October Daye - McGuire, S: October Daye
anerkennend. »He, Elliot, warum ist Gordan eigentlich in Aprils Raum?«
»Wartungsarbeiten.«
»Wartungsarbeiten?«, wiederholte ich und schenkte meine Tasse voll.
»Ihr Server muss jeden Morgen überprüft werden. Gordan ist die einzige Hardwareexpertin, die noch übrig ist.«
Tybalt runzelte die Stirn. Mir wurde klar, dass ihn noch niemand über Aprils Natur aufgeklärt hatte. »Warum muss dieser ›Server‹ überprüft werden?«
»Wenn er kaputtgeht oder die Stromversorgung unterbrochen wird, geht April offline.« Elliot zuckte mit den Schultern. »Wir müssen regelmäßig Wartungsarbeiten vornehmen, um dafür zu sorgen, dass das nicht geschieht.«
Mit der Tasse halb an den Lippen hielt ich inne. »Wiederholen Sie den Teil mit dem Strom.«
»Wenn die Stromversorgung für Aprils Server unterbrochen wird, ist sie offline, solange es dauert.«
»Und offline bedeutet was genau?«
»Sie verschwindet. Sie verlässt das Netzwerk und ›stirbt‹, bis der Strom wieder einsetzt.«
»Und was dann? Geht es ihr dann wieder gut?«
»Ja. Sobald sie neu gestartet wurde.«
Ich stellte meine Tasse ab. »Aha.« Kein Wunder, dass April nicht verstand, weshalb Jan nicht aufwachen wollte. Sie verstand den Tod an sich nicht, denn jedes Mal, wenn sie ›starb‹, kehrte sie danach wieder ins Leben zurück. Sie wäre die perfekte Verdächtige gewesen, die unschuldige Mörderi n … wäre da nicht Peter gewesen, der während eines Stromausfalls gestorben war. Wie hätte sie ihn töten können, wenn sie selbst ›tot‹ war? »Kann sie herkommen?«
»Nicht während der Wartung.«
»Verstehe.« Ich ging auf Tybalt zu. »Wo ist ihr Raum?«
»In der Nähe von Jans Büro.«
»Okay.« Ich sah auf die Uhr. Die Sonne würde bald aufgehen, und die Antworten, die ich brauchte, ließen sich nur bei den Toten finden. »Haben Sie einen Schlüssel für das Futonzimmer?«
Elliot legte die Stirn in Falten. »Ja.«
»Gut. Hören Sie mir jetzt genau zu: Gehen Sie nicht in die Nähe von Aprils Raum. Ich will, dass Sie zum Futonzimmer zurückkehren und sich dort einschließen. Lassen Sie niemanden rein. Falls April auftauchen sollt e … « Ich verstummte kurz. »Dann lassen Sie sie nicht die Tür öffnen.«
Die Falten auf seiner Stirn wurden tiefer. »Wovon reden Sie?«
»Vertrauen Sie mir einfach, in Ordnung?« Es war nicht Terrie: Terrie war tot. Es war nicht Elliot: Wäre er der Mörder, wäre ich tot gewesen, sobald wir zusammen allein waren. Somit blieben April und Gordan … und April verstand zwar nicht, was Tod bedeutete, konnte aber unmöglich diejenige gewesen sein, die Peter getötet hatte.
Wir hatten ein Problem.
Elliot runzelte erneut besorgt die Stirn und meinte: »Also gut.« Dann drehte er sich um und eilte hinaus in den Gang.
»Ist er in Sicherheit?«, fragte Tybalt. Die Frage klang akademisch, es kümmerte ihn so oder so nicht, und er wollte gart nicht erst so tun, als wäre es anders.
»April ist offline und Gordan beschäftigt«, erwiderte ich. »Das ist vielleicht das letzte Mal, dass er in Sicherheit ist.« Ich schaute zu ihm auf. »Ich nehme an, du hast vor, mich zu begleiten.«
Er setzte den Ansatz eines Lächelns auf. »Als ob ich dich allein Leib und Leben riskieren lassen würde.«
»Dachte ich mir«, sagte ich. »Hier entlang.«
Es war kurz vor Sonnenaufgang, als wir die Kellertür erreichten. Ich spielte mit dem Gedanken zu versuchen, es allein die Treppe hinunter zu schaffen, und beschloss, mein Glück nicht auf die Probe zu stellen. Vielleicht würde es mir gelingen. Vielleicht würde ich mich aber auch auf halbem Weg nach unten befinden, wenn die Sonne aufging, und die Vorstellung, mir den Hals zu brechen, weil ich so dumm war, mich auf eine Mutprobe mit dem Sonnenaufgang einzulassen, behagte mir gar nicht. Ich schloss die Augen, lehnte mich an die Wand und wartete. Tybalt legte mir einen Arm um die Schultern, und ich zuckte zusammen, ohne die Lider zu öffnen. Der Sonnenaufgang geht immer vorbei. Das gehört zu den wenigen Dingen, die ich daran mag.
Hätte ich nicht geschlafen gehabt, hätte die Kraft des Sonnenaufgangs gereicht, um mich bewusstlos werden zu lassen. So kehrten nur meine Kopfschmerzen mit voller Wucht zurück, als der Druck sich verflüchtigte. Ich blieb mit einem mulmigen Gefühl zurück und war froh, das Frühstück ausgelassen zu haben. Andernfalls hätte ich mich übergeben. Tybalt ließ den Arm die ganze Zeit um meine Schultern und gab mir Halt. Als der Sonnenaufgang
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