starrte ihn an. »Warum zum Henker hast du mich nicht früher geweckt?«, fauchte ich. Quentin gab einen leisen, knurrigen Laut von sich und rollte sich herum, ohne aufzuwachen. Lange würde er nicht mehr schlafen können.
»Elliot meinte, wir sollen dich schlafen lassen, bis wir sicher sind, dass sie verschwunden ist. Gordan hat in ihrer Wohnung nachgesehen und ist gerade zurückgekommen. Elliot hat gesagt, jetzt sei es an der Zeit, dich zu wecken.« Angesichts meiner Miene fügte er hinzu: »Er ist ihr Seneschall, Toby. Ob es eine gute Idee war oder nicht, es stand ihm zu, die Entscheidung zu treffen.«
»Ich weiß, ich weiß.« Ich holte tief Luft und versuchte mich zu beruhigen. »Ist ihr Fahrrad noch hier?«
Er überlegte kurz. »Ich glaube nicht.«
»Das ist ein gutes Zeichen. Alles, wovon wir wissen, hat sich auf dem Firmengelände abgespielt, also geht es ihr wahrscheinlich gut, wenn ihr Fahrrad verschwunden ist. Geh nachsehen, ich wecke die Jungs und komme gleich nach.«
»Findest du den Weg hinaus?«
Ich verspürte das irrationale Bedürfnis, ihn zu trösten, und setzte eine finstere Miene auf. Er hob die Hände.
»Ich schwöre dir, ich mache das nicht absichtlich. Ich bin bloß nervös. Es passiert leicht, wenn ich nervös werde.«
»Wir finden den Weg schon. Und jetzt raus.« Ich
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