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October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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Bodenfliesen und den Hinweisen, die mir achtlos auf Anschlagtafeln gekritzelte Pfeile gaben, vertraute auf alles, was so aussah, als könnte es ein Zeichen sein. Es schien zu klappen. Unser Weg führte uns durch immer mehr Räume, die ich wiedererkannte, in vertraute Gefilde.
    Quentin sah mich unterwegs an und fragte: »Ist sie tot?«
    »Wahrscheinlich.« Ich betrachtete unsere Umgebung und trat schließlich auf die Tür zu, die am ehesten mit den Abriebmalen auf dem Boden ausgerichtet zu sein schien.
    »Warum haben die uns nicht früher geweckt?«
    »Weil es dadurch real geworden wäre«, sagte Connor. Wir sahen ihn beide an, und er zuckte die Achseln. »Solange sie selbst nach ihr suchten, war es nicht endgültig.«
    Die Tür führte zur Küche der Cafeteria und offenbarte einen zweiten Eingang, den zuvor die Schränke an der Wand verborgen hatten. Die Cafeteria präsentierte sich makellos; Elliots Magie hatte jegliche Spuren des Kreises für mein Ritual und dessen chaotische Ergebnisse beseitigt. Ich fragte mich unwillkürlich, wie lange wir wohl schon schliefen, als er dem Drang nachgegeben hatte, alles sauber zu machen.
    »Folgt mir«, sagte ich. »Wir kommen näher.«
    »Aber was machen wir?« Quentin wirkte zunehmend frustriert.
    »Wir lassen uns vom Mugel führen. Jan war die Gräfin, und falls sie tot ist, trauert das Land. Es wird wollen, dass wir sie finden.« Ich trat in den Gang hinaus und stellte kaum überrascht fest, dass wir nur wenige Türen von Jans Büro entfernt waren. Es bestand so gut wie keine Aussicht darauf, sie dort zu finde n – bestimmt hatte man dort zuerst nach ihr gesuch t – , aber es war ein Anfang. Sogar Enden begannen irgendwo.
    »Wie kann das funktionieren ?« Nun wirkte Quentin verwirrt. Connors Miene zufolge wusste er es, doch er überließ mir die Erklärung.
    »Der König ist das Land, Quentin. Das ist alles. So hat es in Faerie schon immer funktioniert.« Die Tür zu Jans Büro war nur angelehnt. Im Inneren weinte jemand. Ich zog meine Hand aus der von Connor und bedeutete ihm und Quentin zu bleiben, wo sie waren. Als sich das Geräusch nicht veränderte, schob ich die Tür auf und trat ein.
    Die Bürobeleuchtung war ausgeschaltet, die Jalousien herabgelassen, sodass im Raum ein künstliches Zwielicht herrschte. Ich kniff die Augen zusammen. »Hallo? Jan?« Das Schluchzen dauerte fort, verbittert und verzweifelt. »Jan?«
    »Das ist nicht sie«, meldete sich Quentin zu Wort, als er und Connor eintraten.
    Ich hielt inne und lauschte. Er hatte recht. Die Stimme klang zu hoch, um Jans zu sein. »Nein«, sagte ich und trat mit vorsichtigen Schritten auf den Schreibtisch zu. Papierstapel waren umgekippt und bedeckten den Weg, kleine Lawinen, die wahrscheinlich nie aufgeräumt werden würden. Das schmerzte. Der Unterschied zwischen Unordnung und Chaos ist Kontrolle, und Jans Kontrolle war gebrochen worden.
    Ihre Notizen über Barbaras Verbindung zu Traumglas stapelten sich auf dem Schreibtischstuhl. Ich kniete mich hin und schob ihn beiseite. Zum Vorschein kam April; mit den Händen vor dem Gesicht hatte sie sich zusammengerollt und weinte.
    »April?« Ich legte ihr eine Hand auf die Schulte r – oder versuchte es zumindest, doch meine Finger strichen durch sie hindurch und berührten die Rückseite des Schreibtischs. Es war, als griffe man in eine Nebelbank. Ich zog die Hand zurück. »Kannst du mich hören?«
    Sie erschauerte, und ihr Schluchzen verstummte. Dann stimmte sie einen Sprechgesang an: »Sie ist weg, sie ist weg, sie ist we g … «
    »Wer ist weg? April, wo ist Jan?« Ich behielt einen ruhigen Tonfall bei. Das Letzte, was ich wollte, war, sie noch mehr aufzuregen.
    »Mama ist offline. Keine Neustarts mehr.« Sie hob den Kopf. Tränen verliefen in geraden Linien über ihre Wangen, als wären sie aufgemalt. Das wäre schon unter gewöhnlichen Umständen entnervend gewesen, wirkte durch ihr Elend jedoch noch schlimmer. »Sie sollte nicht offline gehen. Sie sollte sich um mich kümmern .«
    Ich erbleichte. Ich wusste, was ›offline‹ für April bedeutete. Behutsam fragte ich: »Wo ist deine Mutter, April?«
    »Wie die anderen: weg.« Sie schauderte und begann sich vor und zurück zu wiegen, die Arme um die Knie geschlungen. »Offline. Außer Betrieb. Vom Router abgekoppelt.«
    »Weg«, bestätigte eine Stimme. Ich schaute auf. Alex stand neben Connor an der Tür. Seine Arme hingen schlaff an den Seiten herab. Ich sah ihn zum ersten Mal gänzlich reglos. »Gordan hat

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