October Daye - McGuire, S: October Daye
zurückhaben wollen.« Er zog die Hand zurück. »Du bist im Begriff, mich um etwas zu bitten. Ich kenne diesen Blick.«
»Stimmt.« Einen Moment lang wollte ich seine Hand ergreifen, nur um etwas zu haben, woran ich mich festhalten konnte. Der Augenblick verstrich. »Ich weiß nicht, wo Sylvester steckt, und er sollte eigentlich nicht so lange brauchen. Kannst du versuchen, ihn zu finden?«
»Nicht bevor ich weiß, dass du in Sicherheit bist.«
Ich bedachte ihn mit einem Seitenblick. Er starrte gebieterisch zurück.
Schließlich seufzte ich. »Na schön.«
Schweigend gingen wir durch die verwaisten Flure. An der Tür zum Futonraum klopfte ich, und Connor ließ mich hinein. Tybalt sah er nur leicht misstrauisch an. Quentin schlief. Sein Gesicht zeichnete sich blass in der Düsternis ab. Die Seepferdchen tollten in ihrem Aquarium umher, ohne etwas von den Gefahren rings um sie zu ahnen. Glückliche Viecher.
Tybalt nickte erst Connor, dann mir zu, bevor er sich umdrehte und in den Schatten des Flurs verschwand. Ich schloss die Tür, verriegelte sie und sah Connor an. »Weck mich eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang oder wenn Sylvester hier ist, je nachdem, was zuerst eintritt.«
»Will ich es wissen?«
»Wahrscheinlich nicht«, antwortete ich erschöpft. Er nickte und umarmte mich kurz, bevor er mich losließ, damit ich mich auf dem Fußboden vor dem Futon ausstrecken konnte. Kaum hatte ich die Augen geschlossen, schlief ich ein.
Sofern ich träumte, konnte ich mich nicht daran erinnern.
»Toby, es ist Zeit.« Connors Stimme, nur wenige Zentimeter von meinem Ohr entfernt.
Mit einem Ruck setzte ich mich auf, stieß mit dem Kopf beinahe gegen seinen und starrte ihn an. »Was ist?«
»Es ist Zeit.«
»Sylveste r … «
»Tybalt kann es dir erklären.« Seiner verkniffenen Miene entnahm ich, dass es nichts Gutes war.
Ich nickte. »Na schön. Nur eine Sekunde.« Ich stand auf, ließ mir Zeit damit, auf die Beine zu kommen, und streckte den Arm aus, um Quentins Stirn zu fühlen. Sie war nicht heiß genug, um mir Sorgen zu bereiten, und seine Atmung ging gleichmäßig. Infektionsgefahr bestand zwar nach wie vo r – das Risiko ist immer gegebe n – , aber er würde nicht im Schlaf sterben.
Tybalt wartete zusammen mit Elliot im Gang. Connor trat mit mir hinaus, behielt jedoch die Hand auf dem Türknauf.
Ich ließ den Blick zwischen den Männern hin- und herwandern. »Und?«
»Eure Monarchen sind ein so reizender Menschenschlag«, sagte Tybalt und gab sich keine Mühe, seine Verachtung zu verbergen.
Ich stöhnte. »Riordan.«
»Sie will nicht glauben, dass Herzog Torquill aus legitimen Gründen hier ist«, erklärte Elliot. »Ich rief ihren Seneschall an, sobald ich davon erfuhr, abe r … «
»Aber sie hält ihn an der Grenze fest?«
»So ist es.« Er nickte verkniffen.
»Das ist einfac h … verdammt.« Ich seufzte. »Na schön, wo ist Gordan?«
»In Aprils Raum, mit verriegelter Tür. Wir wissen von allen, wo sie sind.«
Ich wusste also, wo jeder war. Warum wusste ich dann nicht, wohin ich mit dem Finger zeigen sollte? April war Jans Tochter. Gordan hatte ihre beste Freundin verloren, Elliot seine Verlobt e – wer war übrig? Sofern sich nicht noch jemand im Gebäude aufhielt, waren mir die Leute fast und die Verdächtigen ganz ausgegangen.
»Gut«, meinte ich und ging los in Richtung Cafeteria. »Kommt. Ich will Kaffee, bevor es so weit ist.«
»Du bist so bezaubernd vorhersehbar«, sagte Tybalt trocken und folgte mir.
Elliot blickte zwischen uns hin und her und fragte: »Was haben Sie vor?«
»Genau das, was ich sagte: Tote auferwecken. Fragen Sie nicht nach Einzelheiten. Die kenne ich selber nicht.«
Er blieb stehen und starrte uns an, bevor er mit Flüsterstimme hervorbrachte: » Alle Toten?«
Oh, Eiche und Esche. Ich hatte nicht gewollt, dass er dacht e … »Nein«, sagte ich. »Das kann ich nicht. Tut mir leid. Dazu bin ich nicht fähig. Aber für Alex besteht noch eine Chance.«
Einen Augenblick lang sah Elliot untröstlich aus, und ich hätte mich am liebsten geohrfeigt. Ich war wütend auf diese Leute gewesen, weil sie sich so verdammt vage ausdrückten, und nun tat ich ihnen dasselbe an. »Ich verstehe.«
Die Blutflecken waren vom Boden der Cafeteria verschwunden, und auf der Arbeitsfläche wartete bereits eine Kanne Kaffee. Ich hielt geradewegs darauf zu und griff mir eine Tasse.
»Ich habe ja gesagt, dass sie Kaffee liebt«, merkte Tybalt an.
»Sehr aufmerksam«, sagte ich
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