October Daye - McGuire, S: October Daye
dann hat wohl jemand ihre Waffe gestohlen.« Ich seufzte. »Es ist ein Insider. Monster verwenden keine Schießeisen.« Er zuckte zusammen. »Es ist die einzige Antwort, die in Frage kommt. Ich bin hier, um Sie nach Möglichkeit zu retten, nicht, um Sie zu verhätscheln.«
»Ich weiß. Ich kann nur nicht glauben, dass jemand von uns so etwas tun würde. Dass jemand von uns Jan oder meine Yui umbringen würde. Warum sollte jemand so etwas tun?«
»Ich weiß es nich t – das versuche ich noch herauszufinden. Aber ich habe eine ziemlich gute Vorstellung davon, wer es war.«
»Wirklich? Wer?«
»Terrie.«
Elliot zischte. Einen Moment lang dachte ich, er versuchte, nicht zu lachen. Dann bekam er sich wieder unter Kontrolle und sagte: »Ich glaube, das ist nicht plausibel.«
»Sofern sie ein Alibi hat, hat sie es nicht bekannt gegeben. Sie hat die erste Leiche gefunden, und sie hat sich nicht an der Suche nach Jan beteiligt. Es sieht nicht gut aus.«
»Für all das gab es Gründe, Toby«, erwiderte er.
»Ich bezweifle, dass die gut genug sind. Alle anderen hatten ein Alibi.«
»Ich denke, Sie werden diese Gründe doch ziemlic h … legitim finden.«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Lassen Sie mal hören.«
Er sah auf die Uhr. »Es ist vier Uhr dreißig. Bei Sonnenuntergang bekommen Sie eine Antwort.
Ich zog eine Augenbraue hoch. »Und das ist wann?«
»Um sieben. Früher wird Terrie nicht hier sein.«
»Wenn ihre Entschuldigung nicht gut genug ist, nehme ich sie wegen Verstoßes gegen Oberons Gesetz in Gewahrsam. Wenn die Sonne untergeht, ist das Spiel aus. Haben Sie das verstanden?«
»Ja«, antwortete er traurig. »Ich schätze schon.«
Fünfundzwanzig
I m Flur war kein Empfang. Ich klappte das Telefon zu und starrte es wütend an, als hätte es das nur getan, um mich zu ärgern, dann trat ich an die Tür zum Futonzimmer. »Ich muss nach draußen und versuchen, Empfang zu bekommen. Lassen Sie mich nur rasch Connor Bescheid sagen, wohin ich gehe.«
Noch bevor meine Knöchel die Tür berührten, tauchte April mi t – für ihre Verhältniss e – beunruhigter Miene auf. Mein Arm fuhr direkt durch ihren Hals. Ich schrie auf und zuckte zurück.
»Quentin schläft. Connor überwacht seinen Zustand. Bitte setzen Sie Ihren Versuch, ihn zu stören, nicht fort. Seine Batterien müssen aufgeladen werden, wenn er im Netzwerk bleiben soll.«
Ich schaute zu Elliot. Er sah so verwirrt aus, wie ich mich fühlte. »Na schön, April. Ich wollte dich nicht aufregen.«
»Entschuldigung angenommen. Gehen Sie jetzt.« Damit verschwand sie und ließ Ozongeruch in der Luft zurück.
»Das war seltsam«, meinte ich.
»Sie hat Ihren Assistenten ins Herz geschlossen. Vielleicht liegt es daran, dass er in ihrem Alter ist. Soll ich Ihnen den Weg zeigen?«
»Bitte.«
Die Vereinfachung des Mugels hatte sich fortgesetzt, während ich schlief. Zahmblitz trauerte wie der Rest von uns, und es gab keinen Grund, die Gänge kompliziert zu gestalten. Der Mugel hatte nichts mehr zu verbergen. Je mehr ich von unserer Welt sehe, desto mehr gelange ich zu der Überzeugung, dass in Faerie einfach alles lebendig ist. April war ein Computer mit Bewusstsein, und eins meiner Haustiere ist ein Rosenstrauch mit Füßen. Warum sollten die Orte, an denen wir leben, nicht ebenfalls ein Bewusstsein besitzen? In Faerie kann das Land eine eigene Meinung haben.
Elliot respektierte meinen offenkundigen Wunsch nach Schweigen und blieb ein paar Schritte vor mir, als wir uns dem näherten, was vermutlich die Tür nach draußen darstellte. Er entriegelte das Schloss, öffnete die Tü r – und krächzte überrascht auf, als er auch schon verschwand, hinausgerissen von der Hand, die sich plötzlich um seine Kehle geschlossen hatte. Fluchend rannte ich los und preschte wenige Sekunden nach ihm zur Tür hinaus. Dann blieb ich stehen, schlug mir eine Hand über den Mund und starrte auf das Bild, das sich mir bot.
Tybalt hielt Elliot dreißig Zentimeter über dem Boden. Wenigstens hatte er ein bisschen Gnade gezeigt, indem er Elliots Kehle losgelassen und ihn stattdessen am Kragen gepackt hatte. Während Elliot dadurch mit geringerer Wahrscheinlichkeit die Schlagader aufgerissen werden würde, half es ihm zum Atmen wenig; er ruderte wild mit den Armen, während sein Gesicht einen beunruhigend an Pflaumen erinnernden Farbton annahm. Jede einzelne Katze des Geländes schien sich um die beiden versammelt zu haben, sodass der Rasen einer wuselnden
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