October Daye - McGuire, S: October Daye
Schüsse. Der erste ging daneben. Der zweite traf Quentin.«
»Er ist ein Glückspilz«, sagte Gordan und stand auf. »Die Kugel hat den Knochen zerschmettert, aber die Arterie verfehlt. Ein Zentimeter weiter, und er wäre verblutet, bevor ich hier war.«
Diesmal konnte ich ein Schaudern nicht unterdrücken. Ich sagte: »Warum ich ihn nicht in ein Krankenhaus bringen kann, haben wir bereits durchgekaut. Hat der Raum, in dem ich vorhin geschlafen habe, ein Schloss?«
»J a … «, antwortete Elliot.
»Gut. Wir bringen ihn dorthin. Connor wird Wache halten. Sylvester ist unterwegs. Ich rufe nochmals an, um ihm zu sagen, er soll sich beeilen, aber ich weiß nicht, ob er nicht schon aufgebrochen ist. Wenn er bis Sonnenuntergang nicht hier ist, nehme ich Ihr Auto und fahre Quentin nach Hause.« Ich sah Elliot an. »Ich weigere mich, ihn hier sterben zu lassen. Verstehen Sie?«
»Du willst uns im Stich lassen?«, fragte Alex entsetzt. Ich spürte, wie das halb vertraute Kribbeln von Verlangen in meinem Bauch aufflammte, und unterdrückte es, so gut ich konnte. Er mochte ein Meister der Magie sein, aber ich war eine Daoine Sidhe voller Blut, und es gibt wenig, was schwieriger zu kontrollieren ist.
»Ich komme zurück, abe r – ja. Wenn es darum geht, Quentins Leben zu retten, werde ich abreisen.« Ich wandte mich an Gordan. »Können wir ihn gefahrlos transportieren?«
»Ich würde es sogar empfehlen«, gab sie zurück. »Hier ist es unhygienisch.«
»Und eine Infektion ist immer ein Risiko. Schon klar.« Ich trat vor, kniete mich neben Quentins Kopf und fragte: »Quentin, kannst du mich hören?« Er gab keine Antwort. Ich beobachtete ihn eine Weile, um mich zu vergewissern, dass er atmete. »Alles klar. Er ist weggetreten.«
»Ich glaube nich t … «
»Elliot, halten Sie die Klappe«, fiel ich ihm ins Wort.
»Ich habe ihn«, sagte Connor und trat an Quentins andere Seite.
»Gut. Elliot, nehmen Sie seine Füße. Connor, du hast den unversehrten Ar m – schieb einfach die Hände unter ihn. Eins, zwei, hoch.« Zu dritt hoben wir Quentin wohlbehalten vom Boden auf. »Alex, übernimm die Tür.«
»Ich halte das für keine gute Idee«, sagte er, setzte sich aber in Bewegung, um die Tür zu öffnen.
»Und was wäre eine? Ihn hier lassen? Nach Schattenhügel zurückkehren? Sag es mir, o Weiser.« Ich starrte ihn finster an und verlagerte den Griff an Quentin.
Alex seufzte. »Ich fürchte, es gibt keine guten Ideen mehr. Kommt. Es geht hier entlang.«
Wir ergaben eine merkwürdige Parade. Alex lief voraus. April tauchte abwechselnd neben und vor ihm auf und verschwand dazwischen wieder. Connor, Elliot und ich bildeten den Mittelteil und bemühten uns, Quentin nicht schlimmer als notwendig durchzurütteln, und Gordan war das Schlusslicht. Wir waren alle nervös, sogar April, und beim geringsten Geräusch zuckten wir zusammen.
Nichts griff uns an.
Im Pausenraum übernahm wieder Gordan das Kommando und gab uns herrisch Anweisungen, als wir Quentin auf den Futon legten und ihm ein Kissen unter den Kopf schoben. Der zerrissene, verdreckte Zustand seiner Kleider ließ sie erneut eine finstere Miene aufsetzen. Mit funkelnden Augen wandte sie sich an Elliot. »Das ist ein Infektionsrisiko«, sagte sie.
»Was soll ich dagegen tun?«, fragte er. Dabei hörte er sich nicht abwehrend an, bloß müde.
»Kümmere dich darum. Und um sie auch.« Sie deutete mit dem Daumen auf mich und Connor. »Auch ein Infektionsrisiko. Außerdem riechen sie übel.«
»Sicher.« Seufzend drehte er sich uns zu. »So peinlich es mir unter den gegebenen Umständen ist, die Frage zu stelle n … darf ich Sie reinigen?«
»Klar«, antwortete Connor.
»Natürlich«, sagte ich. Ich blutete noch, daher würde es wahrscheinlich schmerzen, doch das war nicht so wichtig wie Quentin. Alles, was das Risiko einer Infektion verringerte, war mir recht. »Sie haben auch für Quentin meine Zustimmung.«
»April, du solltest jetzt gehen; das ist schlecht für deine Schaltkreise.« Die Dryade verschwand. Elliot hob die Hände. »Würden Sie ihm bitte die Nase zuhalten?«
»Wird gemacht.« Ich legte die Hände über Quentins Mund und Nase und schloss die Augen. Wärme und Feuchtigkeit umgaben mich, begleitet vom Gefühl Hunderter kleiner, schrubbender Hände. Die Verletzungen in meinem Gesicht brannten wie Feuer, aber ich behielt mich fest im Griff und bedeckte weiter Quentins Gesicht. Ich hoffte nur inständig, dass er nicht mitten während des Vorgangs
Weitere Kostenlose Bücher